Bluteiweiß zu niedrig

vom 18.10.2009, 19:56 Uhr

Hallo!

Eine frühere Nachbarin hat letzte Woche Blut angenommen bekommen und hat am Freitag die Ergebnisse per Telefon mitgeteilt bekommen. Alles ok, bis auf das Bluteiweiß, was zu niedrig ist. Der Arzt meinte, dass sie in 4 Wochen noch einmal zur Blutabnahme kommen soll und dass es dann noch einmal getestet werden soll.

Was passiert, wenn das Bluteiweiß zu niedrig ist? Kann das Folgen für die inneren Organe haben? Ist es egal, wenn man 4 Wochen nichts daran macht und so lange abwartet ehe man noch einen Test macht? Wie passiert es, dass das Bluteiweiß zu niedrig ist? Kann das gefährlich sein? Was sollte man essen oder nicht essen, damit der Bluteiweißgehalt wieder steigt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo,

Bluteiweiße, beziehungsweise Plasmaproteine, unterteilt man gemäß eines labortechnischen Aufschlussverfahrens (Elektrophorese) in eine Albuminfraktion, welche den Hauptanteil ausmacht, sowie in die Fraktionen der α1-, α2-, β- und γ- Globuline.
Zu den wichtigsten Aufgaben der Plasmaproteine zählt die Erzeugung des kolloidosmotischen Drucks. Dadurch das die Blutgefäße so dicht sind, dass die Eiweißmoleküle nicht das Gefäßsystem verlassen können, üben die gelösten Proteine einen sogenannten onkotischen Druck aus. Daher spielen sie bei der Wasserverteilung im Gewebe eine große Rolle. Sind viele Eiweiße im Gefäßsystem vorhanden, wird das Wasser aus dem Gewebe ins Gefäßsystem gesogen. Sind zu wenig Eiweiße vorhanden, sammelt sich das Wasser im Gewebe, es kommt zu den bekannten Wassereinlagerungen, vor allem im Bereich der Knöchel, den Ödemen.
Daneben leisten die Proteine einen Beitrag zur Pufferfunktion des Blutes und ermöglichen damit die Aufrechterhaltung eines konstanten Blut-pH-Wertes. In der Blutgerinnung spielen sie ebenfalls eine Rolle als sogenannte Gerinnungsfaktoren und Fibrinolyse-Aktivatoren, ebenso sind Plasmaproteine auch an den Abwehrfunktionen des Immunsystems beteiligt.
Bei Medikamenten-Gabe sind die Plasmaproteine im Bezug auf die Plasma-Protein-Bindung wichtig. Einige Arzneistoffe haben eine große Affinität zu den Plasmaproteinen und binden an diese. Dieser gebundene Wirkstoff ist damit unwirksam. Das heißt, bei Arzneistoffen mit einer hohen Affinität zu Plasmaproteinen, die gleichzeitig nur eine geringe therapeutische Breite aufweisen und damit bei etwas zu hohen Plasmaspiegeln toxisch wirken, ist daher für die individuelle Dosisanpassung die Kenntnis der Plasmaproteinspiegel wichtig.

Eine Erniedrigung der der Plasmaproteine kann durch viele Faktoren hervorgerufen werden. Plasmaproteine werden hauptsächlich in der Leber gebildet. Aufgrund einer schweren Lebererkrankung wie Hepatitis oder Leberzirrhose kann es zu einer mangelnden Produktion kommen.
Daneben kann eine Mangelernährung oder Malabsorbtion zu erniedrigten Plasmaspiegeln führen, da der Leber die Bausteine zur Bildung der Proteine fehlen. Ein Erniedrigter Plasmaproteinspiegel kann auch bei Flüssigkeitesüberladung, infolge des Verdünnungseffekts gemessen werden.
Als letzten Punkt sollte man einen Proteinverlust aufgrund von Niereninsuffizienz, Schwangerschaft, Verbrennungen oder Blutungen berücksichtigen.

Man muss aber generell berücksichtigen, dass so ein Laborparameter nur eine Momentaufnahme wiederspiegelt. Es mag sein, das zu dem Zeitpunkt gerade nicht genug Plasmaproteine im Blut waren, aufgrund einer Infektion oder ähnliches. Das ist normal und nichts bedrohliches. Deshalb führt man eigentlich immer zur Kontrolle nach 4 Wochen eine weitere Messung durch und meistens ist dann wieder alles im Bereich der Normen. Daher gibt es keinen Grund zur Sorge, wenn die Nachbarin keinerlei Beschwerden hat.

» menja » Beiträge: 152 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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