Warum gibt es keine Altersbeschränkung bei Büchern?

vom 13.08.2012, 15:43 Uhr

Ich habe mich schon immer gefragt, warum es bei Büchern eigentlich keine Altersbeschränkungen gibt. Ich weiß noch, als ich neun Jahre alt war, war ich mit einer Freundin in einem Buchladen und sie hat sich das Buch "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King gekauft. Ihre Eltern hatten den Film zum Buch damals auf Video und natürlich durfte sie diesen nicht sehen, daher beschloss sie das Buch zu kaufen. Im Großen und Ganzen war es für eine Kind natürlich eher langweilig zu lesen, doch immerhin gibt es da Stellen mit explizierter Gewalt und auch Sex. Aber in der Buchhandlung hat sich damals niemand dafür interessiert, dass ein kleines Mädchen so ein Buch alleine kauft. Nun könnte man sagen, in Büchern sind ja keine Bilder wie in Filmen oder Videospielen. Aber trotzdem, solche Inhalte sind doch in diesem Alter in keiner Form für Kinder geeignet.

Darum frage ich mich, warum es eigentlich keine Alterbeschränkung bei Büchern gibt? Gab es das je? Gut, in vielerlei Hinsicht wäre es übertrieben, aber wie bei genanntem Beispiel ist es doch eigentlich nicht in Ordnung, dass ein Kind Zugang zu solchen Inhalten hat.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ein oft genannter Grund hierfür ist, dass der Grad der Gewalt oder auch der sexuellen Fantasien, durch die eigene Vorstellungskraft begrenzt wird. Ein kleines Kind wird vielleicht die Worte lesen, dass ein Kopf abgeschlagen wurde doch das ist es. Es bleiben Worte, dass ein Kopf abgeschlagen wurde, aber es macht ihnen nicht so viel Angst, wie wenn sie das in einem Film sehen. In einem Film, oder auch Videospiel, handelt es sich um die Fantasie bzw. das Vorstellungsvermögen des jeweiligen Regisseurs, der Produzenten und Entwickler.

Das ist außerhalb unserer Reichweite und anders, als die Grenzen unserer eigenen Fantasie. Unsere Vorstellungskraft gibt uns selbst Grenzen auf, je nachdem, wie sensibel wir in der Hinsicht sind. Deshalb hat man von Büchern so gut wie nie Albträume. So kann man die Bücher auch ohne Alterseinstufung herausgeben. Bei zu anspruchsvollen Büchern, die sowieso an Erwachsene gerichtet sind werden Kinder häufig von selbst aufgeben, einfach, weil der Schreibstil zu schwer ist.

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Für Bücher gibt es vom Verlag in aller Regel "Vorgaben" bzw. Vorschläge. Die sind aber in keinster Weise bindend und können höchstens Eltern eine Orientierung bieten. Aber alles andere obliegt wirklich den Kindern, die sich um Buchhandel im Grunde alles kaufen können, was nicht gegen andere Gesetze verstößt. Das aber jetzt Pornographie nicht Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht werden darf, hindert die Wirtschaft am Verkauf entsprechender "Literatur".

Damit meine ich nicht Bücher, in denen entsprechende Themen verarbeitet werden oder Bücher, in denen entsprechende Themen im Mittelpunkt des Geschehens stehen ("Der Liebhaber", "Josefine Mutzenbacher", "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", ...). Viel mehr Bücher, deren Hauptanliegen in der Pornographie liegen - das hat dann nichts mit der Altersfreigabe zu tun, sondern mit dem Verbot des Zugänglich machen's. Für Gewaltbeschreibungen gibt es aber meines Wissens nichts, was Kinder schützt wenn es um das geschriebene Wort geht. Aber das kann auch daran liegen, dass der Bedarf schlicht nicht da war.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bei Kinderbüchern gibt es schon so eine Vorgabe. Meistens ist es bis zu einem gewissen Alter ja sowieso so, dass die Eltern erstmal die Bücher kaufen und da kann man das ganz gut beeinflussen, indem man sich einfach an die Altersvorgaben hält. Klar sind diese mehr eine Empfehlung. Man muss auch bedenken, dass sich Kinder einfach unterschiedlich entwickeln und der eine versteht eben früher manche Bücher besser und der nächste dann später.

Und ich denke auch, dass der Hauptgrund sein wird, dass man im Prinzip jedes Buch in jedem Alter kaufen kann, dass man sich alles selber vorstellen muss. Dennoch muss ich sagen, dass ich gewisse Bücher noch nicht an Kinder in einem gewissen Alter weitergeben würde. Das ist dann eben der Vorteil, wenn man die Bücher selber schon gelesen hat. Dann kann man eher einschätzen, ob das was ist oder eher nicht.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir ist nach einigem Nachdenken noch eine Idee gekommen, warum der Bedarf einer Buch-USK/FSK bis jetzt noch nicht gegeben war. Diese Altersbeschränkungen sind für Filme und Videospiele, die ja auf die jungen eine besondere Anziehungskraft wirken, und besonders attraktiv sind. Lesen gilt ja als uncool, und wenn ein Jugendlicher oder ein Kind ein Buch kauft, dann weiß er, was er sucht. Meistens geht man da auf eher anspruchsvollere Bücher ein, und da hält sich die Gewalt in Grenzen. Kinder suchen einfach noch nicht so viel nach Büchern, und die Gefahr, dass sie an "schlechte" Bücher geraten, ist eher gering.

Für kleinere Kinder sind die Eltern als eine entscheidende Kraft besonders wichtig. Sie können ihre Kleinen am besten einschätzen und wissen, was ihr Kind verkraften kann, oder nicht. Manche Kinder sind reifer als ihre Altersgenossen und können dann schon z.B. Harry Potter lesen, während andere noch etwas "hinterher" hängen und doch noch einmal die Hanni und Nanni Bücher brauchen.

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Auf manchen Büchern ist doch so etwas wie eine Altersempfehlung angegeben und bei einem Thriller von Stephen King würde man wohl kaum auf die Idee kommen, so etwas einem Kind zu verkaufen oder anzubieten. Jedenfalls kenne ich selbst auch nur Eltern oder Kinder, die an solchen Romanen und Bücher erst ab einem bestimmten jugendlichem Alter oder auch erst im Erwachsenenalter Interesse haben beziehungsweise die Eltern darauf achten, was die Kinder noch lesen.

Richtig erklären kann ich es mir aber auch nicht, warum es für Bücher keine wirkliche Altersempfehlung gibt. Allein an der visuellen Umsetzung von Filmen und Videospielen kann es doch nicht liegen, oder? Immerhin haben auch Kinder und Jugendliche beim Lesen auch gewisse Bilder im Kopf und da mag die Vorstellungskraft wohl noch nicht so als reines Argument gelten.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass, nur, weil Lesen als "uncool" gilt, es für Bücher keine Altersempfehlung gibt. Immerhin gab es auch Zeiten, zu denen es kaum etwas anderes an Medien gab, außer Bücher, Zeitungen und dergleichen. Und da wird man ja nun auch Gewalt verherrlichende oder pornographischen Inhalte bei Zeitungen auch nicht an Kinder und Jugendliche herausgeben. Die sind ja auch mit einer gewissen Altersbeschränkung versehen, oder?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich glaube, dass es, wie schon oben genannt, daran liegt, dass keine Bilder in den Büchern sind und dass die meisten Kinder es sich noch nicht vorstellen können. Außerdem glaube ich, dass sich die wenigsten kleinen Kinder ein brutales Buch ausborgen oder kaufen. Die meisten Kinder sind ja noch nicht so mutig, deshalb kennen sie sich meistens entweder nicht aus oder lesen es nicht mehr, weil sie sich fürchten.

In unserer örtlichen Bibliothek sind die Bücher rot, gelb, grün und blau gekennzeichnet, wobei sich die roten Bücher jeder ausborgen darf, die gelben Bücher ab der Hauptschule (wenn man ca. zehn oder elf Jahre alt ist), die grünen ab 14 Jahren und die blauen ab 16 Jahren ausborgen darf. Das ist eigentlich ein sehr gutes System.

» Thomi123 » Beiträge: 122 » Talkpoints: 10,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es gibt schon Alters-Empfehlungen für Kinder- und Jugendbücher. Allerdings sind diese nicht so offensichtlich zu erkennen wie bei Filmen oder Videospielen. Denn einerseits sind diese Empfehlungen nicht groß auf dem Einband gedruckt und andererseits muss man teilweise in speziellen Magazinen danach suchen, wobei inzwischen wieder viele Bücher eine Empfehlung auf dem hinteren Einband haben.

Empfehlungen sind ja sicher schön und gut, aber auch bei Filmen und Videospielen wird ja nur der Verkauf und gewerbliche Verleih kontrolliert. Ist das Objekt erst einmal im Haushalt liegt es an der Familie selbst, wie die Empfehlungen beachtet werden. Ich muss dazu sagen, dass meine Kinder mit ihren 8 und 11 Jahren auch schon einige wenige Filme mit Altersempfehlung 12 Jahre sehen dürfen. Aber das ist eher die Ausnahme, bei der ich mich dann selbst überzeugt habe, dass das für meine Kinder in Ordnung ist.

Dass es bei Büchern keine Altersempfehlung analog zu der vorhandenen USK oder FSK gibt, liegt sicher auch daran, dass bei Büchern - Illustrationen mal vernachlässigt - keine fertigen Bilder vorgesetzt werden, sondern dass man sich als Leser selbst das Bild genau ausmalen muss. Dazu muss man aber einige bestimmte Begriffe kennen und definieren können, denn ohne diese Kenntnis kann man sich den Begriff dann auch nicht vorstellen, manchmal ist es auch nur der Kontext in dem man einen Begriff noch nicht kennt.

Außerdem sind Bücher für Erwachsene in der Regel ganz anders gedruckt als die für Kinder, Romane sind länger, die Schrift ist kleiner, statt Flatterabsatz kommt der Blockabsatz, was für Kinder in vielen Fällen das Lesen schwerer macht und sie eher aufgeben lässt.

Trotzdem sollte man ganz sicher Bücher für Erwachsene nicht unbedingt an Kinder verkaufen oder verleihen. Wie auch schon bei Filmen und Spielen sollte man auch darüber sprechen, wieso das so ist. Dabei sollte man sicher keine unnötigen Ängste schüren, aber die Kinder sollten schon wissen, warum sie gewisse Dinge besser nicht tun sollten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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