Wasser Drops für Menschen mit Demenz die zu wenig trinken?

vom 30.08.2018, 15:19 Uhr

In den Medien habe ich einen Bericht gesehen, in dem ein kleiner Junge sich eine Süßigkeit hat einfallen lassen, da seine dement kranke Oma immer vergisst zu trinken. Die Drops sahen aus wie kleine ovale Bällchen und es war eben Wasser darin enthalten. Sie sollen gut zu greifen und einfach zu lutschen sein. Für die Oma des Jungen eine gute Lösung. Leider finde ich im Internet kein Fotos von diesen Drops.

Ich weiß nun aber auch nicht, ob diese schon auf dem Markt zu bekommen sind. Ich fand es aber gute Sache und denke, dass man sicherlich mal zu Süßigkeiten greift, die auf dem Tisch stehen. So wäre das sicherlich durchaus etwas, was man auch bei anderen Menschen ausprobieren könnte, die an Demenz leiden.

Was haltet ihr von solchen Wasser Drops für Menschen, die häufig vergessen zu trinken? Meint ihr, dass man damit eher Flüssigkeit aufnimmt? Oder meint ihr, dass auch die Bonbons vergessen werden? Könnt ihr euch vorstellen, dass solche getarnten Süßigkeiten funktionieren?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Was haltet ihr von solchen Wasser Drops für Menschen, die häufig vergessen zu trinken? Meint ihr, dass man damit eher Flüssigkeit aufnimmt?

Ich finde ehrlich gesagt die Annahme und das Vorurteil total lächerlich und dämlich, dass ältere Menschen immer "vergessen" würden zu trinken und dass man sie nur häufig genug daran erinnern müsste. Was hat das denn damit zu tun? Mein Großvater trinkt auch zu wenig, aber er sagt selbst, dass er das nicht vergisst, sondern bewusst wenig trinkt, weil er eine schwache Blase hat und gar nicht so schnell auf die Toilette rennen könnte. Da man sich ja auch nicht blamieren und einnässen möchte als Erwachsener wird als Konsequenz eben weniger getrunken. So wie ihm wird es sicherlich vielen Senioren gehen, er wird keine Ausnahme sein. Was ist also so schwer daran, das endlich zu begreifen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Es ist doch eigentlich egal, ob alte Leute "vergessen" zu trinken oder absichtlich zu wenig trinken, aus welchen hirnverbrannten Gründen auch immer. Tatsache ist jedenfalls, dass das Durstgefühl mit zunehmendem Alter nachlässt, und dass es natürlich einerseits nicht lustig ist, wenn man nicht mehr so mir nichts, dir nichts aufs Klo rennen kann, aber andererseits auch kein Zeichen von Lebensqualität, wenn man so dehydriert ist, dass die wenigen grauen Zellen, die noch feuern, auch noch eintrocknen und die Nieren den Geist aufgeben, bevor es der Rest tut. Man trinkt ja nicht aus purer Langeweile oder damit man aufs Klo gehen kann. Auch ein tattriger alter Körper braucht Wasser. Entweder das, oder ich bin doch ein Alien. :think:

Die beschriebene Idee klingt ja ganz lustig, aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich einen Unterschied macht, ob ein paar Löffel Wasser zusätzlich in die Person hinein geraten oder ob es sich eher um eine kalorienarme Beschäftigung handelt. Wenn man Obst oder ähnliches isst, bekommt man ja auch Flüssigkeit ab, aber sehr alte Menschen tun sich ja oft auch mit dem Kauen schwer. Aber um Dehydration zu vermeiden kenne ich es auch nicht anders, als wenn man den Leuten zumindest ein Minimum an Flüssigkeit aufnötigt, und solange die Leute noch halbwegs trinken können, ist es meiner Meinung nach am effizientesten. Wenn man mal so weit ist, nur noch löffelweise Flüssigkeit aufnehmen zu können, steht man oft sowieso schon mit einem Bein vor Petrus.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde die Idee schon niedlich, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das viel bringt. Im Alter lässt das Durstgefühl nach und so kommt es dann bei dementen Patienten sicher schnell dazu, dass das Trinken vergessen wird. Aber erstens denke ich, dass die Menge an Wasser, die durch diese Drops zugeführt wird, nicht so einen großen Unterschied macht. Zweitens würde ich vermuten, dass diese auch vergessen werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Die Idee ist ja wirklich süß, aber ich glaube nicht wirklich, dass das bei jedem Patienten mit Demenz wirklich gut funktioniert. Ich habe viele erlebt, die dann auch Schluckbeschwerden hatten und ein Drops undenkbar gewesen wäre oder die sich einfach alles in den Mund und verschluckt haben, da wäre das auch nichts. Die Idee mag für seine Oma gut gewesen sein, aber allgemeingültig ist das sicherlich nicht.

Was meiner Oma geholfen hat ist, wenn jemand mitgetrunken hat. Also man stellt 2 Gläser auf den Tisch, gießt ein, trinkt und unterhält sich nett und selbst ein Trinkverweigerer wird mittrinken. Alte Leute haben ja oft nicht mehr so viel Durst und da muss man es einfach über Tricks probieren, auch mit Obst, wenn dies noch möglich ist von der Essenszunahme und der Gesundheit im Allgemeinen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Brauchen demente Patienten nicht sowieso viel Betreuung? Kann mir vorstellen, dass sie gut in einer Tagespflege aufgehoben sind, wenn sie noch recht rüstig sind. Und dort sollten sie halt auch Getränke bekommen. Das gehört doch einfach dazu. Mein Vater war nicht dement bis zu seinem recht frühen Tod.

Aber er war halt recht eingeschränkt durch insgesamt vier Schlaganfälle und eher in sich gekehrt. Da er auch Diabetiker war und Insulin brauchte, befand meine Mutter, dass er oft trinken müsste. Daher stand immer ein Glas mit Wasser an seinem Fernsehplatz. Hätte er meine Mutter nicht ständig um sich gehabt, hätte er sicher eher selten getrunken.

Die Drops stelle ich allerdings super für mich und meinen Hund vor. Für den Hund halt nicht aus Zucker oder so, vielleicht eher aus dünner Tierhaut. Wenn wir dann in der warmen Zeit einen langen Spaziergang machen, gibt es für jeden dann halt immer mal einen Bonbon.

Pfefferminz habe ich sowieso immer dabei, falls mir mal der Mund etwas trocken wird. Dann gibt es halt Wasserdrops statt Pfefferminz. Ob die Idee so funktioniert, ist für mich eher zweitrangig. Der pfiffige Junge bewies Erfindergeist und eine gute Portion Empathie. Und das gefällt mir gut.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich verstehe die Logik nicht. Wenn ich vergesse zu trinken vergesse ich die Bonbons doch auch. Und wenn es eigentlich um das fehlende Durstgefühl bei manchen alten Menschen geht dann hilft ein Schluck Wasser in einem Bonbon wohl kaum. Außerdem gibt es doch auch Lebensmittel, die sehr viel Wasser enthalten, Trauben zum Beispiel, da muss man doch nicht irgendwas künstliches zusammen basteln.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Die Logik ist doch klar. Viele Demente driften irgendwann geistig in eine andere Welt ab und nehmen ein Glas gar nicht mehr wahr. Oder sie sehen es, aber die wissen nicht mehr, was man damit macht. Aber häufig werden noch lange Zeit Dinge erkannt und begeistert benutzt, die in Kindheit und Jugend besonders geliebt worden sind. Das können eben bestimmte Speisen, Süßigkeiten, Lieder und so weiter sein. Das versteht jeder, der einen vollkommen abwenden und nicht sprechenden Senior erlebt hat, der bei Liedern wie "Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt" textsicher mitsingt und plötzlich von seiner ersten Liebe erhält, bevor er wieder weg driftet.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich kenne mich mit Demenz nicht aus und wahrscheinlich gibt es da auch ganz unterschiedliche Verläufe. Jemand aus dem Bekanntenkreis ist zum Beispiel nicht friedlich in eine eigene Welt abgedriftet und hat ab und zu nette Liedchen gesungen. Er lebt heute nach mehreren Vorfällen wegen akuter Fremdgefährdung in einer geschlossenen Psychiatrie.

Aber ich verstehe die Argumentation trotzdem nicht. Man benutzt doch sein Leben lang ein Glas zum trinken, das ist eine Erinnerung, die wahrscheinlich deutlich älter ist als Liedertexte. Warum sollte jemand vergessen für was ein Glas benutzt wird aber nicht, für was ein Bonbon da ist? Und wenn bestimmte Erinnerungen gelöscht werden und andere nicht dann kann man doch auch gar nicht wissen welche Erinnerungen das betrifft. Dann könnte es ja genauso gut sein, dass jemand das Bonbon vergisst aber nicht das Glas.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy, natürlich sind die Verläufe ganz verschieden. Und sicher ist nicht jeder Betroffene nett und umgänglich. Wo habe ich das behauptet? Ich haben ein(!) Beispiel zum Verständnis gebracht, das eben auf einen Teil der Betroffenen zutrifft. Das sollte doch statthaft sein, oder?

Und an was sich die Menschen im fortgeschrittenen Stadium erinnern, das ist höchst unterschiedlich. Ich kenne zum Beispiel eine alte Dame, die erkennt weder Essen, noch Getränke, aber ein Frühstücksei erkennt sie aus vielen Metern Abstand. Oder einen Herrn, der weiß, dass er verheiratet ist und sehr an seiner Frau hängt. Nur erkennt er die nicht mehr.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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