Einser-Abitur und keine Lust zum Studieren?

vom 10.03.2013, 23:26 Uhr

Der Sohn eines Bekannten steckt mitten im Abitur und so wie es aussieht, wird er wohl ein Einser-Abitur hinlegen. Er ist und war immer ein Musterschüler, dem das Lernen auch leicht viel. Nun ist es so, dass die Eltern sich natürlich auch vorgestellt haben, dass ihr Sohn mal studieren wird. Aber der Sohn will nicht studieren. Der Sohn möchte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann machen und hat schon eine Ausbildungsstelle für den Sommer bei einem Supermarkt in Aussicht.

Eigentlich ist er völlig überqualifiziert für eine Stelle in einem Supermarkt. Würdet ihr ihn als Elternteil doch motivieren und anleiten zu studieren oder denkt ihr, dass er selber noch mal auf diese Idee kommt? Gibt es eigentlich wirklich noch mehr Menschen, die mit so einem guten Abitur lieber nicht studieren wollen?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als Eltern hat man natürlich immer irgendwelche Vorstellungen, was seine Kinder tun sollen. Aber das ist nicht die Hauptsache. Wichtig ist, dass der Sohn glücklich ist mit dem, was er macht. Möglicherweise wird er sich in der Berufsschule langweilen oder er wird feststellen, dass er doch nicht im Einzelhandel arbeiten möchte. Aber das lässt sich nicht vorhersagen. Es ist jedenfalls einen Versuch wert. Immerhin ist das keine vergeudete Zeit, sondern er hätte dann ein Abschluss als Einzelhandelskaufmann.

Selbst nach Beendigung der Ausbildung wäre er immer noch jung genug, um ein Studium anzufangen. Vielleicht entschließt er sich später doch noch dazu, dieses zu beginnen. Je nach Studienfach kann es außerdem von Vorteil sein, wenn man schon praktische Erfahrung in einem Betrieb vorweisen kann.

» Ariola » Beiträge: 693 » Talkpoints: 4,96 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Der junge Mann ist erwachsen, da würde ich als Eltern gar nicht mehr reinreden. Man muss ja nicht unbedingt studieren, wenn man schlau ist. Ich kenne auch hochintelligente Menschen, die als Fernfahrer unterwegs sind. Der schlaueste Mensch der Welt züchtet sogar Pferde, soweit ich informiert bin.

Der Berufswunsch Einzelhandelskaufmann irritiert mich allerdings ein bisschen. Eine körperliche oder handwerkliche Arbeit fände ich plausibler. Aber nach dem Abitur müssen sich manche Menschen erst einmal orientieren. Mein Jüngster macht jetzt auch Abitur und hat zuletzt den Wunsch geäußert, eine Malerlehre zu machen. Ich werde es ihm nicht ausreden. Ich denke, er braucht einfach einmal etwas ganz anderes als Schule.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Warum sollte er denn keine Ausbildung machen? Wobei ich auch eine Supermarkt-Ausbildung nicht ganz nachvollziehen kann. Ich habe selbst im Einzelhandel gelernt und wir hatten auch einige Abiturienten in der Berufsschule. Einer machte die Ausbildung, um später den elterlichen Betrieb zu übernehmen und selbst nach der Ausbildung einen Ausbilderschein machen zu können. Zwei waren keine guten Schüler und dennoch in Bereichen, wo sie sich weiter entwickeln konnten. Einer lernte im Autohaus und in anderer in dem Computerladen, wo er auch vorher schon im Nebenjob als Aushilfe tätig war und immer wild an Rechnern herumschraubte. Heute ist er Abteilungsleiter in einem großen Elektronikmarkt.

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass einem das Verkaufen Spaß macht, auch wenn man mehr kann, als Waren über ein Kassenband zu ziehen. Aber eigentlich sucht man sich dann eher beratungsintensivere Ausbildungsmöglichkeiten. Oder man möchte sich in Richtung Betriebswissenschaft weiterentwickeln. Dabei bieten mittlerweile viele große Ketten eine duales Handelsfachwirt-Studium an.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Eine Ausbildung im Supermarkt ist sicher nicht das, was sich Eltern für ihre Kinder wünschen. Gerade bei guten schulischen Leistungen gehen die Eltern vermutlich davon aus, dass das eigene Kind mehr anstrebt als eine Berufsausbildung im Supermarkt. Aber die Hoffnungen der Eltern spielen keine wirkliche Rolle. Falls ein Abiturient nach seinem Abschluss nicht direkt oder vielleicht auch überhaupt nicht studieren möchte, ist das allein seine Entscheidung und die Eltern haben sich in diese nicht einzumischen. Ich kann verstehen, dass diese damit unter Umständen nicht glücklich sind, aber sie müssen sich dennoch damit arrangieren.

Ich habe nach dem Abitur auch zunächst eine Ausbildung gemacht. Ich habe mir zu der Zeit auch nichts zugetraut und habe daher zunächst eine handwerkliche Ausbildung abgeschlossen. Ich war auch froh darüber, zunächst einmal nichts mehr mit der Schule zu tun zu haben. Ich habe die Schule gehasst und wollte nicht direkt zur Universität gehen, auch wenn das etwas anderes ist als die Schule. Mein Studium habe ich erst einige Zeit nach meiner Gesellenprüfung aufgenommen. Eine Ausbildung kann eine Zeitverschwendung sein, aber das muss nicht zwangsläufig so sein.

Die schulischen Leistungen sagen auch nicht immer etwas darüber aus, wie jemand sein weiteres Leben gestaltet. Natürlich gehen einige gute Abiturienten direkt zur Universität und ziehen ihr Studium auch ebenso gewissenhaft durch wie die Schulzeit. Andere machen zunächst eine Ausbildung und stellen dann fest, dass das nicht alles gewesen sein kann. Ich könnte mir vorstellen, dass jemand, der sonst vielleicht gerne gelernt und etwas in der Schule geleistet hat, in einer Ausbildung feststellt, dass ihm das alles nicht reicht. Daher könnte es sein, dass der junge Mann aus deinem Umfeld sich später doch noch anders orientiert. Selbst wenn das nicht der Fall ist, ist das allein seine Sache.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Oft haben gerade junge Männer Schwierigkeiten sich für den richtigen Beruf zu entscheiden. eine Entscheidungshilfe der Eltern kann da vielleicht hilfreich sein, muss es aber nicht.

Ich kenne da einen Fall, da hat der Sohn ebenfalls ein super Abitur hingelegt. Nach dem Abitur sollte studiert werden, am liebsten Medizin oder Jura. Der Sohn hat sich nach dem Abi dann erst einmal ein Jahr Auszeit genommen und Nichts gemacht. Danach hat er festgestellt, das Medizin nicht sein Ding ist und wollte Biologie studieren, Das wollte der Vater nicht, da es angeblich keine guten Berufschancen in der Branche gibt. Also hat der Sohn sich für Jura entschieden und recht schnell festgestellt, das ihm Jura gar nicht zusagt. Mittlerweile hat er sein drittes Semester beendet und ist durch mindestens 4 - 5 Klausuren gefallen, im nächsten Semester muss er die Zwischenprüfung ablegen und ob er die schafft, ist fraglich.Gelernt hat er übrigens sehr viel, es ist nicht so das er es nicht versucht hätte, aber Jura ist einfach nicht die richtige Wahl.

Wären da nicht noch massive Geldprobleme im Elternhaus, dann hätte er das Studium schon längst geschmissen und Bio studiert, aber die Eltern sind immer noch dagegen. jetzt wird er das 4. Semester noch durch ziehen und dann endlich wechseln. Denn wenn er die Zwischenprüfung nicht besteht, dann war es das. Mittlerweile ist der junge Mann 24 und hat immer noch keine Vorstellung was er später mal machen wird. Das ist manchmal schon recht frustrierend.

Ich bin daher der Meinung, das sich die Eltern nicht massiv in die Berufswahl der Kinder einmischen sollen. jeder soll seine eigenen Erfahrungen machen. Vielleicht, ist die erste Wahl die Richtige, vielleicht aber auch nicht. Gut ein Job im Einzelhandel wäre jetzt nicht meine Wunschvorstellung, aber man kann darauf ja auch noch aufbauen und vielleicht nach der Ausbildung noch ein Studium beginnen. Im Endeffekt ist es egal ob der Sohn seinen Traum-Beruf mit 22 und 30 Jahren findet.

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich sehe das auch differenziert. Zwar kann man schon sagen, dass die Berufswahl von der Person selbst abhängt, und diese sich nicht zu stark von seiner Umgebung beeinflussen lassen sollte. Trotzdem finde ich, dass man, gerade in jungen Jahren, noch Schwierigkeiten hat, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Da ist schon noch ein wenig Hilfe nötig, auch wenn man das nicht immer einsehen möchte.

Der konkrete Fall ist zwar ziemlich extrem, aber ich finde, man kann die Eltern durchaus verstehen. Wenn man bisher so ehrgeizig war, ein gutes Abitur zu erreichen, ist vielleicht ein Beruf, in dem dieser Ehrgeiz nicht mehr gefordert ist, nachteilig. Ich glaube, der Junge würde auf Dauer dort nicht zufrieden werden. Denn immerhin gibt es doch bestimmt einen Grund, warum er sich in der Schule so angestrengt hat.

Wie ich finde, sollten Eltern keinen Beruf vorgeben. Jedes Kind hat seine eigenen Interessen, und man kann bekanntlich nur in dem Bereich erfolgreich werden, für den man sich auch interessiert. Ansonsten kann man sich nicht motivieren, und alle Arbeit ist umsonst. Da kann man noch so hart arbeiten und fleißig sein.

Auf der anderen Seite finde ich, dass Eltern schon ein wenig die Richtung vorgeben können. In dem Fall hätte ich auch versucht, meinen Sohn zum studieren zu bewegen. Es ist bekannt, dass Akademiker heute mehr gesucht werden als je zuvor, da hat man ohne ein Studium wenig Chancen. Aber ich denke auch, dass der Junge schon noch erkennen wird, wenn er einen Fehler gemacht hat. Falls er nicht zufrieden ist, ist es auch mit einem höheren Alter noch möglich, ein Studium aufzunehmen und vielleicht kommt ihm dort auch die praktische Erfahrung zugute.

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann die Reaktion der Eltern schon irgendwo nachvollziehen, aber am Ende muss er selbst für sich entscheiden welchen Weg er in seinem Leben einschlägt. Selbst wenn er zunächst einmal die Ausbildung macht und sie absolviert hat kann er später immer noch das Studium nachholen, denn das Abitur hat ja dann in der Tasche, welches er für ein Studium braucht. Vielleicht ist der Beruf des Einzelhandelskaufmann doch nicht so das, was er sich vorstellt? Das kann man im Voraus immer schlecht sagen und er wird hier seine Erfahrungen machen, egal ob positiv oder auch negativ. Ich denke, dass hier so gut wie jeder von ihm erwartet, dass er sein Wissen nutzt und einen "höheren" Bildungsweg geht, als so manch anderer, aber wenn er es nicht will dann ist es seine Sache.

Es kann ja auch ganz andere Hintergründe haben, dass er kein Studium angehen möchte. Meistens ist es ja so, dass man vom Bafög leben muss und dieses später zurückzahlen muss. Eventuell hat er hier Sorge, dass er sich zu hohe Schulden macht und am Ende kein Ergebnis erzielen kann. Das sind ganz normale Ängste und Überlegungen, mit denen man sich auseinander setzten muss und darüber reden sollte. Manch einer hat nun mal den Drang oder mehr oder weniger den Zwang nach Schule direkt eine Ausbildung zu machen um möglichst bald Geld verdienen zu können.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich würde in erster Linie darauf achten, was das Kind sich wünscht und wo es sich wohl fühlt, auch wenn eine Ausbildung im Einzelhandel sicherlich nicht zu meinen persönlichen Favoriten gehört. Nach meinem Abitur damals strebte ich auch "nur" eine Ausbildung und kein Studium an, da ich schneller auf eigenen Beinen stehen und nicht noch ewig lange weiter lernen wollte. Auch ich hatte bereits meine Berufswahl getroffen und habe während meiner Ausbildung meine Erfüllung gefunden und nicht einen Tag bereut, dass ich nicht studieren gegangen bin.

Natürlich kann ich die Eltern auch nachvollziehen, die ein begabtes Kind haben und ahnen, dass es sehr viel höhere Chancen durch ein Studium und andere Berufswahl hätte und sie dem Kind diese auch gerne ermöglichen würden. Es wäre aber auch nicht der erste Fall, dass jemand sich während seiner Laufbahn umorientiert und von daher könnte es auch passieren, dass das Kind während oder nach seiner Ausbildung merkt, dass es noch nicht alles war oder eben das völlig Falsche.

Wenn es sich dann doch nachträglich für ein Studium entscheidet, weil es mehr im Leben erreichen möchte, dann wäre dies im Nachhinein immer noch möglich und nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist es in jedem Fall, dass das Kind selbst glücklich ist und sich zu nichts gezwungen fühlt, da es schon eh meist nur schief zu gehen droht.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde es völlig legitim, was der Junge da macht. Ich mache derzeit auch Abitur und werde mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen Schnitt mit einer Eins vor dem Komma haben, zumindest für den Fall, dass ich in der Woche der Abiturprüfungen nicht ein totales Blackout habe. Und ich kann es total nachvollziehen, dass dieser Junge keine Lust mehr darauf hat, weiterhin zur Schule zu gehen und zu lernen. Ich hatte vor einigen Monaten auch mal eine Phase, in der ich mir ernsthaft überlegt habe, ob ich nach der Schule wirklich studieren will oder nicht lieber eine Ausbildung beginnen möchte.

Man muss es mal so sehen: Zwischen fünf und sieben Jahren kommt man auf die Schule und ist dort dann, bis man um die achtzehn Jahre alt ist. Das bedeutet weit mehr als ein Jahrzehnt Schulbildung. Dass man danach keine Lust mehr auf Klausuren und Lernen hat ist für mich ganz selbstverständlich. Man möchte dann ja auch irgendwann mal anfangen, eigenes Geld zu verdienen. Für gewöhnlich macht man in dem Alter dann auch den Führerschein und möchte sich dann so schnell wie möglich ein eigenes Auto leisten. Während einer Ausbildung ist das viel einfacher zu realisieren als während eines Studiums. Das sind alles Faktoren, die da ebenfalls mit eine Rolle spielen, es geht nicht nur darum, ob man studieren kann oder nicht.

Wenn der Traumberuf des Jungen kein Studium erfordert und er nicht gerade Richter oder Arzt werden will, dann muss er doch auch nicht unbedingt ein Studium absolvieren. Heutzutage ist doch auch Berufserfahrung sehr viel wert und nicht nur der Abschluss, den man hat. Ich persönlich hätte vermutlich auch nicht studiert, wenn es in Baden-Württemberg nicht die Möglichkeit eines dualen Studiums gäbe, also die Möglichkeit, zu studieren und nebenher Geld zu verdienen und Berufserfahrung zu sammeln.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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