Eltern, die keine Kritik an ihren Kindern vertragen

vom 13.03.2019, 20:05 Uhr

Ich hatte eine Schulkameradin, die zu extremer Unselbstständigkeit erzogen wurde. So wusste sie ungefähr zur Zeit ihres Abiturs (also mit 19) nicht, wie man einen Herd bedient geschweige denn, wie man Nudeln kocht. Auch konnte sie einfachste Aufgaben im Haushalt nicht bewältigen, wie beispielsweise bügeln.

Als ich einmal bei ihr zu Besuch war und sie sich mal wieder bei einer einfachen Sache blöd anstellte, konnte ich mir einen Kommentar dazu einfach nicht verkneifen. Ihre Mutter, zufällig anwesend, fuhr mich regelrecht an. Die Frau ließ einfach keine berechtigte Kritik an ihrer Tochter zu. Das war für mich völlig unverständlich, aber Lust auf eine Diskussion hatte ich mit gerade mal 18 mit dieser Furie auch nicht.

Meine Eltern waren überhaupt nicht so drauf. Wenn mich jemand kritisierte, dann schwiegen sie entweder oder gaben der Person im schlimmsten Fall noch Recht. Rückendeckung konnte ich grundsätzlich nicht erwarten. Kennt ihr Eltern, die Kritik am Sprössling nicht akzeptieren? Oder seid ihr selber dieser Typ Eltern? Wie geht ihr bei anderen damit um?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 13.03.2019, 21:51, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich finde mit 18 sollte man selber auch etwas dazu sagen können und vor allem auch selber einsehen, dass man da nicht alles richtig gemacht hat. Ich finde so einer Kritik muss man als Eltern auch nicht mit einem entsprechenden Kommentar begegnen. Natürlich hat man da etwas falsch gemacht, aber das muss man eben auch einsehen.

Generell bin ich der Meinung, dass das Kind lernen muss mit Streit umzugehen und auch mit Kritik umzugehen, weswegen ich da nun auch nicht gleich eingreifen würde, wenn jemand meine Kinder kritisiert. Wozu auch? Die haben beide einen Mund und können sich verteidigen. Einschreiten würde ich nur, wenn ich mein Kind absolut in die Ecke gedrängt sehen würde und es selber dann keine Möglichkeit mehr hat sich selber zu helfen.

Dennoch ist Kritik ja etwas, aus dem man lernen kann, woraus man sich verbessern kann und das Feedback von anderen Menschen ist wichtig und deswegen muss man nicht sofort wie eine Glucke eingreifen, sondern kann das auch erstmal laufen lassen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Für mich sieht das dann eher danach aus als ob die Eltern abgesehen von der Nachwuchsproduktion in allem versagt hätten und daher jede Form von (indirekter) Kritik total persönlich nehmen. Diese Eltern fühlen sich dann total angegriffen, wenn der Nachwuchs kritisiert wird, weil sie den Nachwuchs ja erzogen und geformt und "produziert" haben und wenn das das einzige ist, was die Eltern jemals zustande gebracht haben und ihren Selbstwert von diesem "perfekten Endprodukt" machen, ist es klar, dass man entsprechend verschnupft reagiert, wenn jemand eben anderer Ansicht ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann schon verstehen, dass man als Eltern sein Kind beschützen möchte und es eben auch in Schutz nimmt. Aber das scheint ja schon ein extremer Fall zu sein. Ich denke, dass Mädchen kennt es nicht anders und kritisiert daher das Verhalten ihrer Eltern sicherlich auch nicht. Ich stelle es mir schon ziemlich schwierig vor, wenn man so unselbstständig ist. Da haben die Eltern sicherlich das Kind zu gut behüten und beschützen wollen.

Ich denke, dass die Eltern ziemliche Glucken sind, wenn keine Kritik vertragen bzw. es nicht ertragen, wenn jemand ihre Tochter kritisiert. Sicherlich ist es nicht immer einfach mit Kritik umzugehen, aber ich denke, dass man da auch einfach mal schweigen muss und das sein Kind selbst regeln lassen. Aber es sicherlich ein Instinkt und passiert oft automatisch, dass man sein Kind verteidigt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Dass Eltern ihre Kinder in Schutz nehmen, das verstehe ich schon, aber in dem Fall war das Kind ja auch noch erwachsen und die Kritik offensichtlich auch berechtigt. Ich verstehe es, dass du dich auf keine Diskussion einlassen wolltest und vielleicht hat die Mutter es auch als persönliche Kritik aufgefasst, weil das ja auch eine Art Kritik an ihrem Erziehungsstil gewesen ist. So kann eine Kritik auch im Nachhinein noch etwas bringen, wenn die Eltern mal darüber nachdenken, ob nicht doch etwas dran gewesen ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Bei mir war es leider immer genau umkehrt. Meine Eltern haben schon immer liebend gerne über mich gelästert. Wenn dann noch jemand anderes etwas Negatives über mich gesagt hat, dann hat sie das nur noch mehr angestachelt, sie sind richtig aufgeblüht und haben mich dann quasi gemeinsam fertig gemacht. Das ist bis heute so, so dass der Kontakt auch immer weniger wird, da ich ohnehin schon selten da bin und mich dann nicht noch dauernd kritisieren lassen muss.

Jedenfalls finde ich aber beides nicht gut - auch wenn die Eltern so gar keine Kritik zulassen, ist das nicht gut. Ich finde, dass man da einen guten Mittelweg finden sollte. Wenn die Kritik wirklich berechtigt ist, sollte man das auch als Eltern nicht abstreiten, sondern dazu stehen. Natürlich kommt es aber auch immer darauf an, wie genau die Kritik geäußert wird.

Wirkt sie wirklich beleidigend, dann kann man sich als Eltern durchaus schützend vor das Kind stellen, genauso, wie wenn die Kritik nicht berechtigt und angemessen ist. Ansonsten sollte man aber durchaus auch mal zu Kritik stehen können - wobei man das als Eltern ja aber auch nicht immer kommentieren muss, wenn das erwachsene Kind von anderen Personen kritisiert wird.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Du schreibst, dass sie extrem unselbstständig gewesen wäre, aber als einzige Beispiele, was sie nicht konnte, nennst du das Nudelkochen und Bedienen des Herds sowie Bügeln. Du beziehst das also nur auf irgendwelche Haushaltstätigkeiten, ohne die man durchaus gut leben kann. Ich denke, man kann auch ohne Nudelkochen und Herd im Leben klar kommen und wer bügelt in Zeiten knitterfreier Stoffe noch?

Das finde ich wirklich interessant, es geht um eine Frau, die nicht kochen und nicht so viel im Haushalt machen kann, zumindest nicht bügeln. Hättet dich das Thema auch gestört, wenn es ein Schulkamerad und kein Mädchen gewesen wäre? Hättest du bei einem Mann auch verständnislos reagiert, weil er nicht kochen und nicht bügeln kann? Oder wäre es bei einem Mann okay, wenn er das nicht kann, weil das nur die Frauen können sollen? Wie viele 18-jährige Männer haben wohl noch nie gebügelt? 90%?

Ich denke, es gab mal Zeiten, wo Frauen all das können mussten, aber heutzutage ist es doch nicht lebensnotwendig, zu bügeln und zu kochen. Ich habe in meinem leben auch nur einmal Nudeln gekocht und die waren nicht besonders toll. Ansonsten versorge ich mich ohne Kochen mit Lebensmitteln und komme prima klar. Ich habe auch noch nie gebügelt, ich wüsste gar nicht, was ich hätte bügeln sollen.

Das sind Wertvorstellungen, die für mich echt irgendwie veraltet sind, wenn man erwartet, dass eine Frau sowas unbedingt können muss, erst recht wenn sie gerade mal im Jugendalter ist. Vielleicht legst du auf solche Dinge zu großen Wert, weil dir das wichtig ist, aber ich denke, man kann ganz prima und erfolgreich und selbstständig leben, auch wenn man nicht bügeln kann.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 21.04.2019, 13:54, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Gut gekontert, Zitronengras. Mein Mann wusste auch nicht, wie man Nudeln kocht. Er hätte sie ins kalte Wasser gegeben und aufgekocht. Frage mich, womit der daheim in seiner Kindheit seine Zeit verbracht hatte. Sitzt man nicht schon mal bei Mama auf dem Küchenstuhl und quatscht über Gott und die Welt, während sie die Nudeln in das kochende Wasser gibt.

Da das Mädchen ja Abitur hat, wird sie gewiss eine Gebrauchsanleitung, welche auf der Nudelverpackung geschrieben steht, lesen können. Und den Herd kann ja wohl auch jeder sogar ohne Abitur bedienen. Stufe 1 ist wenig Hitze, Stufe 12 hohe Hitze. Dort wo die Platte rot wird, kommt der Topf drauf. Das schafft sie ganz sicher irgendwann.

Nun konnte mein Mann also ohne Hilfe keine Nudeln kochen. Aber unselbständig war der ganz sicher nicht. Aber nun zum eigentlichen Thema. Welche liebende Mutter will schon Kritik über ihr geliebtes Kind hören. Stellt sich eine Freundin der eigenen Meinung nach blöd an, hinterlässt man keine spöttischen Kommentare, sondern man hilft ihr.

Das macht eine Freundschaft aus. Und wer austeilt muss auch einstecken können. Doofe Bemerkung = Mutter in Rage. Und sie deshalb gleich als Furie zu bezeichnen, eine Frau, die viele Jahre älter als man selbst ist, halte ich für absolut unangemessen. Selbst schuld, lege dich nicht mit einer Löwenmutter an und schon gar nicht, wenn du noch grün hinter den Ohren bist und es bei ihr eher altklug daher kommt.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben:Du schreibst, dass sie extrem unselbstständig gewesen wäre, aber als einzige Beispiele, was sie nicht konnte, nennst du das Nudelkochen und Bedienen des Herds sowie Bügeln. Du beziehst das also nur auf irgendwelche Haushaltstätigkeiten, ohne die man durchaus gut leben kann. Ich denke, man kann auch ohne Nudelkochen und Herd im Leben klar kommen und wer bügelt in Zeiten knitterfreier Stoffe noch?

Richtig, es waren Beispiele. Erwartest du jetzt eine ganze Liste mit Tätigkeiten, die meine Schulkameradin nicht auf die Reihe bekam? :think: Und sorry, aber einen Herd bedienen und bügeln sind sehr wohl Dinge, die man ab einem gewissen Alter können sollte. Und ich weiß nicht, wie man ohne kochen zu können "gut" leben sollte. Außer du meinst, dass Kantinenessen oder Mikrowellenprodukte eine gesunde Ernährung darstellen. Auch interessiert mich der Inhalt deines Kleiderschranks, denn Blusen und Hemden, die man nun mal im Arbeitsleben braucht, sind meistens nicht aus knitterfreien Stoffen. Aber das ist ja hier nicht das Thema.

Zitronengras hat geschrieben:Das finde ich wirklich interessant, es geht um eine Frau, die nicht kochen und nicht so viel im Haushalt machen kann, zumindest nicht bügeln. Hättet dich das Thema auch gestört, wenn es ein Schulkamerad und kein Mädchen gewesen wäre?

Schön, dass du mir zwischen den Zeilen Sexismus unterstellst, weil es sich zufällig um eine weibliche Person gehandelt hat. :wall: Zu deiner Info, es gab zu diesem Thema, ob Männer im Haushalt selbstständig sein sollten, einen Thread und meine Meinung dazu war eindeutig. Da ich keine Lust habe, diesen Thread herauszukramen, spare ich mir die Antwort auf diese äußerst dämliche Frage.

Im Übrigen bist du Null auf das Thema eingegangen. Die Frage war, wie man mit Eltern, die einen etwas zu hohen Beschützerinstinkt haben, in so einer Situation umgeht oder ob ihr gar selber so tickt. Keiner hat nach deiner Meinung dazu gefragt, ob lediglich Frauen ab einem bestimmten Alter kochen sollten. Aber das Thema scheint dich irgendwie zu triggern. Also bleib zukünftig doch lieber beim Thema, anstatt gleich die Sexismuskeule rauszuholen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 28.04.2019, 20:25, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Cappuccino hat geschrieben:Richtig, es waren Beispiele. Erwartest du jetzt eine ganze Liste mit Tätigkeiten, die meine Schulkameradin nicht auf die Reihe bekam? Und sorry, aber einen Herd bedienen und bügeln sind sehr wohl Dinge, die man ab einem gewissen Alter können sollte.

Nein, ich erwarte keine vollständige Liste. Ich nehme an, du beziehst deine Aussage generell auf Haushaltstätigkeiten wie Kochen und eben das schon viel genannte Bügeln. Zum Überleben braucht man das nicht. Man fällt nicht tot um, wenn man nicht bügelt und man verhungert auch nicht, wenn man keine ausgefeilten Gerichte selbst kochen kann. Es ist also nicht lebensnotwendig. Man kann natürlich die Wertvorstellung haben, dass es gut wäre, diese Fähigkeiten zu haben, aber man sollte diese Wertvorstellung nicht auf andere übertragen und denen dann Unselbstständigkeit unterstellen, wenn sie diesen Werten nicht entsprechen. Du findest diese Fähigkeiten wichtig. Andere Menschen und auch die im Beispiel genannte Mutter können ganz andere Dinge wichtiger finden.

Und ich weiß nicht, wie man ohne kochen zu können "gut" leben sollte. Außer du meinst, dass Kantinenessen oder Mikrowellenprodukte eine gesunde Ernährung darstellen.

Es gibt heutzutage zig Möglichkeiten, sich mit Essen zu versorgen, auch jenseits von Mikrowelle. Und auch Kantinenessen gibt es in vielen Abstufungen von Pommes mit Schnitzel bis hin zu frisch gekochtem und restauranttauglichen Gerichten. Man kann auch essen gehen oder sich etwas vom Imbiss holen und auch der bietet heutzutage oft mehr als die klassische Currywurst. Man bekommt vielerorts auch sehr hochwertige und gesunde Gerichte, die man so selbst in der eigenen Küche nur mit viel Aufwand hätte kreieren können. Es ist eben nicht so einfach, dass man sagen kann, dass alles, was man nicht selbst kocht ungesund oder schlecht oder „böse“ wäre. Aber das ist halt als Schwarz-Weiß-Weltbild so schön einfach zu glauben.

Auch interessiert mich der Inhalt deines Kleiderschranks, denn Blusen und Hemden, die man nun mal im Arbeitsleben braucht, sind meistens nicht aus knitterfreien Stoffen.

Ich habe drei Blusen; die eine ist komplett knitterfrei aus einem elastischen Material, eine bügelfreie aus Chiffon und eine aus Baumwolle, aber auch die muss man nicht bügeln, weil die nach 5 Minuten Tragen eh wieder zerknittert. Außerdem ist es auch nicht so, dass man Blusen „nun mal im Arbeitsleben braucht“. Vielleicht ist es so, dass du das im Arbeitsleben brauchst, aber ich gehe üblicherweise in Jeans und T-Shirt zur Arbeit und ich habe als inzwischen promovierter Akademiker durchaus eine höhere Position. Man braucht nicht bei jeder Arbeit Blusen als Frau zu tragen. Selbst wenn man sich mal etwas vornehmer anziehen muss, genügt auch oft ein eleganteres Shirt mit einer Weste. Aber auch dann, wenn es unbedingt eine Bluse sein muss (ich persönlich trage die ohnehin nicht gerne), dann kann man sich ja bewusst für knitterfreie entscheiden.

Die meisten anderen Kleidungsstücke werden heutzutage nicht mehr gebügelt. Ich kenne niemanden, der Hosen oder Shirts bügelt, das wäscht man und zieht es einfach so wieder an. Bügeln wird vermutlich irgendwann aussterben oder nur noch für ganz spezifische Kleidungsstücke benötigt.

spare ich mir die Antwort auf diese äußerst dämliche Frage.

Dämlich? Warum? Weil ich es gewagt habe, zu äußern, dass die meisten Menschen es ok finden, wenn ein Mann nicht kocht und bügelt, aber bei einer jungen Frau soll das schlimm sein? Du hattest dich echauffiert, dass das Mädchen solche Tätigkeiten nicht beherrscht und wolltest mit deinem Beitrag Bestätigung dafür haben, wie schlimm es doch angeblich ist, wenn sie nichts im Haushalt „kann“ und wie deine Aussage gegenüber der Mutter dann ihre Berechtigung hätte.

Du lässt ja auch keine berechtigte Kritik an deiner Meinung zu, verurteilst aber die Mutter, die keine Kritik an ihrer Tochter zugelassen hat und dabei wissen wir nicht mal, was du genau gesagt hast: vielleicht warst du ja mit dem, was du von dir gegeben hattest, doch etwas beleidigend? Könnte ich mir bei deiner Reaktion hier gut vorstellen. Wenn man dich kritisiert, dann ist es „dämlich“, aber wenn du andere kritisierst, dann ist das moralische Überlegenheit oder wie? Wenn du nur Bestätigung für deine Ansichten willst, dann darfst du die auch nicht zur Diskussion stellen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 01.05.2019, 19:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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