Kindererziehung eigentlich wirkungslos?

vom 11.10.2018, 21:28 Uhr

Ich las kürzlich die Aussage des Psychologen Robert Plomin, wonach Erziehung viel weniger bringen würde, als viele Eltern denken würden. So würde die Erziehung die Persönlichkeit von Kindern kaum verändern. Was haltet ihr von dieser These? Ist da eurer Ansicht nach etwas dran oder seid ihr anderer Meinung? Heißt das im Endeffekt, dass Erziehung völlig wirkungslos ist und man sich das sparen kann als Eltern? Oder seht ihr das anders?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dass die Persönlichkeit durch die Gene schon da ist, das sehe ich tatsächlich ein, aber trotzdem finde ich Erziehung sehr wichtig. Selbst wenn man vielleicht nicht die Persönlichkeit selber verändern kann, kann man doch die wichtigen Werte vermitteln und es auch vorleben, was wichtig und richtig ist. Wenn man das nicht macht, dann wird das meiner Meinung nach im Chaos enden und so finde ich Erziehung wichtig und auch nicht wirkungslos.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es auch wichtig Werte und Normen zu vermitteln, wie viel man damit letztendlich beeinflussen kann ist ja dahingestellt, aber will man seinem Kind nicht zeigen wie es richtig geht? Ich denke schon, dass das eine Einfluss hat, auch wenn der Charakter und die Gene vorbestimmt sind. Kindererziehung finde ich wichtig. Kinder, die sich unter aller Sau benehmen und dann noch von den Eltern gelobt oder gar ignoriert werden, finde ich ganz schlimm.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Persönlichkeit eines Kindes lässt sich allem Anschein nach wirklich nur sehr rudimentär, wenn überhaupt, durch Erziehung beeinflussen. Ich kenne Kinder, die quasi von Geburt an tiefenentspannt, anpassungsfähig und pflegeleicht waren, und Geschwister, also genetisch ähnliche Kinder mit vergleichbarem Umfeld, die schon als Neugeborene jedem die Hölle heiß gemacht haben, der nicht sofort gesprungen ist. Überspitzt formuliert.

Aber ich denke auch, dass Erziehung nicht "wirkungslos" oder unnötig ist, nur weil sie aus einem stillen und nachdenklichen Kind keinen Treibauf machen kann, aus einem sportlichen Mädchen keine Zierpuppe und aus einem verkopften kleinen Schlaumeier keinen leidenschaftlichen Bastler. Oder was es an Klischees mehr gibt, wenn Eltern aus Kindern mit Gewalt Erweiterungen ihrer selbst formen wollen.

Aber zur Vermittlung von Werten oder ganz banal Umgangsformen ist Erziehung durch das Elternhaus offensichtlich unersetzbar. Sonst hätten wir ja nicht so viele Zeitgenossen, die offensichtlich nie gelernt haben Rücksicht zu nehmen, in Zimmerlautstärke zu sprechen oder auch mal schön zu teilen.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Erziehung im eigentlichen Sinne findet doch aber sowieso immer statt. Selbst wenn ich möglichst gar nichts mache, mein Kinder immer gewähren lasse, versuche keinerlei Regeln oder Werte vorzugeben wie es Teile der 68er Generation versuchte, ist selbst das ein bestimmter Erziehungsstil. Was er hier zu meinen scheint ist vielleicht Umerziehung oder gewollte Prägung. Dass Charakter zum Großteil angeboren ist, ist ja mittlerweile ein sehr alter Hut.

Ich glaube auch noch, dass man noch so sehr versuchen kann alles richtig zu machen, man wird unbewusst unter Umständen doch in zu vielen Bereichen danebenlangen und trotz aller hehren Vorsätze kommt dann ein Mensch heraus, den man sich so nicht hätte vorstellen können. Mit Eigenschaften und Verhaltensweisen, die die Eltern so nie gewollt haben. Solange Menschen nicht sehr gut reflektiert sind, wenn es um die eigene Psyche geht, geben sie manchmal oder wohl sogar öfter die falschen Dinge weiter.

Was man in der Erziehung bewusst weitergeben und vermitteln will und was man nonverbal und auf anderen Wegen zum Kind transportiert, sind oft zwei unterschiedliche Dinge. Möglicherweise ist das auch noch ein Aspekt, den er gemeint haben könnte.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Irgendwie hat der gute Mann komische Ansichten über die Erziehung. Ich hatte jedenfalls nie den Anspruch, meine erzieherischen Interventionen als charakterbildende Maßnahme anzusehen. ich versuche lediglich, meinen Kindern durch Vorleben und das Einfordern gewisser Verhaltensweisen das Leben in einer Gruppe und die Entscheidungen, die sie allein treffen, leichter zu machen.

Ich versuche die Stärken zu fördern und die Schwächen für die Kinder einfacher kompensierbar zu machen. Aber ich bilde mir nun gar nicht ein, dass die deshalb gleich einen ganz anderen Charakter bekommen oder die persönlichen Schwächen plötzlich zur totalen Stärke werden. Sie sollen im Leben gut zurechtkommen, fertig. Ich hatte jedenfalls nie die Idee, einen formbaren Klumpen Lehm geboren zu haben, an dem ich durch Erziehung munter-lustig herumschrauben kann.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Erziehung dient nicht dazu, die Persönlichkeit eines Kindes zu formen, sondern lediglich das Kind mit seinen eigenen Persönlichkeitsmerkmalen in die Gesellschaft einzugliedern und es vor Gefahren, die es aufgrund mangelnder Reife nicht erkennen kann, zu schützen. Ich denke nicht, dass Erziehung wirkungslos ist, denn Kinder brauchen abhängig von ihrer Persönlichkeit Regeln, Grenzen und ganz viel Unterstützung.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke auch, dass man durch die Erziehung ein Kind schon irgendwie in die richtige Richtung schubsen kann. Sicherlich ist ein gewisser Charakter schon von der Geburt an vorhanden. Aber es wird doch sicherlich Einfluss auf das Kind haben, welche Werte ihnen von den Eltern mitgegeben werden. Da kann man sicherlich durch Erziehung erreichen, dass das Kind positiv oder eben auch negativ geformt wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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