Hängen Söhne mehr an ihrer Mutter als Töchter?

vom 17.07.2009, 14:31 Uhr

Meine Mutter verstarb vor über zwei Jahren. Ihr Tod war an sich absehbar gewesen, da sie schon fast zwei Jahre gegen den Krebs ankämpfte und körperlich ziemlich abgebaut hatte. Vorallem wussten wir an sich alle, das sie nicht mehr gesund wird. Mein Bruder schien bis zum Schluss daran zu glauben, das seine Mutter wieder gesund wird.

Klar waren wir geschockt als es dann doch passierte und sie starb. Aber es war wie gesagt an sich absehbar. Mein Bruder hatte damit aber ziemliche Probleme. Und hat die sicherlich auch heute noch. Ich war auch geschockt und traurig. Auch ich vermisse sie auch heute noch fürchterlich. Aber ich wusste auch, das sie nicht ewig leben wird und das sie wahrscheinlich auch relativ früh sterben wird. Ich war wohl auch eher vorbereitet?

Heute war ich auf einer Beerdigung. Die Verstorbene wäre 92 Jahre alt geworden. War schon lange krank und bettlägerig und ein Pflegefall. Sprich es war an sich für sie eine Erlösung.

Sie hinterlässt unter Anderem drei Kinder. Zwei Töchter und einen Sohn. Alle auch schon um die 60 Jahre alt. Die eine Tochter lebte mit im Haus und hat die Mutter wohl auch zum Teil versorgt. Die andere Tochter lebte weiter weg, war aber regelmässig hier. Der Sohn lebte bis vor ein paar Jahren auch mit im Haus. Ass bei seinen Eltern und so weiter. Und als er nicht mehr im Haus wohnte, kam er mehrfach die Woche vorbei und besuchte seine Mutter, ging Einkaufen und so weiter.

Am Grab war er der Einzige von den Drei Geschwistern der noch was sagte. Sehr emotional. Aber auch sehr schön. Die Beerdigung an sich war an sich sehr schön ( auch wenn das makaber klingen mag).

Ich frag mich aber nun, ob Söhne wohl mehr an ihrer Mutter hängen? Die Töchter waren auch traurig etc. Aber irgendwie auf eine andere Weise.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich glaube nicht, daß man deine Feststellung pauschalisieren kann. Außerdem finde ich auch nicht, daß man die Zuneigung eines Menschen an seiner Trauer ermitteln kann. Jeder trauert anders. Es ist doch möglich, daß die Töchter zu Hause in Tränen ausbrechen und nur ihre Emotionen nicht auf der Beerdigung zur Schau tragen wollten. An diesen paar Minuten auf der Trauerfeier sieht man nur einen winzigen Bruchteil von der Beziehung der Töchter zu ihrer Mutter.

Falls du glaubst, daß dein Bruder mit dem Tod eurer Mutter weniger gut klar kommt als du, kann das zwar sein, sagt meiner Meinung nach, nichts über die Allgemeinheit aus. Überlege mal, wieviele Menschen, Töchter und Söhne, es auf der Welt gibt. Du kennst nun zwei Beispiele, von ganz vielen existiererenden Familien, daraus läßt sich gar nichts schließen.

Als meine Oma gestorben ist, hat meine Mutter ungefähr in der gleichen Intensität wie ihre zwei Brüder getrauert. Sie erzählt mir auch heute noch manchmal, daß sie an ihrer Mama denken muß. Diese ist vor über zehn Jahren verstorben. Ich habe ein intensives Verhältnis mit meinem Onkel, ihrem etwas jüngerem Bruder. Aus meiner Erfahrung kann ich nicht behaupten, daß er weniger gut mit dem Verlust seiner Mutter umgehen konnte, wie seine Schwester.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man das nich verallgemeinern. Das ist sicher auch vom Charakter und vom Wesen des jeweiligen abängig.

Das dann auch nur anhand von der Trauer abhängig zu machen, finde ich auch nicht so richtig. Ich zum Beispiel, habe am Grab meines Vaters nicht geweint, trauer aber selbst noch nach 5 Jahren nach ihm, und vermisse ihn sehr. Besonders momentan, ich bin schwanger, fehlt er mir besonders, und es vergeht fast kein Tag wo ich nicht an ihn denke.

Wenn ich mir dann noch die Verbindung zwischen meiner Mutter und mir, im Gegensatz zu den Verbindungen zu meinen Brüdern ansehe, bin ich mir sicher, das ich enger mit meiner Mutter verbunden bin.
Liegt vielleicht auch daran, das meine Mutter und ich schon gemeinsam sehr schwere Zeiten durchgemacht haben.

» roniregen » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,81 »



Ich wollte das auf keinen Fall pauschalisieren. Deshalb habe ich ja den Thread auch aufgemacht, um für mich "sehen" zu können, wie andere das vielleicht erleben.

Ich war noch nicht auf vielen Beerdigungen. Und die meisten waren familäre Beerdigungen. Unter Anderem halt meine Oma. Die Mutter meines Vaters. Aber damals war ich doch sehr mit mir beschäftigt und kann das noch sovielen Jahren auch nicht mehr nachvollziehen und erst recht nicht beurteilen ( was ich eh nicht machen möchte), wie ich meinen Vater damals erlebt habe.

Und bei meinem Bruder und mir ist das eh generell ein Thema für sich. Mich würde es nicht wundern, wenn er mir mal vorwerfen würde, ich hätte Mama´s Tod nicht ernstgenommen oder er hätte mich nicht berührt oder ich würde Mama nicht vermissen. Ich hatte zur Beerdigung auch genügend Psychopharmaka intus, was sicherlich einiges an Regungen unterdrückt hatte.

Nur er ( der Sohn der Verstorbenen) wirkte auf mich halt irgendwie anders. Ich weiss nicht wie ich es beschreiben soll. Vorallem kenne ich ihn ( und seine Schwestern an sich auch) eher als kühl. Und er hat sich auch bei mir mehrfach bedankt, das ich zur Beerdigung gekommen bin. Und für mich war das auf der einen Seite sowas von selbstverständlich und es war mir auch wichtig, weil es mir wichtig war, der Verstorbenen meine letzte Ehre zu erweisen, immerhin hat sie mein Leben seitdem ich denken kann in irgendeiner Weise begleitet. Klar waren auch seine Schwestern in irgendeiner Weise dankbar das ich da war.

Vielleicht ist es bei mir auch einfach das "sehen" eines anderen Menschens, als den, den ich kenne? Wobei Menschen die trauern ja eh anders sind, als in normalen Situationen. Keine Ahnung. Wie gesagt ich wollte hier nichts pauschalisieren.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Es gibt durchaus auch Söhne, die würden nicht mal zur Beerdigung ihrer Mutter gehen. Ich glaube auch nicht, dass das generell abhängig vom Geschlecht ist, ob man mehr an der Mutter hängt (oder auch dem Vater).

Vielmehr kommt es auf die persönliche Bindung zwischen Mutter und Sohn an und die kann gut oder schlecht oder irgendwas dazwischen sein. Genauso ist das auch bei Töchtern und auch Kindern und dem Vater.

Vielleicht fällt es Söhnen nur einfach schwerer loszulassen? Vielleicht geben sie die Hoffnung nicht so leicht auf, das ein "Wunder" passiert. Wobei ich es eher anderherum vermutet hätte. Nämlich das Frauen da emotionaler sind und Männer rationaler denken. Wenn jemand ein Pflegefall ist, ist es wohl in der Regel eine Erlösung. Ich hätte eher gedacht, dass Frauen das weniger gut verstehen, weil sie an dem Elternteil hängen.

Vielleicht brökelt in solch einer Extremsituation, nämlich wenn man einen geliebten Menschen verliert, diese Fassade einfach.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallöchen,

also ich musste schon desöfteren feststellen in der näheren Verwandschaft und im Freundeskreis, das Töchter eher zum Vater tendieren und Söhne eher zur Mutter. Auch in meiner Familie ist dies so. Ich habe zu meinem Vater ein viel besseres Verhältnis als zu meiner Mutter. Mein Bruder hingegen hat ein besseres Verhältnis zu meiner Mutter als zu meinem Vater. Dies ist auch bei meinem Sohn so. Er kommt eher zu mir als zu meinem Partner.

Ich glaube ich würde zusammen brechen, wenn mein Vater nicht mehr da wäre. Irgendwie haben wir ein sehr intensives Verhältnis. Ich kann mit allem zu ihm kommen was mich bedrückt. Er würde auch alles für mich tun, nur damit es mir und meinem Sohn gut geht.

Jedoch geht jeder mit seiner Trauer über den Tod eines nahen Angehörigen anders um. Manche brechen bei der Beerdigung zusammen vor Trauer, andere sind still und emotionslos und können erst zuhause oder nach langer langer Zeit drüber sprechen. An der Trauer kann man keinesfalls erkennen, welch ein Verhältnis man zum jeweiligen Angehörigen hatte. Das würde ich auch keinesfalls an der Trauer fest machen.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke es kommt ganz auf das Kind an. Manche Kinder hängen mehr an der Mutter, manche an dem Vater und manche auch an beiden. Ich war beispielsweise früher immer ein Mutterkind. Ich hatte zu meinem Papa keine riesen Bindung. Wir haben natürlich miteinander geredet usw. aber wir haben nie wirklich was unternommen. Wenn ich weg war, dann meistens mit meiner Mama.

Meine Schwester hingegen, war ein Papakind und hatte nur etwas mit meinem Papa zutun. Sie mag meine Mutter nicht sonderlich und hat demnach auch keine wirkliche Bindung zu ihr.

Heutzutage ist es bei mir jedoch auch anders geworden. Ich bin nun Siebzehn und meine Eltern sind getrennt. Ich wohne zwar bei meiner Mutter, da mein Vater vor kurzen ausgezogen ist in eine kleine Wohnung, dennoch habe ich heutzutage mehr Kontakt mit meinem Vater als früher. Es heißt also nicht, nur weil man eine Zeitlang oft mit der Mutter etwas gemacht hat, dass sich dies nicht im Laufe der Zeit ändern kann. Meine Schwester ist zwar immer noch auf der Seite meines Vaters, aber da sie nun schon alleine wohnt und ihre eigenen Familie hat, ist auch dies weniger geworden.

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei deinen Beobachtungen nach würde ich mich jetzt eher fragen, ob Männer eine andere Form der Trauerverarbeitung haben, aber ich würde dass jetzt nicht so interpretieren, dass sie die Mutter mehr geliebt haben, als die Töchter. Natürlich kann man das jetzt auch ein bisschen sehen, wie man will, aber ich würde eben sagen, dass eine solche Interpretation der Situation an sich nicht zulässig ist, denn wenn der Sohn mehr an der Mutter hängen würde, als die Töchter, würde man das nicht auch zu Lebzeiten der Mutter merken? Hieße das nicht, dass sich dann beispielsweise der Sohn auch mehr um die Mutter kümmern würde, als die Töchter und darauf bestrebt wäre, mehr Zeit mit ihr zu verbringen oder irre ich mich da jetzt? Ich finde zumindest schon, dass sich sowas in einer festeren Mutter-Sohn Bindung auch schon zu Lebzeiten gezeigt hätte, wenn die Mutter aber stirbt und man die Trauernden vergleicht, kann man letzten Endes nicht sagen, dass jemand davon die Mutter mehr geliebt hat, nur weil er mehr weint oder?

An der Anzahl der Tränen, die nach der Beerdigung folgen, kann man die Liebe zu einem Menschen nicht messen. Davon mal abgesehen musst du bedenken, dass du gerade mal zwei Beispiele aufgezählt hast, wo man sagen könnte, dass eventuell eine stärkere Mutter-Sohn Bindung zu verzeichnen wäre, daraus kann man aber noch lange nicht auf alle Söhne der Welt schließen. Bei Freund gibt es doch beispielsweise den Ödipuskomplex, dieser sagt nichts anderes aus, als dass der Sohn irgendwann im Kindesalter unbewusst das Verlangen bekommen kann, den Vater zu ersetzen, dass bedeutet, dass er die Mutter quasi heiraten und versorgen möchte. Das geschieht unbewusst und nicht alle Kinder durchleben das, während dieser Zeit wird der Vater aber als eine Art Konkurrent angesehen und die Mutter-Sohn Verbindung kann sich hierbei auch verfestigen.

Normalerweise ist das aber nichts, was einem Kind nachhängen würde und sich im Erwachsenenalter auch noch zeigen würde, wenn Söhne ihre Mütter lieben, dann einfach weil es ihre Mütter sind, so wie die Töchter ihre Mütter auch liebe. Bei uns zu Hause ist das beispielsweise so, dass mein Bruder sich mit meinem Vater besser versteht und ich verstehe mich mit meiner Mutter besser, wobei ich aber auch eine gute Bindung zu meinem Vater habe. Mein Bruder fällt durch bestimmte Verhaltensweisen bei uns in der Familie teilweise einfach ein bisschen negativ auf, was sich dann eben auch darin zeigt, dass meine Mutter häufiger wütend auf ihn ist und dass dann zu Hause wegen ihm eine schlechte Atmosphäre herrscht, weswegen ich generell dann einfach eine bessere Bindung zu meiner Mutter habe. Das kann in allen Familien unterschiedlich sein und ich würde daher sagen, dass man das nicht Verallgemeinern kann, sondern das auf die Erziehung ankommt und einfach auch ein Stück weit Zufall ist, wenn die Mutter-Sohn Bindung stärker ist, als die von Mutter zu Tochter.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke tatsächlich, dass es solche und solche Beziehungen zwischen Mütter und Söhne gibt. Vieles spricht aber auch dafür, ob man nun das erst geborene Kind oder das zweit geborene Kind und so weiter ist, völlig vom Geschlecht unabhängig. Ich denke eben auch wirklich, dass es schwer ist, da zu unterscheiden, weil jeder anders mit der Trauer umgeht. Kann es nicht auch sein, dass manchmal auch ein Stück Verdrängung mit dabei eine Rolle spielt, dass man es als Kind nicht wahr haben kann oder will, wenn die Eltern oder auch in dem Fall die Mutter irgendwann nicht mehr da sind/ da ist? Und man dann wie aus allen Wolken fällt, wenn es eben doch eintritt. Immerhin war es bei Dir, LittleSister, ja auch so, dass Dein Bruder an eine Genesung Eurer Mutter geglaubt hat, oder?

Auch, wenn man es nicht verallgemeinern will, man kann es nicht ausschließen, aber es auch nicht unbedingt immer so sehen. Manche Beziehungen zwischen Mutter und Sohn sind wirklich dermaßen problematisch, ich denke da eher, dass es einfach auch auf die Umgehensweise ankommt und man entsprechend dann etwas dazu sagen kann.

Man tut sich wohl generell schwer, wenn eine Bezugsperson einfach nicht mehr da ist und ich muss sagen, dass es mir da nicht anders geht, auch wenn das Verhältnis zu meinem noch lebendem Elternteil alles andere als einfach ist. Es aber ausschließlich zwischen Mutter und Sohn festzumachen, das würde wohl doch zu weit gehen, zumindest meiner Meinung nach.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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