Kinder und das Selbstständig werden

vom 22.03.2009, 14:50 Uhr

Als ich meine Kinder bekommen habe, dachte ich nicht dass ich mal solche Probleme damit haben werde wenn sie selbstständig werden. Meine Kinder sind nun 20 und 22 Jahre alt und ich finde in dem Alter muss man noch keine eigene Wohnung haben. Ich mache alles von der Wäsche bis zum Zimmer putzen aber dennoch wollen sie nun ausziehen.

Wie empfinden andere Eltern das wenn die Kinder so langsam flügge werden, ist das immer so schlimm?

» deeti » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,00 »



Also ich kann nur aus meiner Sicht als Tochter berichten. Ich fand es einerseits echt schön so bemuttert zu werden und alles gemacht zu bekommen. Es war wirklich Hotel Mama. Zwar hab ich ein bisschen mitgeholfen, aber den Großteil hat Mama erledigt.

Irgendwann kam dann das Thema ausziehen und Mama war erst ziemlich einsichtig. Ich glaub ich war da so um die 23. Aber als es dann ernster wurde, fingen plötzlich Streits zwischen uns an, die teilweise echt schlimm waren.

Ich bin jetzt 26 und habe es jetzt erst geschafft auszuziehen. Meine Mutter ist sehr stur und gibt wenig zu, aber da hat sie zugegeben, dass ihr das furchtbar weh tut und es sehr schlimm für sie ist wenn ich gehe. Auch das Abnabeln war nicht einfach für sie.

Allerdings hat sich das Ganze gelegt und wir verstehen uns besser als vorher. Außerdem ist Mama mittlerweile froh, dass sie ihre Ruhe hat. :D

Fazit: Uns beiden ist es schwer gefallen getrennt zu leben. Warum sollte jeder alleine in einer Wohnung sein, wenn es zu zweit doch mehr Spaß macht? Aber es war wichtig für mich, dass ich meine eigene Erfahrung gemacht habe und es bringt mich ein großes Stück näher zu meiner Selbstständigkeit. Ich muss viel lernen, muss selber mit meinem Geld haushalten und mich auch alleine um alles Andere kümmern wie Wäsche waschen oder Einkaufen.

Es ist eine gute Erfahrung und ich denke deine Kinder sind alt genug um diese zu machen. Und wenn sie Hilfe brauchen, wissen sie das sie zu dir kommen können. Das ist, laut meiner Mutter, ein tolles Gefühl, wenn das Kind dann trotzdem noch zu einem kommt um Ratschläge einzuholen. Also unterstütze deine Kinder auf den Weg zur Selbständigkeit. :)

Benutzeravatar

» Hormonkeks » Beiträge: 447 » Talkpoints: -0,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Aus der Sicht einer Mutter kann ich leider auch nicht sprechen, da ich selber bis jetzt nur eine von zu Hause ausgezogene Tochter bin. ;)

Aber ich finde 20 und 22 ist schon ein vernünftiges Alter zum Ausziehen. Es kommt natürlich auf die weiteren Gegebenheiten an wie es um Schule, Ausbildung oder Studium steht. Ich selbst bin mit 20 zum Beginn meiner Ausbildung zu Hause ausgezogen, weil die Ausbildungsstelle auch ziemlich weit weg ist. Mein Bruder ist damals mit 22 zum Studienbeginn ausgezogen, auch bei ihm war die gewählte Studienstadt soweit weg das sich weiter zu Hause wohnen auf keinen Fall gelohnt hätte.

Für die Beziehung speziell zwischen mir und meiner Mutter war es auch sehr gut, dass ich ausgezogen bin. Nach der Schule habe ich einige Zeit zu Hause rumgehangen, hier ein Praktikum und natürlich n 400 Euro Job, aber insgesamt hing ich doch zu viel zu Hause in der Zeit. Meine Mutter und ich sind uns immer sehr schnell auf die Nerven gegangen und haben wieder häufiger gestritten, beinahe sogar schlimmer als in der fiesen Phase der Pubertät. Seit ich nun ausgezogen bin sind wir beide wieder richtig froh wenn wir uns sehen (oder hören) und streiten nur noch sehr selten, meistens dann wenn ich zwei Wochen Urlaub bei meinen Eltern verbringe und wir uns wieder auf die Nerven gehen können. ;)

Ich glaube auch, dass meine Eltern den Auszug sehr gut verkraftet haben, immerhin haben sie mich und auch meinen Bruder ja zu verantwortungsbewussten und selbstständigen Menschen erzogen. Aber natürlich telefonieren wir trotzdem viel, man möchte ja wissen wie es der Familie so geht.

Benutzeravatar

» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann dir auch nur aus der Sicht einer ausgezogenen Tochter berichten, wie ich das mit meiner Mutter erlebt habe. Das war damals nämlich auch nicht gerade einfach für uns alle.

Und zwar bin ich die jüngste von 4 Kindern und da fällt es Müttern eher schwerer, sie ausziehen zu lassen. Jedenfalls meinte meine Mama, dass es ihr bei mir am schwersten gefallen ist. Und das schlimmste war dann, als ich 600 km weit weg gezogen bin. Da haben wir beide auch ein wenig geweint, denn auch für mich war das nicht sehr einfach. Aber seitdem ist das Verhältnis noch besser wie vorher, wir telefonieren sehr viel und so wissen wir eigentlich immer, was bei dem anderen gerade aktuell ist.

Meine Mama trauert heute nach fast 5 Jahren immer noch manchmal, dass ich nur zwei-drei Mal im Jahr zu Besuch bei ihnen bin. Aber ich habe hier ja auch mein eigenes Leben aufgebaut, mit eigenen Freunden und einen Beruf habe ich auch. Da ist es eben nicht so einfach, mal eben 1200 km wegen einem Besuch bei Mama zu fahren.

Mir persönlich ist es schon auch schwer gefallen, einfach so weit wegzuziehen, aber ich habe diesen Schritt nie bereut und bin sehr glücklich da, wo ich bin. Was deine Kinder angeht, so finde ich auch, dass 20 und 22 ein gutes Alter ist, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Wenn deine Kinder einen Beruf haben, dann dürfte es auch mit einer eigenen Wohnung klappen. Ich wünsche dir, dass du den Auszug deiner Kinder gut verkraftest. Sie sind ja nicht aus der Welt und sie entfremden sich dir ja auch nicht, nur weil sie ausziehen. Meist wird das Verhältnis ja wirklich besser, auch wenn es vorher schon gut war. Aber schwierig stelle ich es mir schon vor als Mutter die Kinder ziehen zu lassen.

Benutzeravatar

» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe zwar erst eine zweijährige Tochter, hatte aber dasselbe Theater. Mein Vater redet bis heute noch kein Wort mit mir, weil ich einfach zu meinem Freund gezogen bin, mit dem er sich überhaupt nicht versteht. Man muss das einfach von beiden Seiten einmal betrachten:

Eine Mutter hat das Kind neun Monate im Bauch getragen, es gefüttert, gewickelt, gepflegt, mit ihm gespielt. Es war immer irgendwie das kleine Baby, obwohl es ständig gewachsen ist. Immer fühlte man sich toll, wenn es die Hilfe in Anspruch genommen hat, man fühlte sich groß, allwissend, nützlich. Nun ist es so, dass das kleine Baby, die kleine Tochter oder der kleine Sohn auf einmal vor hat, einen eigenen Weg zu gehen und als Mutter kommt man sich dann klein, unwissend, hilflos und nutzlos vor. Natürlich hat man auch Angst, das Kind könnte auf einen schlechten Weg abrutschen oder nicht mit dem Haushalt alleine klar kommen. Der Mama bricht das Herz und es dauert lange bis sie los lassen kann.

Die Tochter/der Sohn fühlte sich jahrelang immer bei der Mama geborgen, immer, wenn sie Fragen oder Angst hatte, Hunger, Durst oder ein sonstiges Problem, war der erste Weg zur Mama. Mit den Jahren hatte das Kind aber dann vor, immer mehr selber zu entscheiden. Das fing in der Pubertät an, als kleine Machtkämpfe begannen. Die Tochter/ der Sohn wünschten sich einfach, dass ihre Wünsche respektiert werden, dass sie sich gesund entwickeln können und auch Erfahrungen machen können, vor denen sie die Eltern bewahren möchten. Nun ist es endgültig - man möchte ausziehen, die Welt kennen lernen, seine eigenen Regeln aufstellen und die Mama redet trotzdem drein.

Es ist also ganz normal, dass der Abnabelungsprozess sehr lange dauert. Weder die Eltern, die die Kinder nicht gerne gehen lassen möchten, noch die Kinder, die nicht verstehen, warum, haben daran Schuld. Ihr werdet das auch schaffen, so wie es jahrelang Eltern und Kinder vor euch gemeistert haben, nur Mut!

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.05.2019, 16:09, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Also mit 20 und 22 Jahren kann man durchaus eine eigene Wohnung haben. Ich selber bin mit 15 Jahren von Zuhause ausgezogen, weil meine Ausbildungsstätte dann näher war.

Wieso räumst und putzt du deinen erwachsenen Kindern denn noch die Zimmer? Ich persönlich finde es sehr wichtig, Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen. In dem Alter können und müssten sie durchaus in der Lage sein, ihre Zimmer alleine in Ordnung zu halten. Das du ihre Wäsche mit wäscht ist verständlich, du wäscht deine Kleidung ja sowieso, aber hinterher putzen käme für mich nicht in Frage.

Benutzeravatar

» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ist das nicht normal, dass manche Eltern so Probleme haben sich umzugewöhnen. Theoretisch hat man zuvor mindestens 18 Jahre sich um das Kind gekümmert und wenn das auf einmal weg fällt und man niemanden mehr hat, um den man sich kümmern und sorgen muss, dann ist das für viele Eltern ein Problem. Man nennt das auch Empty-Nest-Syndrom.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



@Täubchen: Man merkt, dass du selber keine Kinder hast, denn dann würdest du wissen, dass es keinesfalls an den Haaren herbei gezogen ist, dass sich die meisten Eltern, die ihr Kind lieben und das beste für ihr Kind wollen, beim Loslösungsprozess schwer tun.

Es ist ganz natürlich, dass die Kinder irgendwann flügge werden, natürlich ist aber auch, dass es Eltern schwer fällt, wenn die Kinder dann doch eines Tages ausziehen. Vor allem ist es so, dass man ja als Mutter oder Vater nie genau weiß, wann dieser Zeitpunkt sein sollte. Manche Kinder und Jugendliche ziehen schon aus, bevor sie die Volljährigkeit erreicht haben, manche wohnen noch mit 30 zu Hause.

Ich denke, dass egal wie alt ein Kind ist, dass es extrem schwierig ist, es gehen zu lassen. Klar ist es kein Abschied für immer. Aber es ist einfach eine Veränderung, es fehlt etwas im Haus. Jemand der immer da war und um den man sich eigentlich rund um die Uhr gekümmert hat. Ich kann das sehr gut nachvollziehen.

Ich denke auch, dass ich einmal Probleme haben werde, wenn meine Tochter mir eröffnet, dass sie ausziehen wird. Natürlich werde ich dafür Verständnis haben, aber leicht fallen wird es mir garantiert nicht. Ich werde sie gehen lassen, weil es normal ist und weil ich möchte, dass sie glücklich ist.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Viele Kinder wollen es ja aber auch irgendwann nicht mehr, dass die Mutter alles putzt, für sie kocht und alles macht. Ich weiß, dass mich das auch irgendwann genervt hat. Denn so schön es auch ist, wenn die Mutter für einen kocht und die Wäsche macht, so sehr wünscht man es sich irgendwann aber, das selbst machen und für sich selbst zuständig sein. Zumindest war es bei mir so.

Bei manchen ist es früher der Fall, dass sie den Wunsch haben auszuziehen, bei manchen eben später. Es ist ja ganz normal, dass es nicht bei jedem gleich ist. Und mit 20 finde ich das nun auch nicht zu früh. Das ist ja ein ganz normales Alter und da kann man auf jeden Fall schon mal dran denken, von zu Hause auszuziehen. Man muss sich einfach bereit dazu fühlen und das ist bei deinen Kindern scheinbar der Fall.

Dass es den Eltern scher fällt und weh tut, wenn die Kinder ausziehen, ist ja auch normal. Immerhin ist das dann ja ein völlig neuer Lebensabschnitt. Für beide ändert sich extrem viel und beide kennen diese Situation so ja noch gar nicht. Wenn die Eltern es auch gewohnt sind, dass die Kinder 20 Jahre bei ihnen wohnen, ist es schon merkwürdig, wenn es irgendwann nicht mehr so ist.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde das Alter eigentlich ganz gut um selbstständig zu werden und seine eigene Wege zu gehen. Natürlich wird keiner gerne seine Kinder gerne gehen lassen, immerhin hat man zusammen eine schöne Zeit verbracht, sicherlich auch viele Jahre nach den Kindern orientiert und muss sich erstmal wieder umstellen. Trotzdem wird man seinen Kindern keinen Gefallen tun, wenn man sie nicht gehen lässt.

Wobei ich nicht verstehen kann wie man noch so viel für Kinder in dem Alter im Haushalt macht. So wissen sie ja gar nicht was zu tun ist, wenn sie ausziehen. So etwas sollte man vorher schon vermittelt haben, damit die Kinder im eigenen Haushalt auch klarkommen. Meine Kinder sind lange noch nicht so weit, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das kein leichter Abschnitt im Leben ist, weil man loslassen muss.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^