Prügelei im Klassenzimmer - Ihr seid gefragt!

vom 01.10.2018, 22:17 Uhr

Als ich heute durch einen Schultrakt lief, trat plötzlich eine junge zierliche Frau aus einer der Klassenzimmer und als sie mich sah, rief Sie aufgebracht „Ich brauche hier Hilfe!“ Ich folgte ihr zurück in den Raum und sah vor mir 3/4 der Klasse um das Lehrerpult herumstehen, auf dem zwei Drittklässler aufeinander rollten und kämpften. Die Mitschüler begafften die Streithähne und feuerten laut an.

Die laute Ermahnung der Lehrerin aufzuhören ging völlig unter. Ich habe mich nach kurzer Starre dann auf die Mitte des Pulkes zubewegt, die Meute beiseite geschoben, ein lautes „HEEEYY“ glaub ich noch von mir gegeben und mir den oben liegenden Raufbolden von hinten gepackt und von seinem Kontrahenten heruntergezogen, der schon eine dicke Lippe hatte. Keinen Augenblick später war der Zwerg wieder auf den Beinen und ich musste an beiden Armen plötzlich die Hitzköpfe auseinanderhalten. :stop: Erst als sie merkten, dass Widerstand zwecklos war und ich bellte „SCHLUSS!“, gaben „Rocky“ und „Mike Tyson“ nach

Kurz zu mir: 24 J., männlich, 1,78 m (bei weitem kein Riese), 75 kg und normale Figur und an der Grundschule nebenbei als Hausmeister tätig. Ich bin der Meinung, dass nahezu jeder Erwachsener hier hätte intervenieren können - ohne der jungen Lehrerin jetzt einen Vorwurf zu machen! - meine Fragen an euch:

- Wie hättet ihr als Lehrkraft reagiert?
- Hättet ihr euch zugetraut im Alleingang einzugreifen oder nur mit Verstärkung?
- Wie bewertet ihr das Verhalten der Klasse?

» diffendo » Beiträge: 11 » Talkpoints: 3,28 »



Ich bin weiblich und 56 Jahre alt und ich kann versichern, dass ich, wenn ich Lehrkraft in einer dritten Klasse wäre, auch dazwischen gegangen wäre. Ich würde mir das nicht bieten lassen, mir von Grundschülern noch auf der Nase herumtrampeln zu lassen. Aber wahrscheinlich hat die junge Lehrerin auch Angst was falsch zu machen. Greift sie zu fest am Arm wird ihr nachher noch nachgesagt, dass sie die Kinder misshandelt.

Ich würde dazwischen gehen und auch laut werden, damit meine Stimme nicht untergeht in dem ganzen Trubel. Hinterher würde ich dann mit den Kindern reden. Aber erst mal ist es meines Erachtens auch die Pflicht dazwischen zu gehen und das sollte eine Lehrkraft auch können.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich glaube viele Lehrer von heute sind einfach vorsichtig, weil die Eltern die Lehrer gerne mal wegen Kleinigkeiten anmachen und dann auch verklagen. Da ist man schon vorsichtiger als noch zu meiner Schulzeit, die so ewig ja auch nicht weg liegt, aber gefühlt sind da Welten dazwischen.

Natürlich wäre ich dazwischen gegangen und hätte mein Bestes versucht, aber wenn es blöd läuft, dann kommt das Kind und behauptet irgendeinen Mist und dann hat man das Theater, das muss man alles mal bedenken. Bei so kleinen Kindern sollte man aber schon auch in der Lage sein einzugreifen und man kann ja auch nicht einfach daneben stehen bleiben und zusehen wie die sich ihre blauen Augen und offenen Wunden abholen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Zum Glück bin ich noch nie beruflich oder privat in so einer Situation gewesen, aber ich bin auch keine Lehrerin, daher fällt es mir etwas schwer, hier glasklar zu entscheiden, ob ich dazwischen gegangen wäre. Da ich über ein bisschen Temperament verfüge und mir auch nicht gerne Frechheiten bieten lasse, wäre es im Bereich des Möglichen gewesen.

Genauso gut, oder vermutlich noch wahrscheinlicher, hätte ich angesichts meiner Statur aber eher nach einem männlichen Kollegen Ausschau gehalten, weil es durchaus sein könnte, dass ein größer gewachsener Drittklässler mir im Adrenalinrausch auch schon schon mal ordentlich eine verpassen könnte. Abgesehen davon bin ich mir nicht sicher, wie es wäre, an einem fremden, schreienden und um sich schlagenden Kind in der Hoffnung rumzuzerren, dass es endlich aufhört.

Aus Sicht eines durchschnittlich großen Mannes, der nicht im Zweifel den Eltern Rede und Antwort stehen muss, ist es natürlich einfach zu sagen, dass man gerade mit stolzgeschwellter Brust eine Heldentat des Tages vollbracht hat und zwei Grundschulkinder in einer Prügelei trennte. Abgesehen davon ist es auch möglich, dass die Lehrerin von der körperlichen Gewalt selbst angetriggert und hilflos gewesen ist. Ich würde ihr keinen Vorwurf machen wollen.

» Verbena » Beiträge: 4778 » Talkpoints: 4,52 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich habe zur Schlichtung der Prügelei eine ganz eigene Vermutung. Und zwar denke ich, dass die Lehrerin nicht nur Unterstützung orderte, sondern auch einen Zeugen. Nicht unwichtig in solch einer Situation. Von den Kindern kann schnell mal eine Situation oder gewisse Handlung missverstanden werden, die sie dann auch falsch aus- und darlegen.

Zu Hause berichten sie dann ihren Eltern von dem Vorkommnis und irgendwann entsteht dann ein anderer Sachverhalt, der so vielleicht gar nicht eintrat. Und somit ist es gut, wenn dann eben noch ein anderer Erwachsener dabei war. Denn solch eine recht ernste Lage kann schnell einmal unübersichtlich werden.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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