Kindergarten wirft Essen weg!

vom 15.10.2009, 13:07 Uhr

Hallo,

ich arbeite als Kindergärtnerin in einem Kindergarten der Stadt, in der ich wohne und bin jedes Mal aufs neue entsetzt. Wir bekommen unser Mitagessen geliefert und bekommen da natürlich auch mal zuviel. Alles, was nicht gegessen wird, muss weggeworfen werden- das schreibt der Dienstgeber so vor!

Ich finde es wirklich schlimm, dass der Kindergarten gutes Essen - teilweise in großen Mengen- wegwirft, während anderswo Menschen verhungern! Ich kann absolut nicht verstehen, warum das Personal das Essen nicht für den Abend mitnehmen darf oder wieso das übriggebliebene Essen nicht an diverse Vereine weitergegeben wird!

Weiters müssen auch Milch, Joghurt, Brot und Co. weggeworfen werden, wenn sie über das Wochenende schlecht werden! Es darf nichts gegessen werden, das über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegt und es muss bereits weggeworfen werden. Wenn Freitag also beispielsweise der 16. ist und die Milch am 17. oder 18. abläuft, wird sie bereits davor weggeworfen! Auch hier frage ich mich, wieso nicht die Mitarbeiter oder caritative Einrichtungen etwas davon abbekommen.

Wie seht ihr diese Situation? Ich kann damit wirklich nur sehr schwer leben und finde es absolut unmöglich in der heutigen Zeit so verschwenderisch zu sein!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich gebe dir Recht, man sollte Lebensmittel, die noch gut sind nicht wegwerfen und ich kann nicht verstehen, wie dein Arbeitgeber da anderer Meinung sein kann und und all die Lebensmittel wegwerfen lässt.

Hast du schonmal mit deinem Arbeitgeber darüber gesprochen, denn ich finde wirklich man kann die Lebensmittel abends mitnehmen oder irgendwelchen Vereinen spenden. Ich glaube, wenn man mit ihm ordentlich redet wird sich sicher eine Lösung finden.

» KreativX » Beiträge: 104 » Talkpoints: -0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Wofür gibt es die Tafel und die Suppenküche, die fast in jeder großen Stadt ist? Da kann man doch so viele Sachen hinspenden. auch schon gegarte Sachen oder im eurem Kindergarten übrig gebliebene Frischlebensmittel. Ich würde das mal in einer Betriebsversammlung ansprechen. Die Tafeln holen das sogar ab und verwerten es für die Armen unter den Armen.

Warum wird aber nicht einfach weniger bestellt, wenn es doch immer wieder vorkommt, dass zu viel übrig bleibt. Irgendwann muss man ja sehen, was gebraucht wird und was nicht. Vielleicht lässt der Arbeitgeber sich auch darauf ein, dass derjenige der Mitarbeiter, der das mit nimmt eine kleine Spende in einen Topf wirft, wo irgendwann mal Spielsachen für gekauft werden können.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Dass die Lebensmittel nicht mehr für die Kinder verwendet werden dürfen ist doch verständlich. Das finde ich auch gar nicht so schlimm. Allerdings verstehe ich nicht, warum bei Euch so viel weggeworfen wird? In unserer Kita ist nur recht wenig. Sicher ist eine kleinere Einrichtung da im Vorteil. Aber wenn Buch geführt würde, dann würde man sicher auch in einer großen Einrichtung schnell dahinter kommen, was definitiv zu viel ist.

Dass der Dienstherr etwas anordnet ist in meinen Augen auch erst mal in Ordnung. Wenn man aber als Angestellter findet, dass es da besser Wege gäbe, dann sollte man meiner Meinung nach den und aufmachen und dies auch sagen! Vielleicht ist es dem Dienstherrn ja gar nicht so bewusst.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich weiss von einer Bekannten, die eine zeitlang in einem Kindergarten als Praktikantin war, das die gelegentlich übrig gebliebene Lebensmittel eingepackt bekam. War allerdings wohl auch wenig eine Sondersituation.

Für Küchen die in Einrichtung wie Kindergärten sind, gibt es Richtlinien und Gesetze. Die betreffen auch so Sachen, was mit übrig gebliebenen Lebensmitteln gemacht werden soll. Da steht sicherlich auch drinne, das die entsorgt werden müssen, zum gesundheitlichen Schutz der Kinder.

Und gerade Lebensmittel, die von Menschen angefasst werden, die keinen Gesundheitsausweis haben, dürfen nicht nach aussen weitergegeben werden.

Die Mitnahme durch Personal ist immer so eine Sache. Hier gibt es einen Betrieb der vorallem 1- Euro- Jobber beschäftigt. Der Betrieb spendet auch der Tafel. Allerdings wird das Brot welches der Betrieb herstellt, lieber an Schweine verfüttert. Auf die Anfrage, warum man übrig gebliebenes Brot nicht an die 1- Euro- Jobber abgibt, die es sicherlich brauchen könnten, wurde recht hart geantwortet. Es wurde argumentiert, man habe sorge, das die 1- Euro- Jobber anfangen damit zu handeln und das Brot quasi massenweise mitnehmen und es weiter verkaufen.

Und niemand kann halt kontrollieren, in einem Betrieb wie einem Kindergarten, ob die Angestellten nur die Sachen mitnehmen, die im Müll gelandet wären, oder ob sie sich an den frischen Sachen bedienen. So könnte ich mir die Haltung der Stadt dazu vorstellen.

Ansonsten kenne ich es aus einem Krankenhausbetrieb so, das das Personal nur fehlende Sachen und so nachbestellt und wenn viel übrig ist, wird halt weniger bestellt. Habt ihr denn keinen Einfluss auf die Bestellungen?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ihr könnt doch nicht sagen: Warum kauf der Kindergarten denn so viel ein, beziehungsweise, warum lässt er sich so viel fertiges Essen liefern. Es fehlen jeden Tag mal mehr oder mal weniger Kinder, aus verschiedensten Gründen. Krankheit, ein Elternteil hat kurzfristig Urlaub oder ist andereweitig flexibel. Ich weiß noch selbst, dass ich auch öfter mal nicht in den Kindergarten gegangen bin, wenn meine Mutter meinte: Na, heute mal keine Lust? Dann wurde da angerufen, dass man nicht kommt, und gut war.

Und genau das lässt sich nicht ewig im Vorraus planen. Irgendwann muss bestellt werden, und das nicht einen Tag vorher. Und nun die Gegenfrage: Wie erklärst du einem Kind im Kindergarten, dass es heute nichts zu Essen bekommt, weil die Halbjahreskalkulation ergeben hat, dass es heute garnicht da sein dürfte? Deshalb bleibt Essen übrig, weil du immer so planen musst, dass du alle versorgen kannst.

Das Problem mit dem Wegwerfen ist ein ganz anderes. Zubereitete Speisen nimmt die sowieso keiner ab. Was willst du damit machen außer wegwerfen? Außerdem scheint das auch ein rechtliches Problem zu sein. Ich habe zu meiner Wehrdienstzeit mal den Kommandeur unseres Regimentes gefragt, den ich des Öfteren mal herumfahren durfte, warum denn das Essen was die Kantine täglich wegwirft, nicht an die örtliche Tafel gegeben werden könnte. Er meinte, dass es viel zu schwierig wäre sich da rechtlich abzusichern bzw. zu VERsichern, was passiert, wenn die Küche Mist gebaut hat, und das Essen krank macht oder verdorben ist.

Mit nicht zubereiteten Speisen scheint das auch anders auszusehen, da liegt wohl dann die Verantwortung bei dem der sie auch zubereitet, nämlich dann bei der Tafel. Ob es sich für euren Kindergarten beziehungsweise einen gemeinnützigen Verein lohnt, einzelne Milchpackungen oder Yoghurts zu sammeln und abzuholen, scheint eine Frage der Wirtschaftlichkeit zu sein. Klar kann man das weitergeben, man muss sich aber immer die Frage stellen, ob das auch Sinn macht.

Un zum Thema: "Anderswo verhungern die Leute". Da musste ich leicht schmunzeln. Wo ist denn anderswo? In Deutschland sicher nicht. Du denkst da sicherlich an die Krisenregionen der Welt. Aber erkläre mir, wie das Essen (z.B. Kartoffelpürree, Spinat und Spiegelei, zum Nachtisch Pudding) von Castrop Rauxel nach Addis Abeba kommen soll? Beim Hunger in der Welt geht es ganz sicher nicht um die 2 Tüten Milch und die drei abgelaufenen Nachspeisen, die irgendein Kindergarten wegwerfen muss. Sollte dich das Thema nachhaltig interessieren, lege ich die Lektüre "Wie kommt der Hunger in die Welt" von Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, ans Herz

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» da_freak » Beiträge: 240 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eigentlich kauft der Kindergarten meist ganz gut ein. Beim Mittagessen ist es allerdings so, dass pro Kind eine Portion geliefert wird, die dann natürlich auch da ist, wenn das Kind krank ist. (Bestellung erfolgt bereits zwei Wochen im voraus). Wenn dann noch ein paar schlechte Esser dabei sind, summiert sich die Menge bei 120 Kindern doch recht stark.

Milch und Co. versuchen wir natürlich möglichst genau zu kalkulieren, aber auch hier kommt es eben ab und an mal vor, dass jemand beim Einkaufen nicht genau auf das Datum sieht und wir es eben wegen des Wochenendes wegwerfen müssen.

Ich werde es ohnehin bei der nächsten Teambesprechung einmal ansprechen, denke aber nicht, dass ich Erfolg haben werde, weil mein Dienstgeber ziemlich groß ist und ich nur eine "ganz Kleine" bin. :(

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nipfi hat geschrieben:Beim Mittagessen ist es allerdings so, dass pro Kind eine Portion geliefert wird, die dann natürlich auch da ist, wenn das Kind krank ist. (Bestellung erfolgt bereits zwei Wochen im voraus). Wenn dann noch ein paar schlechte Esser dabei sind, summiert sich die Menge bei 120 Kindern doch recht stark.

Ja, aber wie willst du genau das vermeiden? Bevor du deinen Arbeitgeber darauf ansprichst oder es bei der Teambesprechung aufs Tableau bringst, solltest du dir überlegen was du anders machen willst. Jedenfalls würde ich das tun wenn ich einen guten Eindruck machen wollte, und es nicht so ausschauen soll, als ob es nur ein fixer Gedanke ist.

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» da_freak » Beiträge: 240 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


da_freak hat geschrieben:Un zum Thema: "Anderswo verhungern die Leute". Da musste ich leicht schmunzeln. Wo ist denn anderswo? In Deutschland sicher nicht. Du denkst da sicherlich an die Krisenregionen der Welt. Aber erkläre mir, wie das Essen (z.B. Kartoffelpürree, Spinat und Spiegelei, zum Nachtisch Pudding) von Castrop Rauxel nach Addis Abeba kommen soll? Beim Hunger in der Welt geht es ganz sicher nicht um die 2 Tüten Milch und die drei abgelaufenen Nachspeisen, die irgendein Kindergarten wegwerfen muss. Sollte dich das Thema nachhaltig interessieren, lege ich die Lektüre "Wie kommt der Hunger in die Welt" von Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, ans Herz

Natürlich hast du Recht und auch mir ist klar, dass ich das Essen aus unserem Kindergarten nicht sonst wohin liefern lassen kann. Aber dennoch gibt es auch in Deutschland und Österreich genügend Menschen, die hungern müssen und denen damit geholfen wäre. Oder hast du noch nie jemanden betteln oder im Müll suchen gesehen?!

Und Nein, natürlich möchte ich nicht haben, dass wir im Kindergarten zu wenig essen für die Kinder haben. Es darf durchaus die gleiche Menge angeliefert werden, aber ich denke, dass absolut nichts dabei ist, wenn sich Mitarbeiter abends drei Schnitzel vom Mittagessen oder fünf Scheiben Brot mitnehmen, anstatt diese wegzuwerfen und erneut einkaufen zu gehen!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Bei uns muss man sein Kind bis 8 Uhr morgens abmelden, damit es aus der Kalkulation für den Tag beim Mittagessen rausgenommen werden kann. Alle Kinder die dann noch fehlen müssen den Tag beim Essen bezahlen. Damit hat erstmal der Träger keine grösseren Verluste.

Und mit der Weitergabe von Lebensmitteln. Das ist eben, zumindest bei uns, eine rechtliche Sache. Ich musste das vor ein paar Jahren mal wegen Weitergabe von Lebensmitteln an private Tierhalter recherchieren. Da kommt man schnell in Teufels Küche, wenn da was passiert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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