Welche Vespa ?

vom 31.07.2008, 15:54 Uhr

Ich mache im Moment meinen Autoführerschein Klasse B mit 17 Jahren. Da ich mir, wenn ich 18 bin noch kein Auto listen kann ( noch Schüler ) spiele ich mit dem Gedanken mir einen Motorroller zu kaufen. Dabei ist es wichtig ,dass dieser 50 km/h fährt (oder ein bisschen mehr :D) und nicht nach Baumarkt aussieht. Außerdem sollte er Stilvoll sein, und nicht zu teuer.

Ich will kein Motorroller, wie man sie z.B. in Baumärkten billig bekommt, mit scharfen kanten, und einem Flotten Äußeren. Eher wären mir runde Formen wichtig, welche eine gewisse Ruhe ausstrahlen und stilvoll sind. Hierbei bin ich auf Vespa gestoßen. Nun würde ich gerne von euch wissen, welches Modell ihr empfehlen würdet.

Es sollte ein 50ccm- Modell sein, nicht zu teuer sein ( also keines von den neuen Modellen), nicht zu alt sein (keine dauerhafte Reparaturarbeiten ), und stilvoll sein. Welche Modelle könnt ihr empfehlen?

» papierkorb » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,07 »



Ich bin selber begeisterter Vespafahrer und bin ein Jahr lang eine 50er gefahren. Ich kenne mich eigentlich sehr gut über das Thema aus. Allerdings möchte ich vor meiner eigentlichen Antwort die Antwort von dir auf die Frage "Neu oder alt?" hören, weil mein Beitrag sonst ein bisschen den Rahmen sprengen würde.

Sollte sie ganz alt sein, also ein richtiges Nostalgiegefährt, mit dem du vor der Eisdiele angeben kannst, eine "mittelalte" Vespa, die es in drei Ausführungen gibt und schon etwas mehr Technik beinhaltet. Dann gibt es natürlich die neueren Modelle, die voll und ganz an die heutige Technik angepasst sind, sehr unproblematisch zu fahren sind (keine Handschaltung, sondern Automatik) und fast nicht repariert werden müssen. (höchstens mal Reifenwechsel, Variomatikrollen tauschen, Fliehkraftkupplung, wobei das meiste vom Kundendienst erledigt wird). Außerdem sind dort neue Viertakter verbaut. Eigentlich keine richtigen Vespas mehr, sondern Scooter.

Ich beschäftige mich mehr mit den älteren Modellen, bei denen man allerdings ein bisschen Wissen an Technik mitbringen soll.

» spaxl » Beiträge: 1044 » Talkpoints: 10,25 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ansonsten schau dich doch mal nach ner Simson um. ;) Mit denen darfst du dank DDR Ausnahmegenehmigung 60 km/h fahren und die sind gerade bei uns im Westen wirklich selten. Auch vom Aussehen mal was ganz anderes.

» klasse » Beiträge: 194 » Talkpoints: 4,71 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ganz alt sollte die Vespa nicht sein. Habe mich selbst schon im Internet umgeschaut, und bin eigentlich vielleicht von der Vespa PK 50 angetan. Die Vespa könnte auch neuer sein, jedoch bin ich Schüler und habe nicht das nötige Geld zur Verfügung. Für kleinere Reparaturen kann mir der Onkel meiner Freundin weiter helfen. Jedoch sollte das Modell nicht so alt sein, dass jede Woche eine neue Reparatur nötig ist.

Erstzulassung 1990 :!: und neuer denke ich ist aus diesem Gesichtspunkt aus gesehen eher realistisch.

» papierkorb » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,07 »



Die PK Modellreihe ist so die mittelalte 50er. Sie war als Nachfolger der alten Primerabaureihe ein sehr großer Erfolg in den 80er Jahren. Die moderne Variante hat es sogar noch in den mittleren 90er Jahren zu kaufen gegeben.
Die PK gibt es in drei verschiedenen Varianten. Die PK S (klassisch), die PK XL (mittel) und die PK XL 2 (modern). Obwohl sie nicht mehr so viele Rundungen hat, als ihre früheren Kollegen, was von dir ja eigentlich gewünscht war, sind sie meist wartungsfreundlicher und wartungsärmer.

Ich möchte hier jetzt erstmal die drei Versionen vorstellen:
Die PK 50 S
Seit 1982 gibt es in Deutschland die Vespa PK 50 S. Vorher gab es noch Modelle, die nur PK 50 hießen. Die Technik war aber noch sehr unausgereift und außerdem heute nur noch sehr selten zu finden. Auch die PK S ist heute sehr rar geworden, weil sie die älteste der PK Modelle ist, deswegen schon ein echtes Kultobjekt geworden ist und dadurch auch im Preis gestiegen ist.

Vorteile: Man kann ein Ersatzrad unter der linken Backe (Seitenhaube) anbringen. Die Ersatzteilversorgung ist noch ziemlich gut und diese sind somit auch einigermaßen günstig. Die Technik ist absolut einfach und für ziemlich jedermann zu verstehen. Das Fahrwerk war in der damaligen Zeit ziemlich gut (heute, wie bei jeder älteren Vespa absolut veraltet (Bremsen, etc.). Der Verbrauch ist nicht sehr hoch und sie ist eigentlich ziemlich zuverlässig. Sie musste damals natürlich noch nicht, wie die Roller heute, 45 laufen. Bergab sind manchmal sogar 60km/h drin (wenn sie viel Heimweh hat). Zu den Nachteilen gehört natürlich, dass sie, wie alle PK Modelle, keine Getrenntschmierung hat, sodass man selber Öl zum Benzin beimischen muss und sie öfters mal gewartet werden muss. Eigentlich ist sehr oft mal was kaputt, was ärgerlich ist. Und wenns nur die defekte Zündkerze ist, die man mitten in der Pampa gerade nicht nachkaufen kann. Das ist aber bei fast allen Vespen so.

Die PK 50 XL
1985. Das Jahr, in dem die letzte, echte 50er Vespa das Licht der Welt erblickt hat. 80-90 % baugleich mit der PK S. Einige Teile passen, andere wiederum nicht. Trotzdem stehen für die XL viel mehr Ersatzteile zur Verfügung und das zu einem fairen Preis. Ansonsten fällt natürlich auf, dass der Tacho nun um eine Tankanzeige erweitert wurde. Ansonsten sind die Vor- und Nachteile mit der "S" gleich. Sie wurde nur sehr viel öfter gebaut und ist deswegen dementsprechend günstiger zu ergattern. Um die Seitenklappen (müssen um Motorarbeiten oder Ersatzrad wechseln geöffnet werden) öffnen zu können werden jetzt nicht, wie bei der PK S extra Schlösser auf jeder Seite angebracht, sondern unter der Sitzbank befinden sich je ein Knopf für jede Seite, den man ziehen muss, damit die Klappen aufgehen. Schließt man die Klappen wieder, so rastet sie von selbst ein. Wenn man die Sitzbank abgeschlossen hat, so ist man ziemlich sicher, dass kein Unbefugter am Motor fummeln kann. Sie ist einfach ein echter Klassiker, der auch bei Vespabegeisterten als solcher anerkannt wird, was beim Nachfolgermodell nicht der Fall ist.

Die PK 50 XL II
Diese Vespa ist die modernste 50er Vespa der PK Modellbaureihe, die es jemals gab. Sie ist zwar, so sagt man, auch am aller zuverlässigsten (ich für meinen Teil merke keinen Unterschied zum Vorgängermodell), aber sie wurde leider auch sehr an die damalige Zeit (90er) angepasst. Es wurde sehr viel Plastik verwendet, was für eine echte Vespa grundsätzlich untypisch ist, und auch die Tachoeinheit, etc. ist alles sehr neumodern gestaltet. Sie wird eigentlich nicht so richtig anerkannt. Sie sieht aus wie eine Vespa, ist eine Vespa, aber in Sammlerkreisen wird damit umhergeschupst, wie mit dem kleinen, hässlichen Entlein, dass niemand haben will. Die Ersatzteile sind auch nicht soo einfach aufzutreiben (Scheinwerfer begehrtes Ersatzteil). Dafür ist die XL 2 selber meist sehr günstig zu haben. Moderne Änderungen sind Choke am Lenker, Handschuhfach kann via normales Schloss geöffnet werden, etc.

Schau dir alle Vespen genau an, damit du beim Kauf gewisse Erkennungsmerkmale im Kopf hast. In den Papieren der XL 2 steht nämlich Vespa PK XL, sodass viele XL 2 bei eBay als XL angeboten werden. Die XL 2 ist aber viel weniger wert, sie wurde am öftesten gebaut und ist auch die jüngste der PK Modelle, sodass sie nicht selten oder so ist.

Wichtig bei allen Vespen ist die richtige Reifenwahl. "Ach cool, für meine Retrovespa gibt's Weißwandreifen!" Ja...ganz toll. Bekannt sind diese Weißwandreifen, die noch mit dem klassischen Retroprofil von anno dazumal angeboten werden im Vespagenre mit dem Namen "Selbstmörderreifen". Solltest du dich für ein Modell entschieden haben schreibe ich dir nochmal, welche Reifen du vielleicht aufziehen solltest, sonst liegt man ziemlich schnell auf der Schnauze. Bei der 50er müssen diese Reifen übrigens fast nie gewechselt werden, weil sie aufgrund des Gewichts und aufgrund der geringen Leistung fast keine Abnutzung haben. Dank teilbarer Felge und sogar Ersatzreifen kann man übrigens alle Reifenwechsel selber durchführen.

Sehr wichtig ist auch, dass eine alte Vespa nunmal eine alte Vespa ist. Helmfach und weiteren Schnickschnack gibts da nicht. Sehr sicher ist das Teil auch nie. Kennt sich einer mit Vespen aus, ist er in maximal 10 Minuten weg mit dem Teil. Und auch sonst findet man an der ganzen Vespa Indizien aus der guten alten Zeit (Trommelbremse, etc.).

Wichtig ist natürlich, dass man ein bisschen technisches Verständnis, Werkzeug und vielleicht eine Reperaturanleitung zur Hand hat. Dann braucht man eigentlich NIE eine Werkstadt, was Kosten erspart.

Falls du nochmal Fragen hast oder dir die PK Baureihe nun doch nicht zusagt: Frag nochmal hier nach. Ich stehe gerne zur Verfügung.

Kleiner Nachtrag: Oben stehen die drei HauptPKModelle. Es gab aber natürlich (wie bei Autos auch) Sondermodelle, oder Vespen mit besonderen Ausstattungen (Elektrostarter, statt Kickstarter, etc.). Da gibts dann ganz viele Unterkategorien mit den Namen z.B.: PK S Elestart, PK SS, PK SS Elestart, PK S Automatik, PK S Automatik Elestart, PK S Lusso, PK S Lusso Elestart, etc. Meistens unterscheiden diese Modelle sich aber von der Optik her überhaupt nicht.

Die Automatikmodelle, die es seit 1984 gibt (also auch die PK S war schon als automatica zu haben) haben übrigens solche (PK S mit Automatik UND Elestart) auf dem Seitendeckel (Erkennungsmerkmal, dass es sich um ein Automatikfahrzeug handelt).

Vielleicht bist du so einer, der sehr gerne nicht schaltet, und das auch nicht mag. Automatikvespen sind aber auch keine echten Vespas. (werden nicht richtig akzeptiert). Schalten ist wirklich schnell gelernt deswegen: FINGER WEG von Automaticas. Sehr billig, sehr wenig Ersatzteile (ist mal was kaputt, kann man einpacken), verfügbare Ersatzteile sehr teuer. Also wirklich keineswegs zu empfehlen.

» spaxl » Beiträge: 1044 » Talkpoints: 10,25 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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