Postpartale Stimmungskrisen

vom 07.05.2009, 08:05 Uhr

Jede Frau kann nach der Entbindung in eine tiefe oder weniger tiefe Stimmungskrise fallen. Das harmloseste ist dabei der sogenannte Babyblues, der auch in Postpartale Depression ( Wochenbettdepression/ PPD) umschlagen kann, wenn man nicht aufpasst. Und wenn es ganz schlimm wird, dann wird daraus noch eine Postpartale Psychose (PPP).

Ich hatte nach der Geburt meiner Kinder auch ein Stimmungstief. Das hielt aber nur 1-2 Tage an. An diesen Tagen hätte ich wirklich alles kurz und klein schlagen wollen und habe nur geheult. Mich störte die Fliege an der Wand und Besuch wollte ich auch nicht sehen. Ich heulte den ganzen Tag und ich war gar nicht zu beruhigen.

Damals (vor 22 und 20 Jahren) hat auch kein Arzt was dran gemacht. Ich bekam keine Beruhigungsmittel, weil man damals davon ausging, dass es auch alleine weggehen muss und man es nicht unterdrücken sollte. Aber wie ich letztens mal gehört habe, kann das dann ganz schnell eine handfeste Depression werden.

Normal sollte man doch meinen, dass die Geburt, auf die man so lange gewartet hat, das schönste ist, was einem passieren konnte und ich konnte es damals nicht verstehen, dass ich einfach in einem Tief war, dass mich für diesen Tag alles bereuen lies. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles falsch gemacht hätte und fragte mich wirklich, warum ich überhaupt ein Kind bekommen habe. Ich stellte am Tag des Babyblues wirklich alles in Frage.

Kennt ihr das auch nach der Geburt des Kindes? Habt ihr ein Medikament bekommen, was euch die Sache erleichterte? Ich bin ja froh, dass es bei mir nicht weiter fortgeschritten ist. Denn ich denke, dass man mit einer PPD oder PPP wirklich lange zu kämpfen hat und das es auch für Angehörige nicht grade einfach ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Meine Kinder werden nun 8 und 3 Jahre alt und ein wirkliches Stimmungstief hatte ich bei beiden nicht. Nur bei der 1. Geburt weinte ich am 2. Tag weil ich gern nach Hause wollte ( da wusste ich gerade, dass mein Mann gerade zuhause eine andere im Bett hat). Und da ich nicht gehen durfte, weil es kleinere Komplikationen gab, war ich so hilflos. Ansonsten kenne ich diese Stimmungsschwankungen nicht, und wüsste auch nicht, dass es dafür bei mir Medikamente gegeben hätte.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ja, ich kenne das auch. Das ist aber ganz normal, dass die Emotionen durcheinander sind. Jede normale Frau ist nach einer Geburt ziemlich erschöpft und durchlebt einen totalen Hormonumschwung. Klar ist eine Geburt mit das schönste Erlebnis im Leben einer Frau. Aber bei aller Freude ist es doch ein schmerzlicher Abschied, weil man seinem Kind nie weider so innig nahe sein wird, wie in der Schwangerschaft. Ab der Geburt ist das Kind ein eigenständiges Wesen, das eine ganze Weile die Mutter von außen bestimmt und ihr wie ein tyrannischer Chef den Tagsablauf diktiert und das ganze Leben beeinflusst.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Kinder über alles. Aber die erste Zeit mit einem Kind ist zwar schön, aber eben nicht immer die zuckersüße ungetrübte Romantik, als die sie oft dargestellt wird. Gerade beim ersten Kind und besonders dann, wenn die Geburt nicht wie vorher geplant gelaufen ist, kann man schnell in ein Loch fallen und sollte sich nicht schämen, Hilfe zu holen.

Neu war mir übrigens, was ich bei meiner letzten Entbindung von der Frauenärztin im Krankenhaus erfahren habe: Auch die Väter können eine postpartale Depression erleiden. Warum das so ist und ob das hauptsächlich Väter betrifft, die in Elternzeit gehen weiß ich nicht. Ich finde es nur spannend, dass die Elternschaft offensichtlich so ein Einschnitt ist, dass es selbst die Elternteile umhauen kann, die die Geburt nur oder höchstens als Beobachter erlebt haben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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