Mit Weihnachtsgeschenken Kind bestrafen?

Ich hätte nicht gedacht, dass man mit Geschenken jemanden bestrafen könnte, aber es geht tatsächlich. Eine Bekannte von mir hat einen Bruder, der dieses Jahr leider viel verbrochen hat und die Eltern haben sich sehr über ihn aufgeregt. Zunächst einmal wollten die Eltern dem Bruder gar nichts schenken, nach einer Weile aber legte sich die Wut etwas und nun soll er doch etwas bekommen. Allerdings sind dies sicherlich keine Geschenke, über die er sich sonderlich freuen wird.

Da der Bruder bereits eine Ausbildung macht und Geld verdient, erwarten die Eltern von ihm, dass er dies auch für sinnvolle Dinge wie Kleidung oder so ausgibt. Das tut er leider aber nicht und deswegen bekommt er eine Großpackung an Socken. Da er versucht hat Käse über dem Toaster zu schmelzen und dabei den Toaster unbrauchbar gemacht hat, bekommt er einen Sandwichmaker. Der Bruder ist aber nicht unbedingt in einem Alter und Reifegrad, in dem man sich über so was freuen würde.

Außerdem wird er auch ein Haushaltsbuch bekommen, da er mit seinem Geld nicht umgehen kann und häufiger Schulden macht. Im Ganzen kann man also schon sagen, dass die Geschenke nicht unbedingt zu Freudensprüngen verleiten, aber wenigstens bekommt er überhaupt etwas. Habt ihr eure Kinder auch schon mal damit bestraft, dass sie nur praktische Geschenke bekommen haben und nichts, über dass sie sich wirklich freuen könnten? Seht ihr das dann auch wirklich als Strafe an, beispielsweise denkt ihr, dass die Kinder sich irgendwie bestraft fühlen?

Da ich, wie schon erwähnt, über Geschenke Liebe und Verbundenheit ausdrücke, finde ich es fast noch perfider, jemanden mit Geschenken zu bestrafen, als der Person überhaupt nichts zu schenken. Für mich fühlt sich so ein Vorgehen kleinlich und hinterhältig an und lässt mich eher an einen Racheakt als an eine pädagogische Maßnahme denken. Geschenke, die absichtlich so gewählt sind, dass sich der Empfänger nicht freut, kann man sich in meinen Augen gleich sparen und denjenigen statt dessen verbal demütigen und kränken. Das kommt billiger.

Gerade bei Kindern finde ich es nicht angemessen, über Geschenke seinen Machtvorteil als Erwachsener und Brötchenverdiener auszuspielen. Meinem Partner würde ich ja auch keinen weihnachtlich verpackten Schrubber schenken, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass er mir mehr im Haushalt anpacken könnte. Und wenn der Herr mir eine Saftpresse und eine Diätbuch schenken würde, um sein Missfallen an meiner Figur zu vermitteln, wäre auch erst mal Funkstille. Aber Kinder müssen sich solche Schwachsinnsaktionen gefallen lassen.

Wer also kein Problem damit hat, Weihnachten noch stressiger und ungemütlicher zu machen, kann natürlich seinen ganzen pädagogischen Ehrgeiz in möglichst wenig liebevoll ausgewählte Geschenke stecken. Ich jedoch würde es für sinnvoller halten, den Damen und Herren Sprösslingen vielleicht unter dem Jahr mal in den Hintern zu treten und Weihnachten nicht als Druckmittel zu missbrauchen.

Geschenke sind doch normalerweise dazu da, um den Menschen eine Freude zu machen. Wenn man diese Absicht gar nicht verfolgt, dann sollte man das Schenken generell sein lassen meiner Ansicht nach. Welchen Sinn hat das dann noch? Gerade ein Kind hat nur begrenzt Möglichkeiten, sich selbst Geld zu verdienen. Da finde ich es dann noch bescheuerter, wenn man dann Schrott schenkt, weil das Kind sich dann nicht das kaufen kann, was es sich wirklich wünscht.

Bei Kindern muss man auch aufpassen, dass sie ihren Selbstwert nicht von solchen Gesten abhängig machen, die ja durchaus als Zuneigungsbeweis interpretiert werden. Ich würde mir da mehr Gedanken um die psychische Entwicklung des Kindes machen.

Ich finde nun nicht unbedingt, dass diese Geschenke eine Bestrafung sind. Das sind doch praktische Sachen, die man auf jeden Fall gebrauchen kann und die der junge Mann doch auch sicher nutzen wird, egal ob er sich im ersten Moment darüber freut oder nicht. Es ist ja nicht so, dass er mit diesen Geschenken bloßgestellt wird oder dass die Sachen danach gleich in der Ecke oder gar im Müll landen, weil er nichts damit anfangen kann.

Natürlich ist es schöner, wenn man Sachen geschenkt bekommt, über die man sich auch freut, wobei nützliche Sachen doch auch nie eine schlechte Geschenkidee sind. Man kann sich ja auch Schöneres vorstellen, als eine Waschmaschine oder Geschirr geschenkt zu bekommen, wobei man dann aber letztendlich doch froh darüber ist, dass man so etwas geschenkt bekommen hat und sich nicht selbst damit auseinandersetzen und selbst Geld dafür ausgeben muss.

Eigentlich sollte man auch etwas verschenken, weil man es gerne tut und weil man jemandem eine Freude bereiten will. Das ist ja aber auch bei vielen Familien und Bekanntschaften nicht mehr so. Oft wird das ja quasi als Verpflichtung angesehen, so dass man sich etwas sucht, was jemand möglichst gut gebrauchen könnte. Das ist ja in diesem Fall nicht anders.