Ossis & Wessis: Nur 35 % sehen Zusammengehörigkeit

vom 05.08.2007, 20:51 Uhr

Ich finde dieses ganze Ossi Wessi Gerede irgendwie doof. Ich bin geborener Wessi. Die Mauer steht nun schon ewig nicht mehr und immernoch gibt es soviele Unterschiede, die gemacht werden zwischen Ossis und Wessis. Mir ist das egal und oft wenn ich meine Freunde mal reden höre sagen sie oft: Boa man merkt der kommt aus dem Osten. Ich finde solche Äußerungen echt abwertend und mir ist so was wirklich egal. Es gibt dumme Ossis genauso wie dumme Wessis.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde diese Ost-West Aufteilung auch total überhöht und übertrieben. Aber man darf seine Augen nicht verschließen, denn es werden immer noch Unterschiede zwischen Ost und West gemacht. Die Gehälter der Beamten variiert zwischen Ost und West, kann eigentlich nicht sein und außerdem sind immer noch solche Begriffe wie Ossis und Wessis *hier oft genug erwähnt* immer noch sehr beliebt.

Nach dem Mauerfall mache ich keinen Unterschied zwischen Ost und West, denn wir sind ein Land und ich möchte ehrlich gesagt nicht mehr so was haben wie vor 1989. Die Leute sollen froh sein, dass der östliche Teil Deutschlands zu uns gehört, denn so ein DDR-Regime wünsche ich keinem auf der Welt.

» juker » Beiträge: 141 » Talkpoints: -0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin auch für die Ost-West-Freundschaft und hoffe, dass man diesen Begriff wirklich irgendwann zurecht verwenden kann.

Ich komme aus Gera, das im Osten liegt (wer den Thread aufmerksam verfolgt hat, der hat das hier schon mal gelesen von der Flerche) und ich bin an sich nicht ungern ein "Ossi". Aber es hat auch seine Nachteile. Denn man wurde ja doch irgendwo anders erzogen und viele von uns im Osten in meiner Generation sind noch zu kleinen Duckmäuschen herangezogen wurden. Ist ja auch klar, damals in der DDR musste man ein Duckmäuschen sein und immer nach der Pfeife des Staates tanzen, sonst sah man ganz schnell ganz alt aus.

Aber ich denke, man muss einfach selber lernen, diese Eigenschaften, die einem noch aus der DDR mitgegeben wurden und die nicht so gut sind (was auch beiweitem nicht alle sind), abzulegen.

Und dabei wiederum können uns die "Wessis" nur zu gut helfen. Deswegen wäre ein Miteinander nicht nur schön, sondern meiner Meinung nach auch nützlich. Ich habe auf jeden Fall diese Erfahrung gemacht und mache sie immer noch, seitdem ich meinem "Wessi"-Freund habe. Und lasst mich bemerken, dass wir sehr glücklich miteinander sind.

Aber man merkt schon, dass im Westen eine andere Mentalität herrscht als hier, noch immer. So wurde beispielsweise mein Freund hier von allen meinen Freunden mit offenen Armen empfangen, während ich mir dort immer noch jedes Fitzel Anerkennung etwas härter erarbeiten muss. Aber ich denke nicht, dass das Boshaftigkeit oder so was ist. Es liegt halt einfach daran, dass die Menschen an sich etwas anders sind. Und um dort was zu zählen, muss man sich halt erstmal durchsetzen.

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» Wunky » Beiträge: 487 » Talkpoints: -0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist mal wieder ein typisches Beispiel von Zahlenjongliererei und völliger Fehlinterpretation von Statistiken. Zunächst wäre es einmal interessant zu sehen, wie sich alle Umfrageergebnisse auf Ost- und Westdeutsche verteilen. Die Ergebnisse, die differenziert wurden verzerren das Bild jedoch komplett: Dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der Westdeutschen der Meinung sind, dass sich ihre Situation seit der Wende verbessert hat, liegt zum einen daran, dass es für sie ja ein weitaus weniger einschneidendes Ereignis war, als für die Ostdeutschen und zum anderen daran, dass die Stimmung im Volk eh seit Jahren rapide in den Keller geht, ganz unabhänig von der Wiedervereinigung.

Um noch eine persönliche Erfahrung anzuhängen: Für mich was diese bescheuerte Ost-West-Debatte nie ein Thema. Ich habe da eigentlich nie wirklich unterschieden. Erst als ich mit meiner damaligen Freundin, die aus dem Osten stammt, zusammen kam, wurde ich durch sie und ihre Familie für diese Unterscheidung sensibilisiert. Da hatte ich schon viel Frust und Missmut mitbekommen, der mir in der Form bislang fremd war. Aber gut, ich denke, in dem Fall ist es auch ausschlaggeben, dass die Familie vom Osten in den Westen kam und somit quasi "allein unter Fremden" war.

Jedenfalls halte ich diese ganze Diskussion für völlig überholt und lächerlich. Im Grunde handelt es sich dabei schon fast um eine Form von Rassismus, da hier Menschen auch nach ihrer Herkunft und ihrem kulturellen Hintergrund bewertet und über einen Kamm geschoren werden. In diesem Sinne: Habt euch doch alle lieb, Leute!

» P_Rocker » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,20 »



Na das ist ja mal ein Thema. Auf dem Gebiet bin ich ja sozusagen Profi. Zumindest durfte ich einige prägende Erfahrungen sammeln. Als jemand, der im Osten geboren, im Westen aufgewachsen und nun mittlerweile wieder im Osten lebend ist, steht man ja eigentlich so ´n bisschen zwischen den Stühlen. Ist aber auch nicht weiter schlimm, weil ich muss mich ja gar nicht entscheiden. Man kann sicher nicht alle über einen Kamm scheren, aber die Ossis schimpfen über die Wessis und die Wessis schimpfen über die Ossis.

Na klar ist das völliger Schwachsinn, ob es den Leuten passt oder nicht, die Mauer ist nunmal lange gefallen. Manche mögen mich dafür für einen Verräter halten, Fakt ist, es geht den Menschen im Osten definitiv seit der Wende besser, auch wenn sie das nur sehr ungern zugeben, zumindest einige. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder welche, die über den "blöden" Ossi quatschen. Das möchte ich an dieser Stelle ja mal bestreiten. Auch wenn es diese Teilung nicht mehr gibt, werden die Leute wahrscheinlich trotzdem noch ewig von "hier" und "drüben" sprechen.

Quatsch ist es trotzdem.

» MissDandee » Beiträge: 7 » Talkpoints: 2,44 »


Mein Vater hat seine Lebensgefährtin damals auch im "Osten" kennengelernt. Sie lebte in derr Nähe von Leipzig. Mittlerweile lebt sie hier mit meinem vater. Ihre Kinder kamen später auch nach. in der ganzen zeit sind natürlich Diskussionen über das "Ach, wir hatten es vor der Wende doch besser" aufgekommen. Sie meint immer nur, dass vieles besser war, einiges aber auch nicht!

Zum Beispiel die Krippenplätze für Kinde, die Arbeitsplätze. Das alles war vor der Wende gesichert. Natürlich gab es auch Nachteile, die ganzen Spione und alles. Aber im großen und ganzen ging es den menschen nicht schlecht. Die sind dann anstatt an die Nordsee an die ostsee gefahren, haben in ungarn und Rumänien Urlaub gemacht. Und da isses nunmal auch sehr schön! Mittlerweile kann man echt nur sagen, dass dieses unterscheiden von "Ossis" und "Wessis" mal ein Ende haben muss!

Es sind alles Menschen, es sind alles dieselben menschen mit 2 Armen, Beinen, etc. die auch in Steinhäusern wohnen und fliessend Wasser aus dem kran haben! Manchmal haben sie einen, für uns Ruhrpöttler, komischen Dialekt aber ich denke, genau dasselbe werden sie auch sagen, wenn sie uns reden hören! Irgendwo ist mal gut mit der Verurteilerei!

» Pflänzchen » Beiträge: 222 » Talkpoints: 2,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens im Osten verbracht und finde das ganze Ossi/Wessi Gequatsche auch doof. Zu meiner Kindheit ist zu sagen, dass ich wirklich glücklich aufgewachsen bin und es mir an nichts gemangelt hat. Ich würde auch sagen, man ist bescheidener als die Generation von heute, hat Respekt vor den Eltern, den Kollegen, den Lehrern. Wir haben damals noch Werte vermittelt bekommen und Anstand. Mittlerweile ist diesbezüglich bei der jüngeren Generation einiges aus den Fugen geraten.

Natürlich bin ich froh, dass die Wende gekommen ist. Man hat doch mehr Möglichkeiten. Aber "mehr Möglichkeiten" kosten auch Geld und Geld bekommt man durch Arbeit und die ist im Osten rar. HartzIV tut sein übriges. Vielleicht finde ich dazu noch einen anderen Thread wo ich was schreiben kann. Fakt ist aber eines: Es ist traurig, dass es nach 17 Jahren Mauerfall immer noch einen Unterschied zwischen Ost und Westgehältern gibt. Wie lange soll dieser Zustand noch andauern? Für manche ist das schon fast ein halbes Arbeitsleben!

Und zum Solizuschlag: Auch Ossis zahlen Solizuschlag! Und im Übrigen hat der Westen auch rein wirtschaftlich von der Kaufkraft der Ossis Anfang der 90ziger Jahre profitiert, dass sollte nicht vergessen werden. Das hat eure Arbeitsplätze gesichert. Was mir am Westen nicht gefällt ist die "Ellenbogengesellschaft" Erst komme ich und ich will jetzt. Manchmal vermisse ich Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Es ist ein Anspruchsdenken in den Köpfen der Leute entstanden, dass ich so nicht gut finde.

Naja, um meinen Beitrag zu beenden kann ich nur sagen, in der DDR war nicht alles schlecht, heute ist aber auch nicht alles gut!

» Zarte » Beiträge: 8 » Talkpoints: 0,04 »



Obwohl ich von der DDR nichts mehr mitbekommen habe, da ich ein Jahr vor der Wende geboren wurde, denke ich auch, dass man auch heute noch die Nachwirkungen der Teilung Deutschlands merken kann. Zwar ist Deutschland heute eine Nation und besonders in solchen Zeiten einer Fußball-EM wächst da sicher ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, aber generell wird heute ja trotzdem noch von von Ossis und Wessis gesprochen und vor allem hier im Osten hört man immer einmal Leute etwas böse über unsere Westdeutschen Mitbürger reden. Ich weiß zwar nicht, inwieweit all diese Vorurteile zutreffend sind, da ich nie im Westen Deutschlands gelebt habe, aber ich kann mir schon vorstellen, dass insbesondere im Hinblick auf die allgemeinen Lebensverhältnisse einige Ungerechtigkeiten zwischen Osten und Westen bestehen, was sich für das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Nation natürlich nicht gerade positiv auswirkt.

Allgemein denke ich also auch, dass noch immer eine gewisse geistige Teilung Deutschlands besteht, welche sich wenn überhaupt nur sehr sehr langsam abbauen lässt. Da kann man nur hoffen, dass große Events wie ein Fußballturnier dieser Gespaltenheit etwas Abhilfe schaffen kann.

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» Katara » Beiträge: 1294 » Talkpoints: 5,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die nicht vorhandene Zusammengehörigkeit durfte ich vor 2-3 Jahren selbst erleben: Bei der Wohnungssuche. Ich komme aus dem Berliner Raum und lebe inzwischen seit 10 Jahren in Baden-Würtemberg. Vor 3 Jahren stand aus privaten Gründen mal ein Umzug an.

Bei der Wohnungssuche und auch teilweise bei den Wohnungsbesichtigungen kam vom Vermieter die Frage: Sie sind aber nicht von hier, woher kommen sie denn? Mit der Antwort aus der Nähe von Berlin war man dann schon raus. In einem Fall ging's dann nicht mal mehr zur Besichtigung der Wohnung, obwohl man pünktlich zum vereinbarten Termin erschienen war und direkt davor stand, sondern es gab direkt ein: Schönen Tag noch.

In den anderen Fällen, war die Stimmung im Vergleich zu vorher deutlich frostiger, es wurde nicht mehr geplaudert, sondern höchstens noch knapp auf Fragen reagiert und es wurde bei der Verabschiedung schon deutlich gemacht, daß man schon mal weiter suchen könne. Da sag ich doch Einheitsgefühl, wo bist du? Danke daher an dieser Stelle an meine jetzigen Vermieter, die der frustrierenden Suche vor 2 Jahren ein glückliches Ende bereitet haben.

» masc-online » Beiträge: 101 » Talkpoints: 61,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich nehme so etwas wie Ost und West gar nicht mehr wahr. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich im tiefsten Osten lebe. Aber ich glaube solange es vorgelebt wird und seien es nur Vorurteile, solange bleibt es auch in den Köpfen und wird sogar an die Kinder weitergegeben. Wie kann es bitte sein, dass man sich 15 jährige gegenseitig diskriminieren, weil sie entweder aus dem Westen oder Osten kommen?

Ich bin bei solchen Statistiken sowieso relativ skeptisch. Die Fragestellungen sind hier nämlich sehr entscheidend. Fragt man beispielsweise im Allgemeinen nach den Ostbürgern, wird bei vielen Menschen durch Vorurteile und Medien generiertes Bild in den Kopf projiziert, das ist in der Regel negativ. Fragt man nun hingegen: Kennen sie persönlich Ostdeutsche? Und was halten sie von diesen? Dann ist die Antwort oftmals eine positive. Dort geht es nämlich nur um die persönlichen Erfahrungen mit Menschen und nicht um eine verunreinigte Wahrnehmung.

Fraglich ist doch überhaupt jemand, der in Südbayern oder Ostmecklenburg sich überhaupt eine Meinung darüber bilden kann, inwieweit Ost und West zusammengewachsen sind nach der Wende? Wobei einige nichteinmal regelmässigen Kontakt mit Ost bzw. Westbürgen pflegen. Ich persönlich kann mir da kein Urteil erlauben, meine ich. Auch fällt es mir nicht auf, ob ich mit Ost oder Westbürger rede (naja ausser bei Bayern).

Leider sind es aber immer die Leute die am lautesten schreien, die am meisten Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Das wiederrum verzehrt das Allgemeinbild wiederrum. Ich glaube es ist einfach eine Sache der Wahrnehmung. Menschen bewerten mit Hilfe von Heuristiken. Kommt die Bahn 20 mal pünktlich nehmen wir das nicht bewusst wahr. Ist sie jedoch einmal unpünktlich, so kommt eswielen so vor, als ob es ständig passiert. Analog verhält es sich mit der Ost-West-Diskussion. Gibt es zig Berichte darüber, dass es zwischen Ost- und Westdeutschland ein aufeinanderzukommen gibt fällt es nicht weiter auf. Aber wehe es gibt Konfliktsituationen.

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» lundner » Beiträge: 230 » Talkpoints: -1,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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