Außenseiter der heutigen Gesellschaft, was macht sie aus?

vom 12.12.2012, 15:12 Uhr

Dass man einen Menschen schon als Außenseiter der heutigen Gesellschaft bezeichnet, wenn er sich nicht die Achselhaare rasiert, finde ich schon hart. Dass zumindest wurde hier in diesem Thread von einer Userin geschrieben. Ist Achselrasur bei Frauen wie auch Männern Pflicht?

Mich würde mal interessieren, was für euch ein Außenseiter der heutigen Gesellschaft ausmacht und ab wann man ein Außenseiter der heutigen Gesellschaft ist? Sollte nicht jeder machen können, was er will, wenn es nicht kriminell ist? Warum ist man in euren Augen ein Außenseiter der heutigen Gesellschaft und wann ist man es?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke in der heutigen Gesellschaft spielt in erster Linie das Geld eine große Rolle. Wer viel Geld hat, hat eher die Chance, beliebt zu werden und somit eben auch nicht zum Außenseiter zu werden. Selbst wenn man keinen freundlichen Umgangston hat und nicht allzu viele positive Charakterzüge, mit Geld kann man das heutzutage leider wieder richten. Der Umkehrschluss ist also, dass man schnell zum Außenseiter werden kann, wenn man nur wenig Geld zur Verfügung hat. Das fängt schon in der Schule hat. Derjenige, der heutzutage noch kein Smartphone hat, sondern ein gewöhnliches Handy zum SMS schreiben und telefonieren, wird ja schon automatisch als "uncool" eingestuft und wird unter Umständen auch gemobbt und ausgeschlossen. Da kann man noch so ein freundlicher, liebenswürdiger Mensch sein, wenn man bei den neusten Smartphone-Entwicklungen nicht mitsprechen kann, dann nützt einem das nichts.

Womit wir bei dem Thema Markenprodukte wären. Es gab ja schon mal einen Thread darüber, dass das iPhone zu einem Statussymbol geworden ist und leider steckt da viel Wahrheit darin. Unter manchen Jugendlichen wird man auch schnell zum Außenseiter, wenn man mit 16 noch keinen Geschlechtsverkehr hatte oder ähnliches. Das ist wirklich traurig.

Ich konnte jetzt natürlich nur von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen sprechen, da ich eben den meisten Umgang mit Menschen diesen Alters habe. Vielleicht ist es in anderen Altersgruppen ja anders. Hoffen wir es, denn die Umstände, die ich oben geschrieben habe, gefallen mir persönlich gar nicht.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich fürchte auch, dass vor allem der Geldbeutel ausschlaggebend dafür ist, ob jemand als Außenseiter angesehen wird oder nicht. Wer wenig Geld hat, kann an so vielen Fronten nicht mithalten, dass er schnell an den Rand der Gesellschaft rückt. Das fängt schon damit an, dass es manchmal sogar schon schwierig ist, sich mit Freunden auf einen Kaffee zu treffen, wenn es ein besonders knapper Monat ist. Auch viele Gesprächsthemen wie Urlaubsreisen oder Kino sind nur noch eingeschränkt möglich, und so kann man allein aus Geldmangel zum Außenseiter werden.

Auch chronische Krankheiten, Angst machende Krankheiten, Behinderungen und Entstellungen wie Brandnarben können dazu führen, dass Menschen aus der Gesellschaft anderer ausgeschlossen werden. Ein mir nahestehender Mensch hat z.B. Krebs, und die Freunde und Verwandten, die sich zumindest gelegentlich noch melden, kann man an einer Hand abzählen. Dabei führt er noch ein relativ aktives Leben, kann halt nicht mehr mit zum Wandern oder beim Schneeschippen helfen.

Exzentrische Hobbys, Macken und Präferenzen machen meiner Erfahrung nach dagegen so schnell keinen zum Außenseiter, solange sie den Alltag nicht zu sehr beeinflussen. Jeder, der sich mit etwas gerne beschäftigt, findet beispielsweise auch im Internet Gleichgesinnte, mit denen er sich zusammentun kann. Ich denke, unsere Gesellschaft kann recht liberal sein, solange die Mitglieder halbwegs gesund sind, normal aussehen und vor allem Geld haben.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin anderer Meinung und denke nicht, dass Außenseiter arm, krank, hässlich oder unrasiert sind. Pauschal sind es meiner Meinung nach eher Eigenschaften, die jemanden zum Außenseiter machen. Wer schüchtern ist, hat eher Probleme sich seinen Platz in einer Gruppe zu erkämpfen, als die glückliche Frohnatur, die auf jeden zugeht.

Ob man Achselhaare hat, blind ist, im Hippie-Look rumläuft oder in den teuersten Markenklamotten macht erst einmal keinen Unterschied. Es sei denn es handelt sich um eine bestimmte Gruppe, wo ein Thema eine besondere Rolle spielt. Wenn ich nun als Computer-Dummy auf einem Rollenspielertreffen bin, dann kann einen das schon zum Außenseiter machen, weil man natürlich nicht mitreden kann. Ebenso hat man mit Discounter-Klamotten im Fanclub der Markenkleidung-Liebhaber natürlich einen schweren Stand.

Aber umgekehrt kann der reiche Geschäftsmann in der Runde der Arbeitslosen ebenso ein Außenseiter sein, weil er bei vielen Sachen nicht mitreden kann und sich vermutlich auch optisch von ihnen unterscheidet.

Ich gehöre zu jenen Menschen, die noch nie ein Smartphone bedient haben und kenne sogar Leute, die ohne Handy leben, was ich selbst einige Jahre gemacht habe, und kann nicht behaupten, dass einen dies zum Außenseiter macht, man als uncool eingestuft wird oder gar gemobbt wird. Und ich habe auch schon Jugendliche kennengelernt, die kein Interesse an neuster Mode und teuren Handys haben und trotzdem keine Außenseiter sind und sich auch nicht so fühlen.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ein Außenseiter ist in jeder Gruppe derjenige, der heraussticht, also sich in gewissen Punkten mehr oder weniger gravierend von den anderen Gruppenmitgliedern unterscheidet. Das bedeutet: jemand, der in einer bestimmten Gruppe ein Außenseiter ist, kann in einer anderen Gruppe vollkommen integriert sein. Insofern halte ich es schon für fragwürdig, von Außenseitern "der Gesellschaft" zu sprechen, immerhin ist "die Gesellschaft" ja kein homogenes Kollektiv.

Ich denke, als Außenseiter "der Gesellschaft" kann man wirklich nur Leute bezeichnen, die sich durch ihr Verhalten jenseits aller grundlegender menschlichen Normen befinden. Zum Beispiel gibt es kulturübergreifend den Konsens, dass es nicht in Ordnung ist, zu stehlen oder andere Leute umzubringen. Kriminelles Verhalten würde jemanden quasi automatisch zum gesellschaftlichen Außenseiter machen. (Allerdings gibt es selbst in solchen Fällen Subkulturen, in denen so jemand eventuell integriert und kein Außenseiter wäre.)

Ich denke nicht, dass Fragen wie "Achselhaare rasiert, ja oder nein" tatsächlich so relevant sind, dass sie im Zweifelsfall einen Menschen völlig ins gesellschaftliche Abseits rücken könnten. Das mag in ganz bestimmten Kreisen (in diesem Beispiel: unter Modebesessenen jungen Frauen?) zutreffen, aber ganz sicher nicht allgemein.

Geld halte ich ebenfalls für keinen so wichtigen Faktor. Auch mit wenig Geld wird jemand, der ein bisschen auf sich achtet (sprich: günstige, aber zumindest saubere Kleidung trägt) nicht negativ auf andere Menschen wirken. Oft ist es so, dass Discounter-Mode sowieso eine so exakte Kopie von "Markenware" ist, dass einem der Unterschied nur auffällt, wenn man gezielt danach sucht. Und auch generell denke ich nicht, dass das Fehlen bestimmter Statussymbole jemanden gleich jenseits der menschlichen Gemeinschaft stellt.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube, dass man erst dann ein Außenseiter der heutigen Gesellschaft ist, wenn man wirklich so etwas wie ein Aussteiger ist. Nur, weil man sich irgendwo an seinem Körper nicht rasiert oder weil man sich anders kleidet, als es in der Regel vielleicht konventionell ist, ist man noch lange kein Außenseiter. Man ist doch erst dann ein Außenseiter, wenn man wirklich außen vor ist. Und das ist man eben, wenn man sich für ein Leben als Aussteiger entschieden hat!

Vielleicht kann man einen Anachronisten auch als Außenseiter der heutigen Gesellschaft bezeichnen, in einer früheren oder zukünftigen Gesellschaft hingegen wäre er dies dann aber ja nicht, da er ja anachronistisch lebt. Aber es gibt kaum Leute, die so konsequent anachronistisch ist, dass ich dies gelten lassen würde.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Unabhängig davon, ob ich nun an Menschen denke, die für sich selbst entscheiden aus ihrem Geburtsland auszusteigen, oder auch an Menschen, die einen unkonventionellen Lebensstil wählen und sich von nur von selbst erzeugten Lebensmitteln ernähren oder von gespendeten Dingen, so sehe ich keinen von ihnen automatisch als Außenseiter.

Dokumentationen über Leute, die als Selbstversorger leben oder auch zum Beispiel ohne Geld, zeigten mir in der Regel immer auch einen sehr großen Bekannten- und Freundeskreis und auch die wenigen alternativ lebenden Menschen, die ich kennenlernen durfte, waren keineswegs Außenseiter, sondern interessante Menschen, mit denen man sich gerne unterhielt.

Auch jene Leute, die für sich entschieden haben nicht mehr hinter einem deutschem Schreibtisch sitzen zu wollen, sondern ihre beruflichen Träume verwirklichten, habe ich nicht als Außenseiter kennengelernt. Weder in ihrer neu gewählten Heimat, noch in ihrem neu gewählten Betätigungsfeld und auch nicht als Rückkehrer in Deutschland. Vielmehr ist es eher so, dass eigentlich alle von ihnen gut integriert sind oder wurden und es sich um liebenswerte Menschen handelt. Und der Großteil von ihnen hat einen größeren Bekanntenkreis, als jene Personen, die nur regelmäßig in die digitale Welt aussteigen.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Als Außenseiter bezeichne ich eine Person, die sich nicht in die Gruppe integriert, zu der sie gehört. Sie stellt sich außerhalb der Gruppe. Vielleicht, weil sie schüchtern ist oder weil sie nicht in der Lage ist, die gemeinsamen Aktivitäten der Gruppe gutzuheißen. Jugendliche und Schüler bezeichnen jene als Außenseiter, die in Sachen Markenkleidung oder iPhone nicht mithalten können. Ob sie es überhaupt wollen, wird nicht erst gefragt. Auch Streber können Außenseiter sein. Punks oder Gruftis sind Außenseiter, weil sie anders sind oder sich zumindest so geben. So wird es allgemein gesehen. Ich meine, jeder sollte das sein, was er für richtig hält. Fühlt er sich damit wohl, ist doch alles in Ordnung.

Jemanden, der sich die Haare unter den Achselhöhlen nicht rasiert, ist kein Außenseiter für mich. Jemand, der nicht unbedingt mit in den Topf der ewigen „Ja“-sager geworfen werden möchte, seine eigene Meinung vehement vertritt, ist für die anderen ein Außenseiter, obwohl er es nicht ist.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Bei uns in der Schule wird man ganz schnell ein Außenseiter. So bezeichnen wir dort einfach Menschen, die anders sind als alle anderen, eher schüchtern sind und sich nichts trauen. Meistens sind es auch noch Streber, die keinen Sinn für den richtigen Stil von Klamotten haben und immer das Falsche anhaben.

So schnell wie man bei uns zum Außenseiter wird, so schnell kann man auch wieder beliebt werden. Das hängt einfach davon ab wie man sich verhält und wie viele Freunde man hat. Desto mehr Freunde man hat je leichter hat man es auch immer mehr Freunde zu finden.

» MyDream » Beiträge: 142 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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