Schüler für eine Stunde als Lehrer!

vom 25.09.2009, 20:49 Uhr

Bei uns in der Schule hat man mal einen bestimmten Versuch gemacht. Man hat die Rollen von Schüler und Lehrer für eine Stunde getauscht. Nicht die ganze Klasse stand dann vorne an der Tafel, sondern nur ein einziger Schüler. Dieser sollte dann so gut es ging den Lehrer spielen. Unsere Lehrer waren mit diesen Projekt sehr zufrieden.Mir persönlich hat das Projekt auch sehr gut gefallen und man lernt wirklich eine ganze Menge dabei.

Vorne, an der Tafel, benötigt man viel Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen, um die Klasse im Zorn zu halten. Genau dabei wird einem klar, wie sich ein Lehrer fühlen muss, wenn 30 Schüler auf in einreden, oder einfach nicht still sind. Es kam bei dem Projekt auch nicht in erster Linie auf den Inhalt, sondern eher auf die Strukturierung des Unterrichts an. Der Lehrer hat nämlich während der gesamten Stunde nur zugeschaut und nicht eingegriffen, beziehungsweise eine Struktur des Ablaufes angegeben.

Meiner Meinung nach sollte man derartige Projekte in den Klassen von 7-8 durchführen, weil es den Schülern einen ganz neuen Einblick in das Unterrichtsgeschehen gibt. Jüngere wären jedoch mit dieser Aufgabe überfordert. Unsere Schule hat vorgeschlagen einmal in 2 Monaten ein solches 1-Stunden Projekt durchzuführen.

Haltet ihr solche Projekte für sinnvoll? Wenn ihr jetzt noch in der Schule wärt, würdet ihr es dann willkommen heißen, wenn alle 2 Monate so etwas durchführt werden würde oder würdet ihr euch dann überfordert fühlen? Was glaubt ihr kann man mit diesem Projekt alles bei den Schüler, wie auch bei den Lehrern erreichen?

» Tt-010 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 28.05.2019, 11:16, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich finde so ein Projekt wirklich lobenswert und sinnvoll. Viele Schüler machen sich gar kein Bild davon wie störend und nervend gewisse Dinge sein können. Seien es die kleinen Privatgespräche oder das Zettelchen schreiben. Sehr amüsant finde ich es auch, wenn Schüler denken, dass Lehrer nicht mitbekommen, dass Zettelchen geschrieben werden und der Lehrer direkt für blöd erklärt wird. Man nimmt aber nicht immer den Schülern den Zettel ab. Das hängt eben von der Situation ab.

Auf diese Art, also wenn Schüler selbst Lehrer spielen und auf sich allein gestellt sind, merken sie vermutlich welche Arbeit wirklich dahinter steckt. Für so eine Stunde muss man ja keinen schweren Schulstoff auswählen, sondern kann auch eine Übungsstunde nehmen. Es geht dabei ja eher um den Perspektivenwechsel, den ich für sehr wichtig und auch sinnvoll halte.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne so etwas nicht als Projekt, aber auch in meiner Schulzeit kam es immer wieder vor, dass ein einzelner Schüler oder eben eine Schülerin den Unterricht abgehalten hat, weil dieser ein Experte auf dem Gebiet gewesen ist, welches wir gerade durch genommen haben. Da hieß es dann danach auch, dass wir Schülerinnen und Schüler uns vielleicht doch ein bisschen besser benehmen sollten, denn wenn einer von uns dort vorne steht und uns dann erzählt, wie nervig wir uns verhalten haben und wie anstrengend es für ihn gewesen ist, den Unterricht in unserer lauten Klasse abzuhalten, dann hat das natürlich viel mehr in uns bewirkt als wenn ein Lehrer uns das gesagt hätte.

Ich finde ein solches Projekt ziemlich gut und vor allem ist es ja auch für die ganze Klasse ziemlich witzig, wenn einer der ihren dort vorne steht und nicht mehr der altbekannte Lehrer. Und man lernt dadurch als Schüler auch eine ganze menge, finde ich.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Als richtiges Projekt kenne ich so etwas nicht, aber bei uns in der Schule kam das schon manchmal vor, dass man mal eine "Stunde" halten musste und ich fand das eigentlich auch immer gut und vor allem viel besser als die blöden Referate, denn da konnte man wenigstens auch interaktiv mit dem Rest der Klasse zusammen arbeiten und musste nicht nur so blöd vorne stehen und etwas runter rattern.

Wir haben das mal in Spanisch gemacht, allerdings war das dann auch eine Doppelstunde und wir haben das zu dritt gemacht und auch andere aus meiner Klasse haben das dann mal gemacht. Das war aber echt blöd, denn in Spanisch hat einfach mein Wortschatz nicht gereicht, um einen wirklich guten und flüssigen Unterricht zu machen und davon war ich dann nicht begeistert und auch die anderen Schüler fanden es nicht so toll, dass wir so etwas ausgerechnet in Spanisch machen mussten.

Ich finde es aber eigentlich eine gute Idee, denn so setzen sich die Schüler auch intensiv mit einem Thema auseinander und merken mal wie es ist, wenn man als Lehrer da vorne steht und sich mit den Schülern "rumschlagen" muss. Auch wird somit die soziale Kompetenz und das Empathievermögen gestärkt, so dass man viel dazu lernt und sich wahrscheinlich auch besser in die Lehrer hinein versetzen kann.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde die Idee grundsätzlich gut, wenn es so ist, dass Schüler wirklich eine Unterrichtsstunde vorbereiten, also mit Hefteintrag usw. Das Problem ist, dass ja pro Schuljahr nur sehr wenige Schüler drankommen, also nur sehr wenige sehen, wie es für den Lehrer vorne ist. Ich bezweifle, ob das für die Klasse als Gesamtheit einen Sinn macht. Außerdem trägt der Schüler dann eine enorme Verantwortung, es ist Unterrichtsstoff, den er den Schülern beibringt und das muss alles stimmen. Es ist die Frage, ob Referate nicht dasselbe bewirken? Auch hier sehen Schüler, wie es ist, wenn niemand in der Klasse zuhört, oder es laut ist. Hier kämen auch mehrere Schüler zum Zuge, weil die Referate ja kürzer sind.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Mich wundert es doch ein wenig, dass diese an sich ziemlich normale gestaltungsform des Unterrichts als eine außergewöhnliche Projektidee eurer Schule deklariert wird, denn gerade in der Oberstufe kenne ich es schon so, dass oftmals ein Schüler die komplette Stunde ausrichten soll, weil man ein zwanzigminütiges Referat für zu anspruchslos hält und dann eben verlangt, dass ein Schüler sich selbstständig mit einem Kapitel im Buch beschäftigt, dieses zusammenfasst und in einer Unterrichtsstunde für alle Anderen aufbereitet. Das heißt im Normalfall dann auch, dass er sich nicht hinstellen und einen Vortrag halten kann, sondern dass interaktive Unterrichtsformen geboten werden müssen und der vortragende Schüler auch in der Lage sein sollte, weitergehende Fragen von Mitschülern und der Lehrkraft zu beantworten. Eine gute Note gibt es in der Regel dann nur, wenn die Inhalte korrekt waren und man zusätzlich in der Lage war, die Schüler verständlich an das Thema heranzuführen und es didaktisch aufzubereiten.

Dass man zweifelsohne einige Kernkompetenzen erlernt, steht völlig außer Frage. Ich für mich habe vor allem gelernt, dass ich nicht erwarten kann, dass alle fachlich auf meinem Niveau sind. Ich suche mir in der Regel Themen aus, die ich wirklich verstanden habe und für die ich mich auch auf irgendeine Art und Weise begeistern kann, dann muss ich aber davon ausgehen, dass nicht jeder dieselbe Begeisterung aufbringt und dass es auch Schüler gibt, die bei null anfangen und das Stoffgebiet nicht so logisch finden wie ich. Ich habe vor allem mitgenommen, dass ich verschiedene Sachzusammenhänge langsam und mehrmals erklären muss und immer zielgerichtet Fragen an Einzelne stellen muss, um zu überprüfen, ob denn wirklich jeder das Thema verstanden hat. Natürlich lernt man auch, ein Stoffgebiet zu gliedern und eine Unterrichtsstunde zu strukturieren. Dass diese Rolle des Unterrichtenden auch sinnvoll sein kann, um das eigene Fehlverhalten im Unterricht anderer zu korrigieren, ist bestimmt auch ein netter Nebeneffekt, ich würde das aber keineswegs als die Hauptsache ansehen.

Allerdings habe ich auch festgestellt, dass durch solch eine Unterrichtsform auch viel Zeit verloren gehen kann, gerade wenn die Referierenden schlecht vorbereitet sind und das Thema selbst nur zur Hälfte durchschauen. Wir hatten erst neulich den Fall, dass zwei Mädchen eine Unterrichtsstunde abhielten und selbst nicht so genau verstanden haben, worüber sie redeten, wodurch sie natürlich eine Menge falscher Sinnzusammenhänge darstellten. Unser Lehrer musste das in der nächsten Stunde natürlich korrigieren und das beanspruchte erneut eine ganze Unterrichtsstunde. So eine Methode macht nur Spaß, wenn die Referierenden engagiert sind und ihr Thema verstanden haben, ansonsten ist sie Zeitverschwendung und eine Belastung für alle Beteiligten.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Naja, dass war bei uns auf dem Gymnasium eigentlich Alltag. Es ist jetzt vielleicht nicht so, dass die Lehrer sich da hätten immer zurücklehnen können, aber an sich sah es schon so aus, dass die Schüler häufiger Lehrer ''gespielt'' haben, als die Lehrer es waren. Bei uns ging es aber nicht darum, die Klasse irgendwie ruhig zu halten oder so, dass interessiere an sich keinen. Wurde es laut, schrie der Lehrer los, aber eigentlich war es niemals laut. Wieso? Die Themen waren Abiturrelevant. Bei uns lief das an sich einfach so ab, dass Schüler einzelne Themen zugewiesen bekamen oder sich für Themen melden durften und dann musste man dieses Thema recherchieren und den Schülern eben näher bringen.

Diese Vorgehensweise sollte man nicht mit einem Referat verwechseln, denn um einen Vortrag ging es hier nicht, es war Unterricht. Unser Lehrer hat das bei einem Thema gemacht und in anderen Fächern kam das auch immer und immer wieder mal auf. Als Grund wurde häufig genannt, dass Schüler das Thema häufiger besser verstehen, wenn sie es von Schülern direkt erklärt bekommen, anstatt vom Lehrer. Irgendwelche Verständnisprobleme hatte ich da zwar nie, aber bitte.

An sich aber verstehe ich nicht direkt, wo bei der dir, als Projekt bezeichneten Stunde der Sinn sein soll. Bei uns war das einfach so, dass die Schüler Themen aufbekamen und wenn man sich in das Thema eingelesen hatte, dann holte man sich Arbeitsblätter und so weiter, man bereitete einfach eine Unterrichtsstunde für die Klasse vor. Es gab Beispiele auf der Tafel, es durften Gruppenarbeiten und so weiter organisiert werden, es war alles so, als wäre man selbst der Lehrer. Der Sinn dieser Stunde war aber einfach nur, ein bestimmtes Thema zu erarbeiten und zu begreifen.

Wo bei dir genau der Sinn sein soll, verstehe ich an sich ehrlich gesagt nicht, denn du schreibst ja, dass es Inhalt nicht im Vordergrund steht. Was redet denn dann der Schüler, der da vorne steht? An sich verstehe ich daher einfach nicht, welchen Zweck diese Stunde bei euch erfüllen soll. Ich finde nicht, dass Schüler sich zwangsläufig in die Rolle des Lehrers hineinversetzt fühlen müssen und bei so jungen Kindern aus der 7-8 Klasse kann man wohl auch nicht erwarten, dass diese ein Thema vernünftig rüberbringen. So ganz versehen tue ich das also nicht, was deine Schule da macht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wir mussten das auch letztes Jahr mal in Religion machen. Ganz ehrlich: den unterrichtenden Schülern bringt das Unterrichten sehr viel, weil sie sich sehr genau mit dem Thema beschäftigen. Den anderen Schülern bringt das Ganze aber (gelinde gesagt) ziemlich wenig! Im Endeffekt ist es so, als ob man ein längeres Referat mit Hilfe von Arbeitsblättern hält. Einer steht vorne und redet und die anderen langweilen sich!

Leider war mein Religionslehrer von dieser Unterrichtsmethode so überzeugt, dass wirklich jeder Schüler eine Stunde halten musste. Dies führte dazu, dass etwa zwölf Unterrichtsstunden von Schülern gehalten wurden. Nicht jeder Schüler hat sich dabei wirklich Mühe gegeben. Viele Stunden wurden einfach nur lieblos "abgearbeitet" und waren deshalb sehr langweilig.

Ich bin nicht nur dieser Unterrichtsmethode gegenüber skeptisch eingestellt, sondern auch gegen Gruppenarbeiten und ähnliches. Wenn nur einer arbeitet, was bei Gruppenarbeiten und beim selber unterrichten häufig der Fall ist, lernen die anderen nicht wirklich etwas. Wir Schüler müssen selber arbeiten um zu lernen. Ich bin wahrscheinlich der einzige Schüler, der offen zu gibt, dass ihm Recherche- bzw. Facharbeiten mehr bringen, als irgendwelche "pädagogisch wertvollen" Projekte und Gruppenarbeiten, aber das ist mir ehrlich gesagt egal.

Benutzeravatar

» gob » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde so ein Konzept sehr sinnvoll. Zum einen wäre das gut für die Schüler geeignet, die überlegen selbst mal Lehrer zu werden. Andererseits frage ich mich gerade, ob es auch sinnvoll wäre so eine Stunde zu leiten, wenn man als Schüler seine mündliche Note verbessern möchte. Zu meiner Zeit hat man damals dann immer Referate halten müssen. Ich denke aber auch, dass es gut wäre, wenn dann solche Schüler den Unterricht komplett leiten und verschiedene Sachen erklären müssen. Wenn man dann gerade die Störenfriede als "Lehrer" einsetzt, merken die vielleicht wie das ist, wenn ständig jemand stört und lassen es vielleicht sein.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich fände so ein Projekt sinnvoll, um auf einige Schüler eventuell mal pädagogisch einzuwirken. Es gibt ja immer wieder einige Schüler, die meinen, die Lehrtätigkeit könne man sich aus dem Ärmel schütteln, man brauche kein Konzept und eigentlich würde man ohnehin nur für das Drangsalieren der Schüler bezahlt. Denen könnte man mit so einer Stunde, die sie selbst gestalten sollen, mal zeigen, dass es doch Arbeit ist.

Ansonsten denke ich, dass es eine ziemliche Zeitverschwendung ist. Es fehlt dann immerhin eine ganze Schulstunde, wenn der Schüler tatsächlich nichts Ordentliches hin bekommen sollte an Unterricht. Dazu kommt, dass es einige Schüler vielleicht schwieriger haben bzw. ein Unterrichten durch sie fast unmöglich sein dürfte, weil die anderen Schüler vor ihnen keinen Respekt haben werden, sie nicht mögen oder sie einfach ärgern wollen.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^