Arzt, der jünger als der Patient ist, problematisch finden?

vom 26.09.2018, 11:05 Uhr

Ich bin in einem Alter, in dem ich es bisher noch nicht erlebt habe, dass ein Arzt jünger als ich war. Allerdings würde ich das nicht tragisch finden, wenn der Arzt einen kompetenten Eindruck macht und etwas von seinem Beruf versteht.

Eine Bekannte ist da aber anderer Ansicht und meint, dass sie einen Arzt nicht ernst nehmen könnte, wenn dieser jünger als sie wäre. Sie meint, dass er dann auch sicherlich wenig bis keine Erfahrungen hätte und sie deswegen auch weniger Vertrauen in seine Fähigkeiten und Kenntnisse hätte. Sie würde sich komisch vorkommen, wenn sie durch das Alter mehr Lebenserfahrung hätte als der Arzt.

Wie seht ihr das? Findet ihr es problematisch, wenn der Arzt jünger ist als der Patient? Könntet ihr so einen Arzt nicht ernst nehmen? Würdet ihr das Fachwissen des Arztes dadurch anzweifeln? Oder wäre es euch egal, ob der Arzt jünger oder älter wäre?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nur weil ein Mensch mehr Lebenserfahrung hat, muss das nicht auch auf Diagnosen und Therapien von Krankheiten zutreffen. Was macht deine Bekannte denn beruflich? Ärztin wird sie ja wohl kaum sein. Ein Bekannter von mir hat seit Dezember seiner Approbation und war noch nicht als Arzt berufstätig, wenn man so will. Dennoch ist er sehr kompetent, weil man allein durch die Famulaturen und durch das Praktische Jahr sehr viel lernt.

Irgendwann wird deine Bekannte vielleicht 80 sein und wenn die Ärzte dann alle in Rente gegangen sind, wird sie zwangsläufig einen jüngeren Arzt nehmen müssen. Ich finde ihre Einstellung total dämlich, bescheuert und kindisch. Aber gut, wenn sie die Ärzte dann boykottiert haben die Ärzte mehr Zeit für andere Patienten, die ihre Kompetenzen nicht allein wegen des Lebensalters in Frage stellen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich bin ja nun in einem Alter, wo einem schön öfter Menschen begegnen, die deutlich jünger sind als ich und die einfach ihren Job machen. Und ja, es gibt eine Zeit im Leben, das reibt man sich verwundert die Augen und fragt sich: "Darf der/die schon fahren?" :lol:

Das ist, denke ich, ganz normal. Einfach weil es bisher eben immer anders war, das waren Mediziner, Apotheker, Versicherungsvertreter oder Lehrkräfte einfach immer älter. Nur, irgendwann wendet sich das Blatt und noch ein paar Jahre später wird einem das so richtig bewusst. Und das fühlt sich tatsächlich komisch an.

Aber das heißt für mich nicht, dass ich diese jüngeren Menschen automatisch für unfähig oder zu unerfahren halte. Außerdem ist das, zumindest wenn man sich daran hochzieht, nur eine kurze Phase. Denn dann wird eben die neue Situation zur Normalität und Jüngere sind ebenso normal wie Ältere. Aber der Moment, wo man das so richtig bewusst bemerkt, der ist tatsächlich gefühlt leicht skurril. :D

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Auch ich bin in einem Alter in dem es eher selten vorkommt das ich einen Arzt treffe der jünger ist als ich. Natürlich gab es schon den ein oder anderen Arzt der in etwa in meinem Alter war, aber einen der jünger war als ich habe ich noch nicht getroffen. Wenn es aber dazu kommen sollte würde ich das überhaupt nicht schlimm finden.

Natürlich hat ein Arzt mit, sagen wir einmal, über fünfzig mehr Erfahrungen als ein Arzt der gerade frisch von der Universität kommt. Aber Erfahrungen sind eben nicht alles. Gerade der Arzt frisch von der Uni kann teilweise sogar besser diagnostizieren oder behandeln, als ein Arzt der schon seit Jahren in seinem festgefahrenem Trott hängt und immer die gleiche Behandlungsmethode vorschlägt.

Ich denke einfach das ein junger Arzt seine fehlende Erfahrung durchaus mit seinem frisch erworbenen Fachwissen wett machen kann. Außerdem trifft man die richtig jungen Ärzte eher öfter in Praxen für Allgemeinärzte. Und da hat man ja eher selten Fälle die man wirklich nur lösen kann wenn man auf einen großen Erfahrungsschatz zurück greifen kann. Und eine Grippe kann auch ein junger Arzt diagnostizieren.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ein Mensch gelangt nicht zu mehr Wissen, zu mehr Kompetenz nur in dem er älter wird. Man muss sich selber weiterbilden. Ein junger Art bürgt natürlich etwas die Gefahr, dass er noch nicht viel gesehen hat, sich mit besonders kniffligen Sachen noch nicht gut auskennt, aber man weiß ja auch nicht unbedingt, was er vorher gemacht hat, wo er gelernt hat. Ich würde das auf keinen Fall problematisch finden, wenn der Arzt jünger wäre. Vor allem frage ich ja auch nicht nach dem Alter und wüsste es somit nicht unbedingt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Seit wann geht man denn für Lebenserfahrung zum Arzt? Also ich gehe zum Arzt weil ich krank bin und eine medizinische Beratung brauche und nicht, weil ich wissen möchte, was der Arzt schon für Beziehungen hinter sich hat und was er mir für Lebensweisheiten mit auf den Weg geben kann.

Ich frage einen Arzt nun nicht nach seinem Alter aber ich hatte schon mit Ärzten zu tun, die etwa in meinem Alter waren. Das waren bisher immer die Ärzte, die kein Problem damit hatten, dass ich meine eigene Meinung mit eingebracht habe. Ältere Ärzte sind da gerne mal etwas verschnupft, weil sie sich wohl eher als eine Art Autoritätsperson sehen.

Außerdem gibt es ja in der Medizin ständig neue Entwicklungen, da ist es nicht schlecht wenn man einen Arzt vor sich hat, der sein Studium nicht schon vor 30 Jahren beendet hat.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie kann man denn mit jenseits der 30 oder 35 noch nie einen jüngeren Arzt irgendwo gesehen haben? Wenn man mal eine Uniklinik besucht, wimmelt es dort vor jungen Anfänger-Ärzten. Dass eine Ärztin jünger war als ich, ist mir schon mit 27 passiert. Das Mädel sah aus wie 17 und war sicher gerade ganz frisch im ersten Jahr. Das war natürlich in dem Alter noch ein sehr komisches Gefühl.

Sie war Zahnärztin und hat zum meinen Unglück fachlich dann auch richtig ordentlich daneben gelangt und schickte mich weg, weil sie kein Problem erkennen konnte. Der Hauszahnarzt musste es dann in der Folgerwoche richten. Und ich muss zugeben, dass ich auch in anderen Fällen mit sehr jungen Ärzten nicht so ganz gute Erfahrungen gemacht hatte. Mein subjektiver Eindruck war, dass kleine Abweichungen vom Standard aufgrund fehlender Erfahrung noch nicht erkannt werden können, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Nur ist das natürlich in dem Beruf folgenschwerer als wenn man in der Bibliothek oder im Büro Dinge noch nicht ganz so schnell überblickt, das geht ja jedem Menschen so. Von daher kann ich auch verstehen, wenn man in komplizierteren Fällen den älteren Ärzten den Vorzug gibt. Aber dann aus anderen Gründen als "ist komisch".

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde das schon reichlich merkwürdig. Sicher bin ich noch relativ jung, aber auch in 10 Jahren werden wahrscheinlich immer noch 70-80 Prozent meiner Patienten älter als ich sein, wenn ich mal die Kinder rausrechne, die ich sehe. Selbst wenn ich 50 wäre, wären etwa die Hälfte meiner Patienten älter als ich. Und bei 50 spricht man ja bei den meisten Ärzten dann schon von gut 20 Jahren Berufserfahrung. Es dürfte also der Normalzustand sein, dass Ärzte jünger sind als ihre Patienten, sofern sie nicht gerade Kinderarzt sind.

Aber auch sonst, sagt doch rein das Alter nur wenig über die Qualifikation aus. Natürlich dürften ältere Ärzte einen sehr großen Erfahrungsschatz haben, weil sie einfach schon viel mehr gesehen haben. Ob sie aber deswegen auch auf dem neusten Stand der wissenschaftliche Erkenntnisse sind? Ob sie neue Diagnosemethoden kennen? Auch stellt sich ja die Frage, ob ein älterer Arzt sich wirklich noch breit aufstellen kann und auch Sachen lernt und liest, die über seinen Alltag hinausgehen.

Die jüngeren Ärzte kommen zum einen frisch von der Uni, wo sie noch alles lernen mussten, haben eventuell gerade Facharztprüfungen oder Zusatzbezeichnungen hinter sich gebracht, für die sie auch noch viel mehr Sachen lernen mussten, als sie im Alltag für gewöhnlich brauchen. Das heißt höchstwahrscheinlich hat der jüngere Arzt sogar ein größeren Wissensschatz als der ältere. Ob das im Einzelfall etwas bringt oder ob dann doch der Erfahrungsschatz wichtiger ist, steht auf einem anderen Blatt.

Ich kenne sogar einen leitenden Oberarzt, der ist 33 Jahre alt. Wenn einem der nicht genehm ist, dann gibt es sozusagen nur noch einen anderen Arzt, den man rufen könnte, der über ihm steht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Meine Ärzte oder Ärztinnen sind bestimmt alle jünger als ich. Ich selbst habe damit so gar kein Problem. Auch kenne ich niemanden, der solch eine Situation als problematisch einstuft. Im allgemeinen komme ich sowieso mit jüngeren Menschen besser zurecht, als mit älteren Menschen. Warum das so ist, kann ich nicht beantworten. Ich nehme das einfach als gegeben hin. Ich war einmal bei einem ziemlich alten Orthopäden.

Die Chemie zwischen uns so als Arzt zu Patient stimmte einfach überhaupt nicht. Später dann war ich bei einem sehr höflichen und aufmerksamen Orthopäden, der um viele Jahre jünger war als der ältere Arzt. Er war sehr nett zu mir und hörte mir gut zu und unterstellte mir auch nicht, dass ich adipös sei wie der andere. Da ging es damals richtig turbulent zu, als er sagte ich wäre adipös und ich das vehement bestritt.

Der diktiere das einfach seiner Arzthelferin und überging mich dabei absolut. Ich wog damals 72 Kilogramm bei 1,69 m und sah einfach keinen Sinn in dieser Beschuldigung. Später dann wollten seine Angestellten meine Röntgenbilder zurück für irgendeine Auswertung des Gerätes. Ich lehnte aber ab und nannte auch den Grund dafür. Ich glaube, das gab den Ausschlag, warum ich doch lieber jüngere Ärzte bevorzuge.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das wird ab einem gewissen Alter aber schwierig, dass man als Patient immer jünger bleibt als der Arzt. Wenn man Ü50 ist müsste man sich dann ja immer Ärzte Ü60 suchen oder wie? Also ich habe definitiv kein schlechtes Gefühl wenn mir eine 25 jährige gegenüber sitzt. Viel wichtiger für mich ist, dass die Chemie stimmt, sie mir zuhört und sie sich merklich um meine Sorgen und Belange kümmert.

Oft haben ja jüngere Ärzte auch noch einen Ansprechpartner den sie im Notfall konsultieren können bzw. sind jüngere Ärzte hin und wieder sicher auch noch besser auf dem neuesten Stand, haben einen besseren Weitblick und sind motivierter. Erst kürzlich saß ich mit meiner Tochter wieder bei einen Hausärztin (als Vertretung) die ohne Witz den Eindruck machte als säße sie gerade in ihrem Wohnzimmer anstatt auf dem Arztstuhl. Sie kam nicht mal auf die Idee die Lunge meiner Tochter abzuhören und wollte gleich Antibiotika verschreiben.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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