Stolz sein, weil Baby beim Impfen nicht weint?

vom 08.11.2017, 13:26 Uhr

Eine Bekannte hat vor wenigen Monaten ihr erstes Kind bekommen. Gerade ging es zum Impfen und sie hat einen Post auf Facebook dazu verfasst, wie stolz sie ist, dass ihr Baby während der Spritzen überhaupt nicht geweint hat. Sie hat ihr Kind mit dem Baby, das vor ihnen dran war, verglichen und meinte, dieses hätte sich ganz schrecklich aufgeführt und sich gar nicht mehr beruhigen können, während ihre Tochter dermaßen tapfer war. Sie meint, dass ihr Kind dann auch später in anderen Belangen sicher tapfer und ruhig sein wird.

Eine Bekannte hat einen etwas sauren Kommentar dazu abgegeben, dass das ja noch lange nicht der Verdienst der Mutter ist, wenn das Baby die Spritze nicht so schlimm findet und das aus Kindern, die dabei weinen, noch lange keine Weicheier werden. Keine Ahnung, wie die Sache ausging, da die Bekannte den ganzen Post später gelöscht hat.

Findet ihr, dass es ganz normal ist, sich als Mutter ein bisschen stolz zu fühlen, wenn ein Baby beim Impfen nicht weint? Fändet ihr es ärgerlich oder kränkend, wenn man da Vergleiche mit weinenden Kindern zieht?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Natürlich kann man stolz darauf sein und natürlich ist es auch der Verdienst der Mutter, wenn ein Baby nicht weint. Vertrauen ist da das Zauberwort und ich musste beim Lesen dieses Threads an meinen Enkel denken. Er wurde vor 2 Tagen geimpft. Er war auf Mamas Arm und hat sich sichtlich wohl gefühlt. Das Impfen hat er dadurch nicht mitbekommen und hat mit Mama geschmust. Es wäre sicherlich anders ausgegangen, wenn das Baby auf dem Tisch gelegen hätte und es dort geimpft worden wäre.

Meine Kinder haben beim Impfen auch nicht geweint. Ich habe sie tröstend schon im Arm gehabt, bevor es los ging und da haben sie das gar nicht gemerkt. Durch schmusen und gut zureden kann man ein Kind und auch ein Baby nämlich sehr gut ablenken und ich bin auch stolz auf meinen Enkel gewesen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Vergleichen ist so oder so immer dämlich, da kein Kind wie das andere ist. Selbst wenn man das Kind auf den Arm der Mutter packt, weinen genug Kinder mit dabei. Es kommt auch nicht immer auf Schmerzen drauf an oder kein Vertrauen, sind die Eltern angespannt dann überträgt sich das auch auf das Kind. Selbst mit Wildfremden Menschen kann das schon anders aussehen.

Ich habe genug Erfahrung im Rettungsdienst, dass manche Kinder nicht zu beruhigen waren in den Ausnahmesituationen von den eigenen Eltern die ihre eigene Anspannung auf das Kind übertragen haben. Kaum waren die Kinder bei mir oder den Kollegen auf den Arm, war das alles vergessen und wieder gut da sie aus der Situation heraus geholt wurden und zu jemanden kamen, der Ruhe vermittelt und auch ausgestrahlt hat. Das hat Behandlungen dann wesentlich einfacher gemacht und mit impfen verhält sich das ebenfalls so.

Im Sommer war ich mit meiner Nichte und meiner Schwägerin beim Impfen von ihr. Ich bin gefahren und mein Sohn war auch mit dabei. Meine Nichte hat auf ihrem Arm geturnt und geweint und wollte nicht, da sie so angespannt war. Kaum war meine Nichte bei mir auf dem Arm, war alles gut und hat dann auch nicht geweint als die Nadel mit dem Impfen kam. Bei der zweiten Impfung dann schon, einfach weil das weh tut an manchen Stellen und warum sollte man dann nicht weinen dürfen?

Ich finde es lächerlich wenn man sich damit rühmt, dass ein Kind nicht weint beim Impfen. Es tut weh, da darf man weinen. Das eine Kind nimmt es stärker wahr, das andere weniger. Manch eines lässt sich hinterher dann schwer beruhigen und bei anderen ist es schneller wieder gut. Aber im Endeffekt kommt es hier auch nur auf das Ergebnis drauf an, das Kind ist geimpft und genießt damit diesen Schutz und es hat sich hinterher wieder beruhigt.

Ob das nun 1 Minute gedauert hat, 5 oder auch gar nicht erst stattgefunden hat, spielt so gar keine Rolle und da braucht man sich auch nichts drauf einbilden. Ablenken ist auch nichts womit man das fördert mit dem nicht weinen, damit lenkt man für den Moment ab und manche Kinder raffen das sehr schnell wenn die Alte auf einmal ankommt mit drücken und schmusen und dann der Pieks kommt und steigern sich dann schon beim kuscheln direkt rein.

Und mein Sohn hat immer geweint, sei es nun das Impfen oder auch Blut Abnehmen und sonstiges. Ruhe war da, ich weiß damit umzugehen und das das meiste schlimmer aussieht als es wirklich ist. Für ihn war das neue Umgebung, der Kinderarzt war ok und manch einer hat halt auch geimpft wie ein Pferd auch von den Arzthelfern die das teilweise gemacht haben. Aber hinterher war dann immer schnell wieder gut, Vertrauen hat das nicht geschadet und ich muss darauf doch nicht Stolz sein oder mir etwas einbilden wie toll ich doch bin, wenn das Kind nicht weint.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kann das schon verstehen, dass man stolz ist, wenn das eigene kleine Baby tapfer wirkt. Falsch fände ich nur, wenn man dann enttäuscht ist, wenn zum Beispiel das nachfolgende Geschwisterkind sensibler ist und weint. Also dass man das als Eltern persönlich nimmt. Kinder sind nun mal genauso verschieden wie Erwachsene. Während der eine Erwachsene total tiefenentspannt genießt, wenn der Zahnarzt im Mund bohrt und kratzt, springt der andere vor Schmerz und Panik beinahe von Zahnarztstuhl. Dennoch ist der eine nicht wertvoller als der andere Mensch.

Was man aber auf jeden Fall vermeiden sollte ist die Kinder vor so einer Sache anzulügen. Wenn man vor einer Spritze sagt, das täte nicht weh, verlieren Kinder schnell das Vertrauen in die Eltern, dass sie einem Schmerzen bei einer Behandlung nicht ehrlich ankündigen. Ich habe meinen Kindern vorher immer erklärt, dass es jetzt kurz pieken wird, aber dass das dann schnell vorüber geht, aber leider nicht vermeidbar ist. Damit konnten sie immer gut umgehen und sämtliche Ärzte fanden das toll, dass meine Kinder so tapfer bei Spritzen oder beim Blut abnehmen reagieren, obwohl es weh tut. Von daher finde ich schon, dass es bei älteren Kindern schon ein Verdienst der Eltern ist, wenn die Kinder vernünftig auf eine schmerzhafte Behandlung reagieren.

Und man kann Kinder da ja auch wunderbar bestechen, wenn sie etwas älter sind. Wenn man von Anfang an sagt, dass es etwas weh tut, aber sie ein kleines Spielzeug als Überraschung bekommen, wenn sie tapfer waren, dann klappt es gut, solche Situationen zu meistern. Nur Süßigkeiten würde ich dafür nicht benutzen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Bei uns muss das Kind hingelegt werden. Gerade da das Impfen zu Anfang sehr engmaschig passiert hatten wir dann schnell die Verbindung im Kopf, dass das Hinlegen zur Spritze führt und die weh tut. Deswegen meckert unser Sohn schon, wenn er sich nur hinlegen muss. Hat er dann die Spritze bekommen weint er, lässt sich aber auch schnell beruhigen. Als er noch nur ein paar Monate alt war, hat ihn das mit den Spritzen auch nicht wirklich gestört, aber mittlerweile hat er da einfach eine gewisse Abneigung entwickelt.

Schlimm finde ich das nicht und ich denke, dass es auch dazu gehört, dass man sich auch mal beschwert, wenn es wehtut und das hat in meinen Augen auch nichts mit wehleidig oder zart besaitet zu tun. So eine Spritze verursacht natürlich einen Schmerz und da darf sich das Kind auch aufregen. Ich wäre nun nicht unbedingt stolz nur weil mein Kind da nicht weint. Das kann sich ja auch ändern, wie man bei meinem Sohn gemerkt hat. Wir gehen da auch nicht gestresst hinein, er spielt dort sogar meistens noch ein bisschen in dem Zimmer, aber die Spritze mag er eben nicht und daran ändert sich auch nichts.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Grundsätzlich ist nichts falsch daran stolz auf sein Kind oder Baby zu sein, egal in welcher Situation. Und man darf natürlich auch stolz auf sein Baby sein wenn es vermeintlich tapfer der Spritze entgegensieht. Ob das nun wirklich etwas mit tapfer sein zu tun hat, dass das Baby das Impfen so gut weggesteckt hat, oder nicht lassen wir mal so im Raum stehen. Ich denke einerseits das es etwas mit dem Vertrauen zur Mama zu tun hat wie die Kinder mit solchen Situationen umgehen. Andererseits kommt es auch auf die Tagesfassung an.

Auch Babys haben schlechte Tage und da kann das Impfen schon mal schlimmer ablaufen als die Male zuvor. Allerdings stimmt es schon auch das es eher ängstliche Kinder gibt und welche die so etwas ganz gelassen entgegen sehen. Aber nur weil ein Baby bei so etwas nicht weint bedeutet das nicht zwangsläufig das es das ganze Leben eher zur mutigen Sorte gehören wird. Babys verändern sich genauso wie wir auch noch ein Leben lang.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es gibt eben genügend Eltern, die auf jede Kleinigkeit stolz sind, die ihr Kind so macht oder auch nicht macht. Ich habe auch schon von genügend Eltern gehört, die einfach über jede Bewegung stolz sind, die ihr Kind neu macht und auch bei jedem neuen Laut sofort vor Freude ausflippen. Ich kann es ja verstehen, dass man glücklich und stolz ist, wenn das Kind zum ersten Mal alleine geht oder das erste Wort sagt, wobei man es ja aber auch übertreiben kann.

Das mit dem Impfen finde ich wirklich peinlich, vor allem dann, wenn man meint, das dann auch noch extra im Internet posten zu müssen. Das hat doch wirklich nichts mit der Zukunft zu tun. Ein Kind das nicht beim Impfen weint, kann ja trotzdem später ein Sensibelchen sein und eine Sozialphobie entwickeln, während ein Kind das weint, später extrem selbstbewusst und ein Aufreißer werden kann. Das kann man doch so wirklich nicht sagen und daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen, finde ich wirklich albern.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde es auch verständlich, wenn man als Eltern stolz darauf ist, dass das Baby beim impfen nicht geweint hat. Für mich ist das auch ein Zeichen dafür, dass sich das Baby anscheinend wohlgefühlt hat und auch gut abgelenkt wurde. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, ob die Mutter schon vorher aufgeregt und nervös ist.

Das wird sich ja auch auf das Baby übertragen. Ich denke, dass eben verschiedene Dinge eine Rolle dabei spielen. Wenn sich der Kinderarzt bemüht und auch einfühlsam und lieb zu dem Kind ist, wird das durchaus auch etwas ausmachen. Ich finde es nicht schlimm und durchaus nachvollziehbar, dass die Eltern in solch einer Situation dann auch stolz auf das Kind sind.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Mein Baby hat auch nicht geweint, wenn es eine Spritze bekommen hat. Das hatte aber auch einen guten Grund. In einer einschlägigen Zeitschrift hatte ich nämlich schon vor der Geburt unseres Kindes gelesen, dass es für die Kleinen Betäubungspflaster gibt, die man auf das Ärmchen klebt und welche erst abgemacht werden, wenn die Impfung bevor steht. Als ich in der Apotheke diese Pflaster käuflich erwerben wollte, waren die nicht auf Lager.

Die Angestellte erklärte ungefragt und kalt lächelnd, dass es doch schließlich auch ohne Pflaster ginge, da die Kleinen sowieso noch nichts spüren. Das befremdete mich derart, dass ich auf dem Hacken kehrt machte und grußlos die Apotheke verließ. In einer anderen hatte ich dann mehr Glück, außerdem musste ich mir dort auch keinen blöden Spruch anhören. Wenn man also der Angestellten Glauben schenken will, muss keine Mutter stolz sein, wenn das Baby beim Impfen nicht weint.

Das allerdings halte ich für hanebüchenen Unsinn. Das mit dem Pflaster haben wir übrigens weiterhin durchgezogen. Wichtig war mir einfach, dass das Kind keine Angst und keine schlechten Erinnerungen bekommt, sieht es nur einen weißen Kittel. Denn wenn ein Kind bei der Untersuchung wie am Spieß brüllt, kann das die ganze Sache immerhin erschweren. Und auch sonst möchte ja keine Mutter und kein Vater, dass sein Kind unnötig Angst hat und daher schlimm weinen muss.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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