Sind die Gebühren für Paarberatungen überzogen hoch?

vom 30.03.2013, 21:45 Uhr

Ich bin gerade auf der Seite eines Psychologen gelandet und hab mich aus Neugier auf die Preisliste geklickt. Da habe ich meinen Augen nicht getraut, als dort stand, dass 50 Minuten Paartherapie 90 EUR kosten. Das ist ja wahnsinnig teuer, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand bereit ist, so einen hohen Preis zu zahlen. Denn überlegt Euch mal, das sind ja beinahe zwei Euro pro Minute und es kann doch keiner so toll sein, dass sein Gerede zwei Euro pro Minute wert ist. Wie kommen denn die Psychologen zu solchen Preisen? Würdet Ihr so viel bezahlen?

Vor allem muss man ja auch bedenken, dass es zahlreiche kostenlose Beratungsangebote gibt, etwa die Seelsorge und Paarberatung der Kirchen und auch kostenlose Online-Beratungen von Psychologen, wo man ja auch Fragen stellen kann. Daher finde ich es irgendwie kaum nachvollziehbar, dass sich jemand findet, der so viel bezahlt. Auf der anderen Seite denke ich auch, dass es bestimme Leute gibt, die die kostenlosen Beratungsangebote nicht kennen und daher vielleicht auf so eine Paarberatung zurückgreifen. Aber ist es dann nicht auch irgendwie unmoralisch, Hilfesuchende so auszunehmen und derart viel zu verlangen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde es anders herum betrachten. Eine Einzelstunde bei einem Therapeuten kostet mindestens 60 Euro. Zumindest ist das der Betrag, den Einzeltherapeuten verlangen, wenn ihre Patienten die Termine nicht frühzeitig genug absagen. Begründet wird die Zahlung immer damit, dass dem Therapeuten sonst das Geld fehlt. Ist zumindest eine der Begründungen. Somit gehe ich davon aus, dass diese 60 Euro eben die Einnahmen wären, die der Therapeut hätte.

Bei zwei Personen könnte ein Therapeut also durchaus auch 120 Euro verlangen. Das dürfte wahrscheinlich auch der Betrag sein, den die Krankenkasse bezahlen würden. Beziehungsweise vermute ich eher, dass die Gebührenordnung eine Vergütung von 90 Euro vorsieht und Therapeuten, die privat behandeln und quasi auch Patienten haben, die Selbstzahler sind, eben den Betrag einfordern. Warum sollten sie auch weniger nehmen, wenn sie bei Kassenpatienten die 90 Euro bekommen würden?

Und ja es gibt kostenlose Angebote. Ich bezweifle auch nicht, dass die Menschen, die diese Angebote kostenlos anbieten und in der Regel diese Arbeit ehrenamtlich machen oder deren Lohn eben durch Spenden getragen wird, die selbe Arbeit machen und durchaus eine Ausbildung oder Weiterbildung in diese Richtung haben. Bedenken sollte man aber auch, dass diese Angebote in der Regel nur kurzfristige "Lösungen" sind. Eine Therapie bei einem Therapeuten aber durchaus was langfristiges sein kann.

Da du speziell nun Seelsorger angesprochen hast. Seelsorger sollten in meinen Augen eher dazu da sein, um in akuten Krisensituationen zu helfen. Eine Paarberatung kann zwar akut sein, aber an sich brauchen Paare dann durchaus langfristige Lösungen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Warum sollten sie auch weniger nehmen, wenn sie bei Kassenpatienten die 90 Euro bekommen würden?

Ich denke, dass man die Situation eines Kassenpatienten damit nicht vergleichen kann, denn dem entstehen ja keine Kosten. In diesem Fall übernimmt die Krankenkasse die Zahlung und dadurch ist es für den Kassenpatienten gewissermaßen kostenlos. Müsste man das selber bezahlen, würde man es sich bestimmt gut überlegen, ob einem die Therapiestunde die 60 EUR wert ist.

Gerade wenn eine Therapie längerfristig angesetzt ist – sagen wir bei 20 Sitzungen – dann sind das ja mindestens 1200 EUR bzw. im Fall von 90 EUR pro Sitzung sogar 1800 EUR. Also bei vielen Menschen ein gesamter Monatslohn. Denn überlege mal, wie lange ein normaler Angestellter arbeiten muss, um auf 90 EUR zu kommen – meistens einen ganzen Tag und das bekommt dann der Therapeut für 50 Minuten. Findest Du das fair? Ich sehe das eher als ein Ausnehmen von Hilfesuchenden.

Ich erwarte ja nicht, dass Therapeuten kostenlos arbeiten, aber 90 EUR pro Sitzung ist ganz schön überzogen. Wenn das die Krankenkasse bezahlt, dann schadet es ja dem Hilfesuchenden nicht, aber wenn er das selber bezahlen soll, ist es ganz schön unfair. Warum gehen denn die Therapeuten nicht auf diejenigen zu, bei denen es die Krankenkasse nicht übernimmt und bieten dort die Therapie günstiger an? 30 EUR pro Stunde würde ich als angemessen empfinden, davon kann man immer noch prima leben und es liegt weit über dem Durchschnittsgehalt der Bevölkerung.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 31.03.2013, 14:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Natürlich kann jemand so toll sein, dass einem sein Gerede zwei Euro in der Minute wert ist! Ich habe schon Reitunterricht gehabt, der wesentlich mehr gekostet hat die Stunde als die von dir genannten 90 Euro.

Ich finde diese Preise schon ziemlich hoch und ich würde ganz bestimmt nicht dauerhaft oder regelmäßig so viel Geld für eine derartige Dienstleistung ausgeben wollen, ganz bestimmt nicht. Aber man muss bedenken, dass man ja nicht jede Woche zu einer Paartherapie geht, sondern nur einige Male. Zumindest, wenn man einen guten Therapeuten hat, denn der wird dann ja auch bemüht sein, dass seine Patienten selber lernen, ihre Probleme zwischeneinander selber zu lösen. Das heißt, dass man sich über lange Sicht gar nicht so sehr finanziell verausgabt, sondern einfach nur so etwas ähnliches wie einen Lehrgang besucht. Nur eben in Form einer Therapie. Und für Lehrgänge haben hier sicherlich auch schon einige weit mehr Geld ausgegeben als für einige Stunden in einer teuren Paartherapie.

Wenn der Therapeut also seine Arbeit gut erledigt, dann finde ich diese Preise zwar nicht unbedingt gerechtfertigt, aber doch schon akzeptabel. Es muss sich aber wie gesagt um einen guten Therapeuten handeln. Ich denke, dass es auch günstigere Therapeuten gibt. Und natürlich auch eben die kostenlosen Beratungsstellen. Daran kann sich doch jeder wenden, der nicht so viel Geld ausgeben kann oder möchte. Aber ich kann es schon nachvollziehen, wenn man das Geld ausgibt für diesen Zweck.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn man auf den Vergleich von Stundenlöhnen gehen möchte, was verlangt denn ein Handwerker mittlerweile? 30-50 Euro pro Stunde dürften keine Seltenheit sein. Klar überlegt man sich hier auch, ob man die Kosten tragen möchte. Aber in manchen Fällen bleibt einem nichts anderes übrig. Und es gibt Dinge, die man eben durch einen Fachmann machen lässt und die Kosten dann auch in Kauf nimmt. Wenn auch oftmals sicherlich gezwungenermaßen.

Ich habe mir mal die Gebührenverordnung für Psychotherapeuten angesehen. Diese kannst du hier finden: Gebührenverordnung. Ziemlich unten, ab der Nummer 861siehst du auch mal, was ein Therapeut abrechnen darf. So weit ich das weiß, sind die Beträge bindend. Somit denke ich nicht, dass man da handeln kann. Zumindest habe ich nun beim Googeln immer wieder den Verweis gesehen, dass man sich an die Gebührenordnung für Psychotherapeuten hält.

Davon mal abgesehen, geht deine Rechnung nicht ganz auf. Die sprichst von 50 Minuten. So lange ist die Therapiestunde. Die Terminvereinbarung kostet auch Zeit. Je nach Praxis gibt es eine Sprechstundenhilfe, die ebenfalls bezahlt werden möchte. Das Erstellen der Rechnung kostet auch Geld. Und klar spricht man da 50 Minuten mit dem Therapeuten, aber für den ist oftmals damit die Arbeitsleistung nicht beendet. Es muss dokumentiert werden. Was ebenfalls Zeit kostet. Kommt das Paar mehr als einmal, hat der Therapeut Vorbereitungszeit und auch Nachbereitungszeit. Somit ist er eindeutig mehr als 50 Minuten mit dem Paar beschäftigt.

Des weiteren müssen mit den Einnahmen ja auch andere Kosten gedeckt werden. Die Praxisräume kosten Miete. Strom und Heizung braucht man auch. Wasser durchaus auch. Das sind Kosten, die ein Patient nicht direkt sieht. Der Therapeut selbst hat auch noch Kosten, die er hat, weil er Therapeut ist. Steuern, wie jeder andere Mensch auch. Kosten für die Mitgliedschaft in Berufsverbänden, die zum Teil Pflicht sind. Und so weiter.

Und ganz am Anfang hat der Therapeut eine Ausbildung gemacht, beziehungsweise studiert. Was ebenfalls nicht gerade günstig war. Der Therapeut bildet sich weiter, was ebenfalls Zeit und Geld kostet. Klar interessiert das den Patienten nicht. Aber dann kann man auch zu Tante Erna, der Frau im Blumenladen oder einem arbeitslosen Industriemechaniker gehen und den um Rat bitten.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich habe mir mal die Gebührenverordnung für Psychotherapeuten angesehen. Diese kannst du hier finden: Gebührenverordnung. Ziemlich unten, ab der Nummer 861siehst du auch mal, was ein Therapeut abrechnen darf. So weit ich das weiß, sind die Beträge bindend. Somit denke ich nicht, dass man da handeln kann. Zumindest habe ich nun beim Googeln immer wieder den Verweis gesehen, dass man sich an die Gebührenordnung für Psychotherapeuten hält.

Die Gebührenordnung kenne ich auch und diese gilt für die Abrechnung über Krankenkassen als verpflichtend. Dagegen habe ich ja auch nichts, denn das, was die Krankenkasse erstattet, muss ja keiner aus eigener Tasche bezahlen. In dem Fall finde ich es gerechtfertigt, so viel anzusetzen, das würde ich wahrscheinlich auch so machen. Es ist für mich aber ein Unterschied, ob etwas die Krankenkasse bezahlt oder eine Privatperson. Denn 80 EUR aus eigener Tasche aufzubringen, ist ganz schön viel. Im Beispiel ging es ja m Paarberatung und wenn hier keine psychische Störung besteht, müssen das die Betroffenen selber bezahlen. Es gibt solche Gebührenordnungen für verschiedene Berufe, die sind aber bei Privatrechnungen nicht bindend, da kann man mehr oder weniger verlangen. Es ist also nicht verboten, wenn ein Psychologe bei einer privat zu bezahlenden Sitzung weniger berechnet als die angegebene 80 EUR; ihn zwingt keiner, die Beträge zu erreichen.

Ich kenne auch Leute, die als Psychologe arbeiten, die machen 50 Minuten Therapie, dann dokumentieren sie das schnell mit zwei Sätzen in ihrem PC-Programm und auch die Anträge usw. werden alle anhand von Vorlagen geschrieben, wo nur minimal Dinge umgeändert werden. Das ist alles kein großer Aufwand. Und eine Rechnung zu erstellen ist ebenso schnell gemacht, wird ja alles mit der entsprechenden Software automatisch erstellt und muss nur gedruckt werden. Ich schreib schließlich in meinem Job auch Rechnungen, das würde ich nicht als Aufwand bezeichnen.

Rechne doch selber mal nach, wenn der Therapeut pro Tag fünf Patienten hat – und das ist nicht viel – dann sind das in der Woche, wenn er Freitag keine Sprechstunde hat, 20 Patienten und daher bei dem Regelsatz der Krankenkassen von 80 EUR pro Sitzung ungefähr 1600 EUR. Das ergibt im Monat 6400 EUR. Dabei muss man sagen, dass die meisten wohl mehr als das verdienen werden, weil sie nicht nur fünf Patienten am Tag behandeln, aber es kann ja auch mal eine Stunde ausfallen. Für seine Arbeit braucht der Psychologe kein großartiges Inventar; einen Tisch, zwei Sessel, einen PC; man könnte also in etwa das ansetzen, was man so für eine Einraumwohnung mit Flur und Küche zahlt – also 400 EUR. Damit bleiben noch 6000 EUR übrig. In medizinischen Versorgungszentren sind die Mieten übrigens noch viel billiger, weil die Kliniken das subventionieren.

Was hat er noch für Ausgaben? Da würden mit Beiträge zur Berufsgenossenschaft bzw. Psychotherapeutenkammer einfallen, die liegen bei etwa 300 EUR im Jahr. Macht also auf den Monat heruntergerechnet 25 EUR. Wer bloß Privatpatienten behandelt und daher keine Ausbildung zum Psychotherapeuten braucht, sondern „nur“ Psychologie studiert hat, muss übrigens nicht unbedingt dem Berufsverband beitreten, da fallen die 25 EUR im Monat flach. Was sicherlich teuer ist, ist die private Krankenversicherung, die liegt bei mindestens 800 EUR im Monat; es bleibt ein Rest von 5175 EUR.

Das Studium zähle ich hier nicht mir rein, weil jeder, der studiert, dadurch Kosten hat, das ist jetzt kein besonders schweres Los,was nur Psychologen betreffen würde. Das gilt genauso für Weiterbildungen. Die sind nur Pflicht, wenn man über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnen will, ansonsten muss man sich nicht weiterbilden und zudem genügt auch Selbststudium als Weiterbildung den Anforderungen, also ein Buch lesen. Sicherlich kann ein Psychologe jeden Monat irgendwelche Weiterbildungskurse machen, das muss er aber nicht und wie ich von meinen eigenen Weiterbildungen weiß, lernt man bei Seminaren nicht immer unbedingt etwas Neues.

Wir waren also bei 5175 EUR. Was geht hier noch ab? Steuern! Umsatzsteuer müssen Psychologen als Freiberufler nicht zahlen, aber Einkommenssteuer, das wären dann wohl so 30%. Es bleiben also etwa 3600 EUR, die dann schätzungsweise übrig bleiben. Das finde ich ganz schön viel. Ich will nicht sagen, dass Psychologen einen schlechten Job machen, das ist sicherlich alles nicht einfach; viele andere Berufsgruppen haben es aber genauso „nicht einfach“ und die gehen nicht jeden Monat mit so viel Geld nach Hause. Ich finde, da kann man auch auf Privatzahler etwas zugehen und die Sätze verringern.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 31.03.2013, 20:31, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Also wenn man selbst die Kosten nicht direkt selber tragen muss, ist es egal, wie teuer etwas ist? Und wenn man es selbst zahlen muss, sollte es so günstig wie möglich sein? Aber auf keinen Fall billig, sondern hochwertig und kostengünstig. Sorry das verstehe ich nicht. Je mehr die Krankenkassen auf diese Weise belastet werden, um so mehr Leistungen werden gestrichen, minimiert oder auf die Patienten umgelegt. Früher haben die Krankenkassen viel mehr Leistungen bewilligt. Jeder griff mit voller Hand zu und wollte mehr als teilweise möglich war. Heute stehen wir zum Teil vor den Resten dieser Handlungsweisen. Da wird erst xfach gefragt, ob diese Leistung wirklich nötig ist und wird, so lange es geht, erst mal verweigert. Resultierend eben daraus, dass es Patienten gab, und das nicht zu knapp, die sich alles möglich auf Kassenleistung haben machen lassen, egal ob es nötig war oder nicht.

Geht es dir eigentlich nun aus Sicht einer Kundin darum, möglichst viel für möglichst wenig Geld zu bekommen? Was ich durchaus verstehen kann. Nur deine Argumentation, in der du ziemlich neidisch auf das Einkommen zu sein scheinst, finde ich naja nicht so toll.

Aber gut lass uns rechnen. Du gehst an vier Tagen von fünf Patienten aus. Laut der Liste, die ich verlinkt habe, zahlt die Krankenkasse knappe 50 Euro für Verhaltenstherapie. Das sind 1000 Euro pro Woche, also knappe 4500 Euro im Monat. Mit einer Einraumwohnung kommt man nicht hin, weil man einen Wartebereich braucht. Aber das ginge eventuell im Flur. Hier kostet eine Einraumwohnung etwa 300 Euro kalt. Wobei die Wohnung ja gewerblich genutzt wird, ich meine, da könnten die Vermieter auch mehr nehmen, bin mir da aber gerade nicht sicher.

300 Euro wären aber nur die kalte Wohnung. Da ist weder geheizt, noch brennt ein Licht und so weiter. Strom und Gas wären dann auch noch mal sagen wir 30 Euro, wenn man das knapp ansetzt. Die Zimmer müssen eingerichtet werden und das Mobiliar muss auch mal erneuert werden. Die Räume müssen gereinigt werden. Was einmal Zeit kostet oder eben Geld kostet, wenn man dafür jemand einstellt. Reinigungsmittel kosten auch Geld, wenn auch nicht viel.

Die Kosten für die Berufsgenossenschaft sind sicherlich variabel. Aber eine Berufshaftpflicht wird jeder Therapeut abschließen müssen. Auch andere Versicherungen sind sicherlich nötig, wenn man eine Praxis hat. Und die von dir genannte private Krankenversicherung.

Das Studium und die Fortbildungen möchte ich in dem Fall nicht unter den Tisch fallen lassen. Wenn das jeder machen könnte, kann auch der arbeitslose Blumenverkäufer einen Menschen therapieren. Und die Gesetzgebung im Bereich Psychiatrie hat sich in den letzten Jahren auch geändert. Somit sind die Fortbildungen wirklich nötig. Und auch wenn es "nur" um psychische Probleme geht, hat ein Therapeut die selbe Verantwortung wie ein Arzt. Den würde man auch nicht mit 1000 Euro Netto im Monat abspeisen wollen.

Zu den von dir veranschlagten Zeiten. Das Gespräch dauert 50 Minuten. Die Dokumentation kann in manchen Fällen sicherlich 10 Minuten dauern. Ich kenne Therapeuten, die locker mindestens eine DIN A 4 Seite mit schreiben, die dann auch noch zum Teil elektronisch erfasst werden müssen. Je nach Krankheitsbild braucht man Vorbereitung. Je nach Krankheitsbild auch Nachbereitung. In manchen Fällen ist es nicht damit getan, dass man mit dem Patienten die 50 Minuten spricht. Da kommen dann noch andere und wollen mit dem Therapeuten über den Patienten kommunizieren. Angefangen bei Angehörigen, über Psychiater, aber auch Betreuer und ähnliche Personen.

Es gibt Patienten, mit denen ist man in der Woche locker zwei Stunden beschäftigt, obwohl nur ein Gespräch pro Woche mit 50 Minuten stattfindet. Wenn man nun das Pech hat, dass man 20 Patienten hat, für die man 40 Stunden arbeitet, aber nur 20 Stunden bezahlt bekommt, sieht deine Rechnung nämlich auch schon anders aus. Wobei man als Therapeut durchaus beeinflussen kann, wie viele Patienten man behandelt, von denen man weiß, sie sind arbeitsintensiv.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



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