Ist eine Obduktion immer verpflichtend?

vom 15.08.2009, 21:05 Uhr

Hallo,

Ich habe mal wieder eine etwas ungewöhnlichere Frage für euch. Es hat keinen aktuellen Hintergrund, das möchte ich soweit erwähnen, falls die Frage kommt. Es ist ja schon häufiger passiert, dass Fragen, die ich hier rein hypothetisch gestellt habe, direkt auf mich bezogen wurden, was dann immer etwas verwirrend ist. Nein, ich stelle gerne auch mal einfach so eine Frage, worüber ich mir eben so manchmal meine Gedanken mache.

Und zwar ist es so, dass man ja wohl nach dem Tod obduziert werden muss. Sofern ich weiß, wird ausnahmslos jeder obduziert, der nicht direkt im Krankenhaus verstorben ist. Also egal, ob nun einer "friedlich" zuhause vor der Verwandtschaft im Sterbebett seine letzten Worte sagt, ob er bei einem Autounfall starb oder ob er irgendwo tot im Wald gefunden wurde. Alle werden obduziert.

Das weiß ich, weil ich eine Zeitlang auf dem Amt gearbeitet habe, in einem Schülerpraktikum. Ich arbeitete mit Bestattern zusammen und musste dann anhand diverser Obduktionsgutachten Totenscheine ausfüllen. Da steht nämlich auch drauf, ob jemand natürlichen Todes oder aus anderen Gründen gestorben ist, und um das korrekt auszufüllen, muss man sich die Obduktionsgutachten natürlich durchlesen.

Es soll ja angeblich darum gehen, herauszufinden, ob die Person natürlich oder aus anderen Gründen verstorben ist. Auch möchte man die genaue Todesursache herausfinden. Manchmal finde ich das ein wenig sinnlos, denn wenn beispielsweise drei Tote aus einem verunglückten Auto geborgen werden, und man die obduziert, woran werden wohl zumindest die Mitfahrer verstorben sein? Gerade, wenn man Augenzeugen hat, die gesehen haben, wie das Auto verunglückte, und dass die Leute darin vorher noch alle lebten, dann ist das ja eigentlich recht eindeutig.

Es gibt ja einige Religionen, die es ablehnen, wenn Leichen aufgeschnitten werden, wie das bei der Obduktion ja der Fall ist. Dennoch muss zumindest in Deutschland jeder Tote, sofern nicht, wie oben schon geschrieben, während klinischer Untersuchungen verstorben, obduziert werden. Wenn das aber nun einer aus religiösen oder sonstigen Gründen nicht wöllte, gäbe es da irgendwelche Möglichkeiten, die Obduktion abzuwenden? Über den Sinn und Unsinn des Willens, nach dem Tod nicht aufgeschnitten zu werden, möchte ich hier nicht diskutieren. Es soll tatsächlich nur darum gehen, ob man eine Obduktion verhindern könnte, wenn man dies dringend wöllte.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallo,

ja es ist verpflichtend bei einer ungeklärten Todesursache eine Obduktion vorzunehmen. Wie du schon erwähnt hast müssen ausserhalb des Krankenhauses alle verstorbenen untersucht werden. Schließlich ist es wichtig fest zustellen ob der Herr oder die Dame eines natürlichen Todes gestorben sind oder durch Fremdeinwirkung. Leider muss der verstorbene diese Untersuchung über sich ergehen lassen, schließlich gibt es auch Hinterbliebene und auch die Versicherungsunternehmen.

Normalerweise hat man eine Sterbegeldversicherung, Lebensversicherung oder sonstige finanzielle Versicherungen vor seinem Ableben abgeschlossen. Dahinter stehen natürlich die Interessen der verbliebenen, diese können durchaus leider auch Bösartig sein, schließlich geht es meistens um eine erhebliche Summe.

Sollte der Tod eines Menschen festgestellt werden, kommt sowohl der Notarzt als auch die Polizei vorbei um den Totenschein auszufüllen, die Polizei nimmt nun die Ermittlungen auf und wartet auf den Bericht der Gerichtsmedizin. Danach wird der verstorbene bestattet und findet somit seine letzte Ruhestätte.

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» piranha » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo,

Aber selbst, wenn einer keine Verwandten mehr hat und auch keine Versicherungen, außer der Krankenversicherung, dann wird ja dennoch obduziert. Obwohl es ja keine Menschen mehr gibt, die davon irgendwie finanziell profitieren würden. Gut, sicherlich möchte man aufklären, ob nicht vielleicht ein Mord vorliegt, sodass man dann eben weiß, dass irgendwo ein Mörder frei herumläuft. Das kann ich ja nachvollziehen.

Aber was ist mit all den Fällen, in denen der Grund für das Ableben sehr sicher ist, und in denen man dennoch obduziert?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Du hast dir die Frage selber beantwortet. Es könnte dennoch Mord gewesen sein, die Behauptung steht im Raum. Schließlich kann ich auch eine Frau im Schlaf mit deinem Kopfkissen ersticken obwohl sie Krebs im Endstadium hat.

Der Staat ist dazu verpflichtet die Todesursache jedes Bürgers fest zustellen um sicher zu gehen, das es sich beim Ableben um keine Straftat gehandelt hat. Ist leider so, ist aber auch sehr wichtig in meinen Augen.

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» piranha » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Naja, so einen Fall meinte ich jetzt eigentlich nicht. Es ist klar, dass eine krebskranke Frau im Krankenhaus auch mit einem Kopfkissen erstickt werden könnte. Genauso kann ein Toter, der in einem ausgebrannten Auto gefunden wird, bereits vorher ermordet worden sein. Ein Autounfall kann auch aus verschiedenen Gründen resultieren. Vielleicht ist der Fahrer eingeschlafen, vielleicht ist er auch an einem Herzinfarkt gestorben, während er gerade im fahrenden Auto saß. Klar, es gibt solche Fälle, in denen es nicht eindeutig ist.

Ich meinte aber eher solche Fälle, wie, wenn man, wenn ich das jetzt so salopp sagen darf, sieht, dass einer sich in den Kopf schießt. Wenn er das vor den Augen anderer Menschen macht, wenn beispielsweise schon die Polizei dabei wäre. Dann wäre ja klar, woran er gestorben wäre. Oder meinst du, da käme dann immernoch eine andere Todesursache in Frage, die man erst durch eine Obduktion ergründen müsste?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo!

Wer sagt denn, dass die Leute, die ausserhalb des Krankenhauses sterben ALLE obduziert werden müssen. Meine Schwiegermutter ist ohne dass man damit gerechnet hat eines morgens in ihrem Sessel eingeschlafen. Ich habe sie gefunden und den Notarzt gerufen. Der Notarzt hat den Tod festgestellt und ich habe gefragt, woran sie gestorben ist. Der Notarzt hat dann zu mir gesagt, wenn ich das unbedingt wissen will, kann er eine Obduktion veranlassen. Aber nötig ist das nicht. Ich habe dem nicht zugestimmt. Denn das hätte meine Schwiegermutter auch nicht wieder lebendig gemacht. Meine Schwiegermutter ist dann ohne dass sie aufgeschnitten wurde beerdigt worden.

Dann werden auch Patienten, die im Krankenhaus sterben auch schon mal obuziert. Immer dann, wenn ein Verdacht besteht, dass eventuell der Tod nicht mit rechten Dingen vorgegangen ist. Oftmals, wenn ein Patient noch jung war und die Krankheit eigentlich nicht hätte zum Tode führen müssen.

Mein Exmann ist im Alter von 47 Jahren einfach umgekippt und verstorben. Er wurde auch nicht obduziert. Die Verwandten hätten eine Obduktion veranlassen müssen, wenn sie die genaue Todesursache hätten festgestellt haben wollen. Da mein Exmann aber Herzkrank war haben alle darauf verzichtet, auch wenn der Hausarzt meinte, dass er mit seinem Herzen auch trotzdem noch alt werden kann.

Ich kenne keinen aus meinem Bekanntenkreis oder Verwandtenkreis, der zu Hause verstorben ist, der auch obduziert wurde. Es reichte immer, wenn ein Arzt den Tod feststellte und eine Todesursache eingetragen hat. Bei meiner Schwiegermutter stand im Totenschein Herzversagen.

Bei Unfällen wird es gemacht um auch festzustellen, ob Drogen im Spiel waren oder ein anderer gesundheitlicher Grund am Unfall hätte Schuld sein können. Aber auch da wird es nicht immer gemacht.

Wawa666 hat geschrieben:Ich meinte aber eher solche Fälle, wie, wenn man, wenn ich das jetzt so salopp sagen darf, sieht, dass einer sich in den Kopf schießt. Wenn er das vor den Augen anderer Menschen macht, wenn beispielsweise schon die Polizei dabei wäre. Dann wäre ja klar, woran er gestorben wäre. Oder meinst du, da käme dann immernoch eine andere Todesursache in Frage, die man erst durch eine Obduktion ergründen müsste?

Auch da könnten Drogen im Spiel gewesen sein, die ein anderer ihm hätte verabreicht haben können und das eben dann zum Tod geführt hat. Deswegen wird bei Suizid auch eine Obduktion gemacht um eben festzustellen, warum er das gemacht hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo,

Ich habe eben nachgelesen, dass es wohl zur Obduktion in jedem Bundesland andere Gesetze gibt. So ist es hier wohl so, dass jeder, der nicht im Krankenhaus verstorben ist, obduziert werden muss. Dort, wo du lebst, Diamante, scheint es dann wohl nicht verpflichtend zu sein. In Österreich müssen übrigens alle Menschen, die in Kliniken verstorben sind, verpflichtend obduziert werden.

Das ist schon interessant, zu wissen. Wenn man den Gedanken so weiterspinnt, könnte jemand, der absolut nicht aufgeschnitten werden möchte, in ein Bundesland ziehen, wo die Obduktion nicht verpflichtend ist. Natürlich wird kaum einer einen solchen Aufwand betreiben, aber der Gedanke lässt sich schon irgendwie weiterspinnen. Auch interessant wäre es, zu wissen, ob die Zahl an Mordopfern, also die Fälle, in denen Mord als Todesursache festgestellt wurde, in Ländern, in denen zwangsläufig obduziert wird, höher ist.

Übrigens sollen aber 50% der klinisch ohne Obduktion eingeschätzten Todesursachen falsch sein, sprich bei Obduktionen soll sich in 50% der Fälle gezeigt haben, dass die vermutete Todesursache doch falsch war. Das gibt mir irgendwie auch zu denken, muss ich zugeben.

Wobei ich auch gelesen habe, dass es wohl immer weniger Obduktionen gibt, im Laufe der Zeit, da diese zu teuer seien. Zwischen 500 und 2000 Euro soll eine kosten, und manchmal sind die Kosten von Angehörigen zu tragen, und in manchen Bundesländer auch nicht. Das variiert wirklich von Bundesland zu Bundesland und macht es meiner Meinung nach irgendwie noch komplizierter.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallo Wawa666!

Wo hast du denn das gelesen? Ist da auch eine Auflistung der Bundesländer wie es wo gehandhabt wird? Ich selber wohne in Nordrhein Westfalen und mein Exmann auch. Aber auch eine Bekannte, die aus Sachsen kommt wurde nicht obduziert. Der Vater meines Exmannes kam aus Hessen udn wurde auch nicht obduziert. Alle starben zu Hause und noch ziemlich jung. Da reichte auch der Todenschein eines Arztes aus.

Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass es bundeslandabhängig sein soll. Denn irgendwie sollte so was doch bundeseinheitlich sein.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo,

Ich habe das eben in der Wikipedia gelesen. Natürlich können dort auch Fehler eingetragen sein und man sollte nicht alles glauben, was dort steht. Aber in dem Artikel "Obduktion" wurde auch auf die Verordnungen einiger Bundesländer hingewiesen, und die habe ich dann mal gesucht. Also es gibt auf jeden Fall wirklich verschiedene Regelungen in Sachen Obduktion, und die variieren wirklich von Bundesland zu Bundesland. Ich fand das auch erstaunlich, da ich eigentlich auch meine, dass soetwas einheitlich geregelt werden sollte. Aber es ist nicht so.

Eine Auflistung aller Bundesländer habe ich in dieser Sache leider nicht gefunden. Nur, dass es in Berlin und Hamburg ein spezielles Gesetz dazu gibt, und in den anderen Bundesländern soll es über die Bestattungsgesetze geregelt sein. Da kannst du ja mal schauen, ob du die online findest, und dort die Regelungen zur Obduktion nachlesen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Meine Mutter ist in einem Hospiz verstorben. Allerdings hatte sie Krebs und der Tod war an sich absehbar, auch wenn es keiner wahr haben wollte.

Ich wurde von meinem Vater telefonisch von ihrem Tod benachrichtigt und war etwa eine halbe Stunde nach ihrem Tod im Hospiz. Kurze Zeit später kam eine Schwester, die unsere Mutter zurecht machen wollte. Sprich waschen und umziehen. Da war es dann etwa 7 Uhr rum.

Im Laufe des Vormittags kam ein Arzt vorbei. Im Hospiz selbst ist an sich kein Arzt gewesen. Der Arzt schaute sie nur grob an und stellte den Totenschein aus. Mehr hat er nicht gemacht. Noch nicht mal ausgezogen oder an den Puls gefasst.

Später kam dann das beauftragte Bestattungsunternehmen und nahmen sie mit. Allerdings mussten wir angeben, ob eine Erdbestattung oder eine Feuerbestattung gemacht werden soll. Im Falle einer Feuerbestattung hätte eine Obduktion gemacht werden müssen. Bei einer Erdbestattung wird das hier nicht gemacht. Wir leben in Hessen.

Ich habe mir das damals so erklärt, kann auch sein das es irgendwer erklärt hat, keine Ahnung mehr. Wenn im Laufe der Jahre nach dem Tod eines Menschen Zweifel an der Todesursache auftreten sollten, kann man im Falle einer Erdbestattung den Leichnam noch mal ausgraben lassen und dann untersuchen. Im Falle einer Feuerbestattung wäre das nicht möglich.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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