Erfahrungen mit Drückerkolonne

vom 01.12.2007, 19:41 Uhr

So Sachen wie Flugrettung und irgendwelche komischen Tierschutzvereine kann man getrost wirklich schnell an der Türsprechanalge abwimmeln.

Aber ich muss zumindest für zwei Firmen und die Organisationen, die sie betreuen auch mal was Positives berichten.

Das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter nutzen ebenfalls "Drückerkolonnen". Allerdings nicht mit irgendwelchen heruntergekommen Menschen, sondern die verantwortliche Firma setzt auf Studenten aus Österreich, die das in den Semesterferien machen.
Die Gründe sind auch verständlich, so spricht es sich in Deutschland nicht so schnell rum, dass auch sie das natürlich nur wegen dem Geld machen, aber auch einegewisse Qualität bleibt gewährleistet. Schon an der Uni daheim erfolgt ein Einstellungstest und erst danach kann der Student dann nach Deutschland zum Anwerben.

Klar, das kostet alles Geld, aber ohne diese Studentendrücker wären viele Ortsvereine schon längst pleite und viele Sachen würden sich nicht realisieren lassen. Und da man ohne Werbung keine neuen Einnahmen erzielen kann ist für viele Ortsgruppen dies das letzte Mittel.

Wenn ihr mal solche Drücker an der Tür habt, die für das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter und der Bund für Umwelt und Naturschutz werben und die Werber einen österreichischen Akzent haben, dann muss man nicht mit der Brechstange vorgehen, was ich bei allen anderen aber auch mache. Ihr werdet auch merken, dass für diese Organisationen wirklich freundlicher geworben wird, auch wenn natürlich auch jeder Werber auch neue Mitglieder hofft. Diese Werbungen sind übrigens meist sogar in der lokalen Presse angekündigt, wer also in der Tageszeitung den Hinweis darauf findet, der kann sich sicher sein, dass es seriöse Werber sind.

Ob man nun so spendet oder über eine Fördermitgliedschaft mitmacht bleibt jedem natürlich selbst überlassen. Und was alle Organisationen freut wäre natürlich eine aktive Teilnahme, nicht einfach sich mit ein paar Spenden freikaufen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zuerst mal, was ist denn bitteschön eine Drückerkolonne? Ich kann nichts mit diesem Begriff anfangen, aber ich habe eine Vermutung, sind das die, die von Tür zu Tür rennen, die Bewohner der Wohnung mal anfänglich 10 Minuten lang mit ihren eintrainierten Texte zuquasseln, wonach man noch immer nicht weiß, worum es geht, sodass man sich an der Tür schon ziemlich langweilt und schon gar nicht mehr zuhört?

Letztens hatte ich auch einige Jungs von den Zeugen Jahovas vor der Tür, ich sags euch, dass war ein Ding diese abzuwimmeln. Äh wissen sie, ich muss mich noch fertig machen, in paar Minuten muss ich los, sie darauf "ja das kann doch wohl warten jetzt, wenn wir schon da sind", jaaa genau, andere haben haben die wohl nicht.

Bei uns kommen sie leicht ins Haus herein, da es ein Mehrparteienhaus (~30 Wohnungen) ist. Da macht immer irgendeine/r auf, zumal einige gleich beim Läuten aufmachen, da es ihnen egal ist, wer dran ist, danach gehen sie aber nicht zur Tür, wenn es bei ihnen läutet, schauen mal auffällig durchs Spion, hüpfen in der Wohnung herum, machen Musik an, man hört sie singen, zur Tür kommen sie aber nicht, finde ich immer wieder lustig, vor allem wenn es der Nachbar ist und die Leute vor der Tür langsam schon ungeduldig werden und zu fluchen beginnen, vielleicht sollte man das auch mal versuchen, scheint ja bis dato bestens geklappt zu haben!

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» ofliii » Beiträge: 111 » Talkpoints: -1,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe zum Glück keine Erfahrungen mit solchen Leuten, würde auch nie die Tür aufmachen wenn ich nicht ganz genau weiß wer da steht und was er überhaupt will. Außer Postbote und erwarteter Besuch kommt bei uns keiner rein. Bei Drückerkolonnen fällt mir ein Film ein, der mal vor x Jahren im Fernsehen lief und ebendiese Leute zum Thema hatte.

Das war total heftig, mit welchen üblen Methoden die Drücker auf Opferfang gingen. Aber auch, wie die Drücker selbst von ihren Chefs terrorisiert und erpresst wurden. Das waren ganz arme Socken, die abhängig gemacht wurden (Drogen, Schulden, ...) und dann auf Biegen und Brechen Abos ranschaffen mussten. Das ganze war ziemlich schockierend und deprimierend, weiß leider nicht mehr wie der Film hieß.

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» misspider » Beiträge: 1964 » Talkpoints: 6,69 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@betty das vom Deutschen Roten Kreuz würd ich nicht unbedingt als Drückerkolone bezeichnen. Klar machen das Studenten, aber was ist mit den ganzen Tierschutzvereinen die auf der Strasse sammeln und dort einen anlabern und die Zeugen Jehovers ? Das müssten mit deiner Definition auch Drückerkolonen sein ... Und das man dafür auch eine kleine Aufwandsentschädigung bekommt, finde ich nicht verwerflich denn die Leute opfern dafür ihre Zeit. Viele machen das auch Ehrenamtlich, gerade wenn es um Spenden für die Ortsvereinigungen geht.

Es stimmt, dass die Feuerwehren das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter und andere Hilfsorganisationen wie der ASB (Arbeiter-Samariter-Bund) oder die Malteser oder auch der Verein der Kriegsgräber spenden sammeln. Normal wird das auf einer Ortsversammlung angekündigt, oder steht in der Zeitung ein Aufruf zum spenden, weil z.B. ein neues Feuerwehrauto gekauft werden soll oder ein neuer Rettungswagen für die Ehrenamtlichen.

Das sich so was nicht nur aus Sanitätsdiensten finanziert ist klar, denn für einen ganzen Tag mit einem RTW (ohne Zelte) und Personal bekommen die Ehrenamtlichen Helfer des DRK gerade einmal 150-200 € rein. Für eine 12 Stunden Abstellung auf einem Event, mit Material und Personalkosten wäre das nicht zu decken geschweige denn große Sprünge möglich mit Anschaffungen. Damit sind das normale "Spendenaktionen" und die gehen auch wieder wenn man nichts geben möchte und schwatzen keine Mitgliedschaften in komischen Organisationen auf.

Bei Drückerkolonnen sieht das alles etwas anders aus und auch die Bewegungsgründe aus welchem Grund gesammelt wird - denn dort sind die Gelder nicht für allgemeine oder soziale Zwecke bestimmt, sondern für die Taschen der Drahtzieher die im Hintergrund sitzen. Deswegen ist das schon ein riesen Unterschied und keinesfalls zu vergleichen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



KrashKidd hat geschrieben:
me. hat geschrieben:Er hatte mir sogar seinen besonderen Ausweis für Haustürgeschäfte

Den hätte ich auch gern gesehen war bestimmt lustig - wofür heute schon alles Ausweise gebastelt werden. Ich glaube ich hole mir auch bald einen "besonderen Ausweis um in Damensaunen zu sitzen" oder "für amtlich genemigtes in den Hintern treten und zuschlagen in U Bahnen und auf Friedhöfen" und ähnlichen Blödsinn.


Ich glaub, der Ausweis war wirklich echt - allerdings hätte mich das auch stutzig machen müssen, da stand nämlich auch drin, daß er es schon mal mit Grußkartenverkauf an der Haustür probiert hat, was damals auch genehmigt wurde. Aber irgendwie war ich so... gutgläubig. :twisted:

» me. » Beiträge: 197 » Talkpoints: 2,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ja der Ausweis war bestimmt echt und nicht virtuell, das bestreite ich ja gar nicht, aber ich kann mir auch einen der von mir angesprochenen Ausweise basteln und dann sagen: Schau her, der ist echt. Schön mit Photoshop designt, mit dem Laserdrucker ausgedruckt und im Copyshop laminiert.

Hausieren ist in Deutschland verboten und an Drückerkolonnen werden keine Ausweise ausgegeben - einfach aus dem Grund weil diese oft 4 - 8 Wochen irgendwo verweilen und dann fröhlich weiterziehen in die nächste Stadt, noch so ein Unterschied zwischen Drückern und "Promotionagenten".

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei uns auf dem Land sehr sehr selten, trotzdem hat vor ein paar Wochen ein angeblicher Student geklingelt. Er hat mir nur einen Zettel vor die Nase gehalten, wo draufsteht, dass er Geld für Essen, Wohnung und so braucht !
Ich habe auch nur freundlich Nein gesagt und er ist auch gleich wieder gegangen. Komisch ist natürlich, dass man zu uns nicht ohne Auto kommt ! Dafür hat das Geld wohl noch gereicht :wink:

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» celi-michi » Beiträge: 196 » Talkpoints: -0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich mache jetzt einfach mal meinen Mund auf. Ich war selber bei verschiedenen Organisationen und Firmen ein so genannter "Drücker". Erst mal sollte ich vielleicht erklären wie das läuft in der Branche.

Es ist egal ob die DRF, das Rote Kreuz, die Maltheser, der ASB und tausende von Werbefirmen. Alle beschäftigen Drücker über Umwege, so genannte Werbeagenturen. Im Auftrag der großen Firmen und Vereinen werden diese Agenturen aktiv und holen sich Leute wie mich und andere ran um die so genannten Aufträge, Zettel, Blöcke oder wie auch immer genannt zu erhalten. Eine Agentur mit Drückern erhält im schnitt mindestens 70% des ersten Auftragswertes (Jahresbeitrag DRF 100 Euro = Agentur aus dem ersten Beitrag 70 Euro) die sich meistens der Chef einsteckt. Der Drücker selber erhält so gut wie nichts. Damit wie auch mit Drogen und Alkohol versucht man die Drücker zu halten. Man halte sich vor Augen, ein Chef einer Drückerkolonne hat einen durchschnittlichen Verdienst von ca. 60.000 bis 100.000 Euro im MONAT bei etwa 20 Drückern die für Ihn unterwegs sind.

Warum oder wie wird man Drücker werdet Ihr euch sicherlich fragen?

Das ist ganz einfach, die eigenen Lebensumstände drängen einen in diese Branche. Man hat oft keine andere Chance. Es wird einem laut Anzeigen eine Unterkunft, Essen und Gehalt versprochen, einmal drin und so gut wie nie wieder raus. Es ist ein Kreislauf dem man nur schwer entkommen kann.

Ach, und die Anrufer die Euch auf den Wecker gehen (Werbeanrufe) sind meistens auch Ex-Drücker die von Türe zu Türe gegangen sind. Wer auch zu den Drückern zählt sind auch die Infostände egal ob von DRF, Tierschutz, DRK, ASB und anderen. Ja und sogar die Leuten in den gelben Hosen im Saturn vom ADAC sind oft ex Drücker, denn auch der ADAC setzt für die Mitgliederwerbung eine Werbeagentur ein, ist meistens auf die Bundesländer die Vergabe verteilt. Ach und die Björn-Steiger-Stiftung baut seit 2009 eine eigene Kolonne auf. Die laufen uns bald auch zu hauf über die Füsse.

Die Mitgliederwerbung ist ein sehr großer Markt in Deutschland. Dann gibt es da noch die ganz besonderen Drücker, die Zeitungs- DVD- und nicht offiziellen Drücker (Werber) wie zum Beispiel vom Deutschen Videoring, LRS- Luftrettungs-Vermittlungs-Service GmbH mit Sitz in Limburg beides Firmen im Auftrag der Familie Klenk, und eine der größten Drückerauftraggeber ist die VSR mit Sitz in München (Verlag Service Ranke).

Ihr solltet auch bedenken das ein ganzer HAUFEN von Produkten wie Strom, Telekommunikation, Printmedien und sogar Haushaltsartikel von Drückern verkauft / vermarktet werden.

VORSICHT: Obwohl es den Chefs der Firmen bekannt ist, werden auch Mitarbeiter angeworben die z. B. offene Strafverfahren am Hals haben wegen Diebstahl, Betrug und teilweise auch Körperverletzung und Missbrauch oder Vergewaltigung. Es gibt zwar Drücker die versuchen auf ehrliche Art und weise Ihre Arbeit zu machen, informieren Euch über alles (Vorteile und Nachteile) jedoch sind die sehr sehr selten geworden da der Druck durch die Chefs immens hoch ist. Oft kommt es vor das die Leute nicht mal was zu Essen bekommen oder sogar verprügelt werden wenn kein Umsatz kommt.

So jetzt habe ich keinen Bock mehr zu schreiben, ich hab noch was vor. Hoffe aber Euch einen kleinen Einblick verschafft zu haben und wenn Fragen sind schreibt Sie rein, ich werde versuchen zu Antworten wenn ich es kann. Denn eines muss ich Euch sagen, es ist nicht einfach aus dem Scheiss raus zu kommen und es gibt so gut wie keine Chefs von NORMALEN Firmen die einen einstellen wenn man sagt man war Drücker, deshalb muss ich los, ich muss einen Job bekommen, denn auch ich will essen und leben können.

» exDruecker » Beiträge: 1 » Talkpoints: 2,00 »


Ich kenne sowas eigentlich gar nicht. Ich kann aber mit dem Begriff "Drückerkolonne" jetzt auch gar nichts anfangen - wie nennt man das in Österreich? Was machen oder wollen die, wenn man sie erst mal in die Wohnung gelassen hat?

Vergleichbar sind sie wohl mit den sogenannten "Keilern", die hier auf den großen Einkaufsstraßen oder in stark frequentierten U-Bahn-Stationen versuchen, Unterschriften für ihre Spendenabos (für Amnesty International, Greenpeace etc.) zu bekommen. Da dachte ich mir schon öfters, dass die eigentlich sehr frech persönliche Grenzen überschreiten. Sich in den Weg stellen ist ja noch okay, aber jemanden über mehrer Meter bedrängen, vor ihm herumzuhüpfen oder gar an eine Hausmauer zu drängen geht zu weit. Habe ich alles schon erlebt.

Ich finde, Organisationen, die auf diese Weise versuchen, Spenden zu lukrieren, schaden sich selber. Ist nicht unbedingt gut für deren Image.

» nashville » Beiträge: 56 » Talkpoints: 0,32 »


Erstens haben die sogenannten Druckerkolonnen überhaupt keine Ausweise oder auch nur irgendwie amtliches Papier. Denen werden vor Arbeitsbeginn sämtliche Ausweise abgenommen. Das wird extra so gemacht damit niemand einen Namen oder ähnliches hat von denen. Es kann sich allerdings auch um einen gestohlenen Ausweis handeln.

Genau das hatte ich erlebt. Es ging um die AWO genauer gesagt um eine Spendenaktion. Die AWO ist allgemein bekannt und ganz in meiner nähe ist auch ein entsprechendes Büro. Also lies die die Dame rein und spendete 2 Euro. Dummerweise hatte die Dame beim Verlassen meiner Wohnung an der Garderobe ins Sakko gegriffen und die Brieftasche mit ca. 150 entwendet.

Ich hatte natürlich keine Chance mein Geld wieder zu bekommen, denn der Ausweis wahr gestohlen und es wurde auch keine Spendenaktion durchgeführt. Das dümmste war, weil ich alleine in der Wohnung war konnte ich nicht eindeutig beweisen, dass ich überhaupt zu dem Zeitpunkt so viel Geld im Hause bzw. in der Brieftasche hatte.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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