Ausrechnen, wie viel man nach manchem Essen trainieren muss?

vom 01.07.2018, 13:38 Uhr

Eine Bekannte von mir ist derzeit am Abnehmen und versucht daher, sich gesund und ausgewogen zu ernähren und auch Sport zu treiben. Ab und zu wird sie dann aber doch mal schwach und gönnt sich eine Pizza, eine Tüte Chips oder etwas anderes Ungesundes. Gerade dann, wenn es etwas ist, was nicht hätte sein müssen - beispielsweise eine Tüte Chips vor dem Fernseher, obwohl sie eigentlich schon satt ist - rechnet sie sich dann immer aus, wie viel sie trainieren muss, um die ganzen unnötigen Kalorien wieder loszuwerden.

Meine Bekannte versucht dann auch tatsächlich, das so umzusetzen und am gleichen oder nächsten Tag entsprechend Sport zu machen, um nicht zuzunehmen. Rechnet ihr euch bei manchen Gerichten oder unnötigen Snacks auch aus, wie lange ihr trainieren müsst, um die Kalorien wieder loszuwerden?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Also um ehrlich zu sein finde ich nicht, dass das besonders gesund klingt. Das hat ja schon Ausmaße wie bei einer Essstörung. Auch verstehe ich nicht, wie man direkt die ganze Packung Chips leer fressen kann, wenn man eigentlich (!) satt ist. Das hat ja bei deiner Bekannten schon zwanghafte Züge und das finde ich nicht mehr normal.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich halte es generell für eine falsche Herangehensweise, wenn man zu emotional an Ernährungsfragen herangeht und mit Begriffen wie charakterlicher "Schwäche" oder (schlimmer noch) moralischer "Sünde" operiert, wenn man sich etwas in den Mund gesteckt hat, was kein Karottenstift oder kein "Superfood" ist und von diversen Ernährungs-Gurus als ungesund deklariert wurde. Natürlich sind Chips, Pizza und Co. nicht die optimale Ernährungsentscheidung, wenn man abnehmen möchte, aber viele Leute tun ja so, als würde man tatsächlich zur Hölle fahren oder sich vor der Ernährungspolizei rechtfertigen müssen, wenn man mal Bock auf Fett hat.

Ich fände es zudem viel zweckmäßiger und entspannender, sich nicht ohne Sinn und Verstand Essen in den Kopf zu schieben und hinterher panisch zu rechnen, wie schlimm die Ernährungssünde war, sondern Chips, Cola und Co. einfach im örtlichen Supermarkt zu lagern. Wenn man für die Sünde extra das Haus verlassen muss, ist es erstaunlich viel einfacher, sich zu beherrschen.

Dass Sport natürlich gesund ist, aber für Abnehmerfolge eher zweitrangig, sollte zudem auch mittlerweile allgemein bekannt sein. Wenn man eine achtlos zwischendurch gefutterte Tüte Chips mit ca. 1000 Kalorien verbucht, muss man ganz grob gerechnet 90 Minuten stramm zusätzlich joggen, um den Ausgleich zu schaffen. Da finde ich es schon erheblich bequemer, gleich die Chips nicht zu essen.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde, dass das Kalorienzählen bei so manchen Menschen auch nach hinten losgehen kann. Vor einigen Monaten habe ich es auch damit versucht und ich habe mich irgendwann von knapp 1000 Kalorien ernährt, beziehungsweise ich war schon darunter. Und ich hatte diese dreistellige Zahl beim Eintragen meines Essens ständig im Blick. Und ich habe bei jeder Bewegung ausgerechnet, was ich tun muss, damit mein Obstsalat abgebaut wurde.

Irgendwie kam dann noch dazu, dass ich mich so und soviel bewegen muss, damit die Kalorien abgebaut wurden. Aber durch das ständige Defizit nahm ich sogar noch eher zu als ab. Dann wurde meine Psychotherapie intensiviert und das Kalorienzählen ist bei mir weggefallen, weil es zu anstrengend wurde. Stattdessen habe ich wieder angefangen halbwegs normal zu essen und gelernt mir weniger Gedanken zu machen. Und Bewegung zu lieben, ohne Abnehmgedanken.

Seitdem versuche ich dieses Zwanghafte wegzulassen und die erlernte, neue und gesündere Art beizubehalten und ich werde den Teufel tun und ausrechnen, wie lange ich mich bewegen muss, damit ich dies und jenes abbaue. Ich esse, weil es mir schmeckt und ich bewege mich, weil es mir Spaß macht. Und ich fahre gut damit.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich hatte zum Glück noch nie das Gefühl, abnehmen zu müssen, aber ich halte es auch für falsch, das so zu machen, wie deine Bekannte. Sicher kann man ungesunde Sachen gar nicht erst kaufen und damit ist dann schon die erste Hürde da, dass man gar nichts im Haus hat, was man naschen kann.

Aber so weit würde ich gar nicht gehen, sondern einfach nicht so verkrampft eine Diät machen. Sicher ist es leicht, darüber zu reden, wenn man noch nicht in der Situation war, aber ich denke einfach, dass man auch mal sündigen darf und dann eine Diät oder Ernährungsumstellung auch langfristiger durchhält.

Deswegen würde ich auch nicht direkt ausrechnen, wie viel ich nach welchem Essen trainieren muss, weil ich denke, dass ich eine solche Diät nicht lange durchhalten könnte. Vielleicht ist das bei deiner Bekannten ja anders, aber gesund klingt das für mich gerade auf die Dauer trotzdem nicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Gesund klingt das ja nicht gerade, sondern eher so als würde man sich krampfhaft Gedanken ums Abnehmen machen und dann endet man in einer Essstörung, weswegen man in so einem Verhalten auch nichts gekonnt hat. Ich finde das Sündigen in dem Sinne auch mal dazu gehört. Bei vielen Diäten gibt es ja auch einen Cheating Day, bei dem man dann die Dinge essen kann, die man sonst nicht essen durfte. Meiner Meinung nach gehört zu einer ausgewogenen Ernährung auch mal ungesundes Essen. Essen in Sporteinheiten umzurechnen finde ich krank.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde auch, dass der Gedanke hinter dieser Strategie nicht gesund klingt und schon in Richtung Essstörung anmutet. Wer sich bei einer ansonsten ausgewogenen Ernährung nicht ab und zu auch mal etwas aus Lust und Freude daran gönnen kann, ohne gleich Versündigungsgedanken und Gegenregulationsdruck zu verspüren, bei dem artet die Fixierung auf einen gesunden Lebensstil schon in zwanghafte Züge aus, und das alles spricht für ein pathologisches Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körperbild.

Eine Pizza im halben Jahr macht niemanden übergewichtig, und auch ohne den krampfhaften Versuch, die gesamten Kalorien am nächsten Tag wieder vom imaginären Konto herunterzutrainieren, wird sich eine eventuelle Gewichtszunahme dadurch im Laufe der Folgetage und -Wochen wieder einpendeln.

Noch dazu ist die Annahme ja abstrus, man hätte die absolute Kontrolle über die zugeführten Kalorien und den Verbrauch. Wer garantiert mir denn, dass meine TK-Pizza wirklich exakt 872 Kalorien pro Stück hat, und dass mein Exemplar nicht doch um 30 Kalorien von der Norm abweicht? Und nur, weil meine Fitness-App mir anzeigt, dass ich nach dem Laufen von 6000 Schritten 250 Kalorien verbraucht habe, heißt das noch lange nicht, dass ich auch wirklich exakt diese Schritte gegangen bin, sondern kann genauso durch Fehlregistrierung von Wackelbewegungen verfälscht sein.

Zudem schwankt unser Grundbedarf mit der Tageszeit, der Außentemperatur, der psychischen Belastung und dem Zyklus, um nur einige Einflüsse zu nennen. Dementsprechend erscheint es mir relativ sinnfrei, sich an irgendwelche absoluten Zahlen aus ominösen Rechen-Apps zu klammern und sich damit das Gewissen rein zu reden. Dann kann man es auch bleiben lassen und einen Tag des Schlemmens zulassen und genießen, wenn man danach wieder seinen regulären Ernährungsplan verfolgt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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