Durch Gesetzesänderung mehr sozialer Wohnungsbau?

vom 13.04.2018, 06:21 Uhr

Laut Medienberichten zieht die Bundesregierung eine Grundgesetzänderung in Erwägung, sodass der soziale Wohnungsbau stärker unterstützt wird. Mit dem neuen Artikel 104d sollen kündig Finanzhilfen gewährt werden können, die dann für den sozialen Wohnungsbau genutzt werden können. Was haltet ihr von dieser Gesetzesänderung? Meint ihr, dass es dadurch mehr bezahlbaren Wohnraum gibt oder wird das gar nichts an der derzeitigen Wohnsituation ändern? Meint ihr, dass die neuen Wohnungen dann qualitativ sein werden oder werden die so schnell und günstig hochgezogen, dass man gesundheitliche Probleme bekommt wegen der fehlenden Isolierung in Bezug auf Lärm, Kälte und Wärme?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dass sich der angespannte Wohnungsmarkt in Ballungsgebieten, Studentenstädten und auf dem günstigen Sektor dadurch zeitnah oder auch nur mittelfristig entspannen wird, glaube ich nicht. Und meines Wissens nach gibt es schon länger Zuschüsse für den sozialen Wohnungsbau, das Angebot wird nur von den Bauenden nicht genutzt, weil langfristig Luxussanierungen und teure Wohnungen mehr Rendite abwerfen als der soziale Wohnungsbau.

Von daher sehe ich das Problem eher auf Seiten des Staates, der wieder wie früher als Bauherr in Erscheinung treten müsste, sonst wird sich das Problem zeitnah nie lösen lassen. An bauliche Mängel glaube ich aber nicht, denn die Vorschriften hierzulande dürften dahingehend streng genug sein, um Schindluder vorzubeugen. Es muss ja alles genehmigt und abgenommen werden.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich halte die Gesetzesänderung für „dumm“. Es gab sozialen Wohnbau. Dieser wurde kaputt gemacht. Jetzt will man ihn wieder haben, aber das ändert doch überhaupt nichts daran, dass auch dort die Mieten teilweise steigen, kaum bezahlbar sind und irgendwann die Ghetto-Viertelbildung stattfindet. In Essen haben wir auch viele Hochhäuserkomplexe, weil sie relativ günstig in den Mieten sind. Das Ende vom Lied ist, dass dort sich viele unterschiedliche Couleur angesammelt haben, die teilweise Hartz IV kriegen, Wohngeld, Rente, Sozialhilfe usw.

Sozialer Wohnbau bedeutet für mich, die Leute weit vom Schuss zu parken. Nach dem Motto „Hauptsache eine Wohnung“. Das dies meist mit Ausgrenzung stattfindet, weil es keine Bonzengegenden sind, sondern immer die Gegenden sein werden, wo anhaltende Probleme stattfinden, ist doch logisch. Siehe mal Essen. Essen Nordviertel, Essen Katernberg, Essen Altenessen, Essen Altendorf, Essen Kray ( teilweise ), Essen Steele (teilweise) oder Essen Frohenhausen sowie Essen Borbeck.

Hier herrschen Probleme wie in Berlin Neukölln, Marzahn, Spandau & Reinickendorf. All das ist, weil man soziale Armut mit ungebildeten Menschen zusammenpackt, mit kriminellen Pack, die Ghettobildung dadurch fördert und viele unterschiedliche Couleur mit unterschiedlichen Werdegängen sowie Ansichten des Rechtsstaat zusammenpfercht. Wieso? Es wurde der soziale Wohnbau kaputt gemacht und ihn jetzt wieder einführen bringt nur was, um die Wohnungslosigkeit zu beenden, aber die anhaltenden Probleme innerhalb der Viertel sind kaum auszumalen und belasten das Rechtssystem.

Der soziale Wohnbau ist meiner Meinung nach auch nur eine fadenscheinige Ausrede. In einem ach so tollen und reichem Land wie Deutschland leben mehr und mehr Obdachlose, das weiß ich, weil ich da beruflich ebenfalls verpflichtet bin zu agieren als Streetworkerin. Ich sehe auch, wie wenig den Leuten geholfen wird und nicht, dass hier Missverständnisse auftreten. Dort sind nicht alle Drogensüchtig, alkoholabhängig, ungebildet oder ungepflegt.

Ich betreue eine Dame, die hatte einen Mann und 2 Kinder. Durch einen Unfall sind sie gestorben und sie auf der Straße gelandet. Sie redet mit sich selbst, tut niemanden etwas, aber statt ihr zu helfen, hat das Job Center sie abgeschrieben. Wohnung kriegen? Undenkbar, wenn man nur einmal „Obdachlos“ erwähnt und das sind Probleme, die ändert der soziale Wohnbau ebenso wenig.

In einem Land, wo Politiker 10.000 Euro + etliche Nebenverdienste verdienen, Reiche nicht richtig steuerlich belastet werden, Beamte glücklich bei der Steuer davon kommen und mehr, muss man sich nicht wundern, dass eine Spirale zwischen reichem Deutschland und sozialem Deutschland entstanden ist. Der soziale Wohnungsbau beweist nur mal wieder eindrucksvoll, dass die Politik alles kaputt macht, was damals helfen sollte und später ihre Meinung ändert, aber erst dann, wenn es schon für viele Menschen Jahre zu spät ist und sie nicht mehr in die Gesellschaft zurückkehren können, weil Deutschland und die Bürokratie, Jobcenter und die Statuten etc. es nicht zulassen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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