Studium oder Ausbildung nur wegen Kind abschließen?

vom 14.08.2017, 06:43 Uhr

Ich kam neulich mit einer Bekannten ins Gespräch, die nach dem Abitur direkt Agrarwissenschaften studiert hatte. Sie erzählte auch, dass sie während dem Studium ungeplant schwanger geworden wäre und dass sie nur wegen dem Kind das Studium abgeschlossen hatte, weil sie eben nicht ohne alles als Mutter dastehen wollte. So wirklich Spaß gemacht hat ihr das Studium nicht, sie fand es zwar interessant, aber irgendwann hat sie gemerkt, dass sie es doch nicht so toll finden würde, in dem Bereich zu arbeiten, aber dann war sie eben schwanger und sie zog es trotzdem bis zum Abschluss durch.

Käme es für euch in Frage, ein Studium (oder eine Ausbildung) nur durchzuziehen und zum Abschluss zu bringen, weil ein Kind unterwegs ist? Ist es so wichtig, dass man als Mutter einen Abschluss nachweisen kann? Oder wäre euch das gar nicht so wichtig und ihr würdet alles abbrechen, wenn ihr merkt, dass das doch nicht so euer Interessensgebiet ist? Wie wichtig ist die Vorbildfunktion als Mutter?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



An sich muss das ja jeder selber wissen. Wenn man aber schon mal etwas angefangen hat, dann vielleicht auch eine Weile studiert hat und unerwartet Mutter wird, sollte man schon schauen, dass man das Kind dann auch finanzieren kann und da kann ein Abschluss nicht schaden. Generell sollte man einfach darauf bedacht sein, dass das Kind gut versorgt wird. Wenn man es mit einem Studienwechsel auch hinbekommt, kann man das aber auch machen. Jeder muss das für sich entscheiden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hätte es deiner Beschreibung nach nun gar nicht so empfunden, dass es deiner Bekannten da um eine Vorbildfunktion dem Kind gegenüber ging, sondern mehr darum, dem Kind etwas bieten zu können, wobei es dann mit einem abgeschlossenen Studium sicher einfacher ist, einen Job zu finden, als wenn man abbricht und dann mit dem Kind da steht und nur schwer einen Job findet.

Außerdem bringt so ein Job, den man ohne eine Ausbildung bekommt, in der Regel ja auch nicht so viel Geld und wenn man ein Kind hat, dann braucht man ja auch einiges an Geld, um sich selber und das Kind gut versorgen zu können. Natürlich ist es nicht so gut, wenn man dann das Studium durchzieht, ohne wirklich ein Interesse an dem Fach zu haben.

Wenn man dann doch wieder von vorne anfangen muss, wenn das Kind dann da ist, ist das auch nicht so angenehm, aber das muss dann auch jeder für sich selber entscheiden, was da der richtige Weg ist. Ich finde auf jeden Fall, dass der Weg deiner Bekannten durchaus Respekt verdient, dass sie das Studium für ihr Kind durchgezogen hat, auch wenn es ihr nicht so gefallen hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Abschluss zu haben finanziert noch lange kein Leben und auch kein Kind. Dafür braucht man dann auch erst einmal einen Job und wer etwas komisches studiert hat was keiner braucht und man keinen Job findet, dann bringt auch der beste Abschluss nichts und man wird hinterher auch Branchenfremd arbeiten ggf. sogar auf dem Niveau eines komplett ungelernten Hilfsarbeiters.

Und was ist das bitte für ein Vorbild, wenn man zwar ein Studium und ein Examen vorweisen kann, einen Master oder gar einen Doktortitel wenn man am Ende damit nichts anfangen kann und dennoch bei Bosch am Fließband steht und im Akkord arbeitet? Bringt dann doch rein gar nichts und damit hat man auch nichts gewonnen, da kann man diese Papiere auch direkt als Toilettenpapier benutzen und sagen rein gar nichts aus.

Von daher sollte man mal ein wenig weiter denken, ein Kind welches klein ist das schreit und fragt nicht nach Abschlüssen die mal gemacht worden sind. Auch fragt kein Kind hinterher wenn es älter ist und Mutti nur Zuhause saß und nie gearbeitet hat, ob da ein Examen ist oder wird auch anmerken, dass es doch für den Hintern war wenn man da mit nie etwas gemacht hatte. Wo soll da ein Vorbild sein? Vorbild ist es wie man lebt wie man sich gibt, dass kann auch der Job am Band sein als ungelernte Kraft die gutes Geld bringt und man damit ein Vorbild in Sachen Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß sein kann.

Aber Kinder schauen eher auf "coole" Sachen die ihre Eltern machen, je nach Alter ist das unterschiedlich für den 8 jährigen ist das noch der Polizist, der 16 jährige findet das dann uncool und schämt sich dafür. Aber Agrarwissenschaften würde ich als Bauer verbinden und Bauer muss man seit neustem studieren? Da hätte ich null Respekt und auch kein Vorbild wenn meine Mutter studierter Bauer ist und so denken Kinder in ihrer Einfachkeit :lol:

Und selbst ein Kind ist kein Hindernis für ein Studium oder eine neue Ausbildung oder auch eine Erstausbildung. Man hat es schwerer als andere die keine Kinder haben und nicht gebunden sind, aber wenn man will, dann schafft man das auch und es gibt mehr als genug und reichlich Angebote die man nutzen kann. So stehen hier den Studentinnen mehr als genug Kita Plätze zur Verfügung zu passenden Zeiten von morgens bis abends, kostenlos! Dazu noch das wohnen im Wohnheim welches ermäßigt wird, dass es vom Geld her auch reicht und weniger gearbeitet werden muss bzw. manche müssen damit noch nicht mal arbeiten gehen sondern haben nur Studium und Kind.

Für Azubis sieht es anders aus, diese zahlen ihre Kita Plätze zu einem ermäßigen Satz der immer noch bei 207 Euro im Monat liegt. Die Zeiten sind nicht flexibel, sie müssen sich alleine um einen Platz kümmern und auch mit Abholen und wie das Geld hinterher reicht, dürfen sie sich alleine kümmern. Es gibt Anträge die man stellen kann, nur sagt das kaum einer einem und diese sind komplex gestaltet, damit sie nicht gestellt werden und die Antragsteller aufgeben. Möglichkeiten gibt es wenn man will und sich dahinter klemmt, dass eine ungeplante Schwangerschaft in einer Ausbildung oder einem Studium welches einfach nicht das richtige ist, kein Grund ist warum man das nun beenden muss und nichts neues anfängt.

Ich habe meinen Job komplett gewechselt als mein Sohn auf der Welt war. Heißt ich bin die Ausbildung durchlaufen, war 3 Monate lang weg und habe ihn mitgenommen. Ich habe mich darum gekümmert, dass er unter der Zeit der Ausbildung versorgt ist und das hieß von 5 Uhr früh bis 23 Uhr abend, die Nacht habe ich mich darum gekümmert und am Wochenende sind wir 700 Kilometer in unsere Wohnung gefahren. Sonntag Nachmittag dann wieder in die Ausbildungskaserne. Es ging, man musste nur wollen und der Dienstherr hat da auch nicht wirklich dazu beigetragen bis auf eine Infomappe, wo sich welche Kitas befinden mit Rufnummern, die man auch dem Internet entnehmen konnte. Hinterher Versetzungen, Einsätze und Lehrgänge, alle mit Kind absolviert. Nicht immer einfach, aber es ging auch wenn die Belastung höher ist als bei Kinderlosen. Jederzeit würde ich das wieder machen anstatt etwas zu Ende zu bringen was nichts ist, nur wegen einer ungeplanten Schwangerschaft.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich bin ja generell kein so großer Freund davon, irgendetwas abzubrechen, nur weil man merkt, dass es "doch nicht das Richtige" für einen ist. Solange man das für machbar ansieht, weiß, dass man die Sache bestehen kann und wird, wenn man sich anstrengt und auch der Zeitraum absehbar ist, sollte man das auch durchziehen. Es kommt ja aber auch immer auf die Umstände an.

Tut man sich extrem schwer mit dem Studium, muss Tag und Nacht nur lernen, um die Prüfungen zu bestehen, hat schon etliche Semester überzogen und wird meinetwegen noch gemobbt, sollte man das lieber abbrechen. Aber nur weil man merkt, dass man lieber etwas anderes machen würde, ist das für mich noch längst kein Grund, direkt alles hinzuschmeißen, so dass ich es gut finde, dass die Dame ihr Studium beendet hat.

Gerade mit Kind finde ich es gut. Immerhin neigen viele dann auch dazu, sich mehrere Urlaubssemester zu nehmen und das Studium dann doch irgendwann ganz abzubrechen und sich zu nichts anderem mehr aufraffen zu können. Ich finde es gut, wenn man gar nicht erst in dieses Loch und in dieses "Nichtstun" verfällt und sich eben nicht nur als Mutter sieht, sondern sich auch noch auf andere Sachen fokussiert und trotzdem weiterhin seine beruflichen Ziele verfolgt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Sorae hat geschrieben:Und selbst ein Kind ist kein Hindernis für ein Studium oder eine neue Ausbildung oder auch eine Erstausbildung. Man hat es schwerer als andere die keine Kinder haben und nicht gebunden sind, aber wenn man will, dann schafft man das auch und es gibt mehr als genug und reichlich Angebote die man nutzen kann. So stehen hier den Studentinnen mehr als genug Kita Plätze zur Verfügung zu passenden Zeiten von morgens bis abends, kostenlos! Dazu noch das wohnen im Wohnheim welches ermäßigt wird, dass es vom Geld her auch reicht und weniger gearbeitet werden muss bzw. manche müssen damit noch nicht mal arbeiten gehen sondern haben nur Studium und Kind.

Na ja, das ist jetzt aber auch wieder recht rosarot. Wohnheimplätze sind begrenzt und nie in ausreichender Zahl für alle Studenten da. Gleiches gilt für Kitaplätze. Wenn die Kita voll ist nutzt dir dein Studentenstatus nichts. Dann würde der Platz zwar kostenlos sein, aber eben nur dann wenn du irgendwo einen findest. Abgesehen davon, dass kaum Kitas passenden Öffnungszeiten für alle Vorlesungen haben und die Kita auch mal am anderen Ende der Stadt sein kann. Natürlich kann man Glück haben und es ausnahmsweise mal so perfekt vorfinden, wie du es schilderst, aber das ist eher Ausnahme als Regel.

Umso mehr Sinn macht es dann doch, das schon begonnene Studium ob dieser Unwägbarkeiten und auch der von dir selbst geschilderten Schwierigkeiten zu Ende zu bringen, wenn man schon einen guten Teil geschafft hat, als mit Kind nochmal ganz von vorne anzufangen und dann das ganze Studium unter schweren Bedingungen durchzuziehen.

Ich würde es also eher davon abhängig machen, ob sie sich denn überhaupt vorstellen kann, später in dem Beruf zu arbeiten und natürlich davon wie weit man ist. Wenn da vielleicht nur noch 1 Semester mit Prüfungen fehlt, dann würde ich das auf jeden Fall durchziehen. Dann hat man wenigstens schon mal eine abgeschlossene Ausbildung für später. Ans Fließband bei Bosch stellen wie hier so schön gesagt, kann man sich ja immer noch. Aber man kann eben auch in 2 oder 3 Jahren dann in seinem erlernten Beruf arbeiten und vielleicht ein paar Taler mehr als bei Bosch nach Hause bringen. Zumal ja ein studierter Agrarwissenschaftler schon mehr als ein einfacher Bauer ist und man damit auch in guter Position bei großen Agrarbetrieben arbeiten kann und dann eben nicht jeden Tag das ganze Jahr auf seinem Bauernhof arbeiten muss.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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