Wer hat beim Sorgerecht alles mitzureden?

vom 27.12.2011, 23:24 Uhr

Bei mir bzw. beim Sorgerecht, was ich damals für meine Kinder beantragt habe, ist es schon lange her und damals waren nur mein Exmann, sein Rechtsanwalt und ich und mein Rechtsanwalt bei dem Verfahren dabei. Außerdem kam wohl auch noch eine Frau vom Jugendamt ins Gericht. Aber das war es dann schon.

Die Tochter meiner Freundin hat nun auch bald das Sorgerechtsverfahren, weil der Vater der Kinder sich genauso wenig um die Kinder kümmert und er Termine verstreichen lässt, wie damals mein Exmann. Aber zu diesem Verfahren wurden ihre Eltern vorgeladen, die Eltern des Exmannes und noch einige Freunde und Bekannte, die eigentlich gar nichts dazu sagen können und es auch völlig irrelevant ist, weil es nur darum geht, dass der Vater sich nicht kümmert und auch 300 km weit weg wohnt mittlerweile und keine Entscheidungen treffen kann. Er ist ohne mit den Kindern zu sprechen weggezogen.

Wer hat denn heutzutage alles beim Sorgerecht mitzureden? Ist es normal, dass alle Leute in der Umgebung befragt werden? Warum wird das wohl gemacht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ob das normal ist, weiß ich nicht. Aber vermutlich wird das Gericht diese Bekannten als neutrale Zeugen haben wollen. Oft liegen sich die Eltern ja so in den Haaren, dass einer der beiden das absolute Gegenteil vom anderen sagt. Da die Richter in den betreffenden Situationen nicht dabei waren und nicht die Lampe gehalten haben, wie sollen sie sonst heraus finden, was wirklich Tatsachen sind und was üble Nachrede ist?

Ich habe schon gehört, dass bei solchen Prozessen auch Lehrer und Erzieher befragt wurden. Natürlich sind auch das Jugendamt und die Rechtsanwälte neben den Eltern im Boot. Je nach dem wie die Anwälte das sehen kann man noch jemanden als so genannten Anwalt des Kinds beantragen. Das ist jemand, der neutral die Interessen des Kindes oder der Kinder aus der Scheidungsfamilie vor Gericht vertritt, damit die Interessen des Kindes nicht zu kurz kommen. Das kann irgendwie auch der Anwalt bei Gericht beantragen, dass so jemand hinzu gezogen wird. Wenn gerade auch ein familienpsychologisches Gutachten gelaufen ist, dann kann es auch passieren, dass der gerichtlich beauftragte Gutachter befragt wird. Wenn das Kind oder die Kinder misshandelt wurde, dann kann zum Beispiel ein Arzt befragt werden, der bei dem Kind Verletzungen fest gestellt hat, die auf Misshandlungen zurück zu führen sein können. Das kann dann dazu führen, dass dann dem einen Elternteil bei nachgewiesener Misshandlung am eigenen Kind das Sorgerecht entzogen wird. Das alles hängt aber so weit ich weiß immer vom Einzelfall ab und die Richter haben da auch gewisse Freiheiten.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Mir wurde in dem Sorgerechtsverfahren vor etwa neun Jahren das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Dazu hat nur die Sachbearbeiterin des Jugendamtes schriftlich Stellung genommen, und sonst außer meinem Exmann, den beiden Anwälten und mir absolut niemand. Es wurde keiner sonst gefragt, sondern nach Vorliegen des Jugendamts-Schreibens hat der Richter seine Entscheidung getroffen. Bei meinem Mann war es ähnlich, da wurde auch außer dem Jugendamt kein Außenstehender hinzugezogen, allerdings wurden noch zusätzlich die Kinder befragt, da sie schon in dem entsprechenden Alter waren ihre Meinung zu äußern.

Ich denke, dass es schlicht und ergreifend auf den zuständigen Richter ankommt, welche Meinungen er gerne hören möchte. Ich persönlich finde es jedoch etwas zu weit hergeholt, auch noch mit Freunden und Bekannten zu sprechen, zumal ja auch diese nach einer Trennung selten neutral sind. Da könnte man eher noch Kindergärtnerinnen oder Lehrer befragen, denn diese würden bestimmt eher neutrale Aussagen machen wie sie die Kinder erleben.

Bei einem Freund von mir ging allerdings gerade das extrem nach hinten los. Er hatte sich einmal wegen einer Nichtigkeit mit einer Kindergärtnerin angelegt und im Sorgerechtsstreit hat seine Exfrau genau diese Kindergärtnerin als Zeugin dafür genannt, dass es den Kindern deutlich besser geht seit sie sich allein um sie kümmert. Ich wurde als Zeugin nicht zugelassen, also durfte ich leider nicht sagen, wie ich jahrelang diese Mutter erlebt habe: Sie hat die Kinder permanent nur angebrüllt und heruntergekanzelt – scheinbar war die Kindergärtnerin hier wohl die bessere „Fachfrau“ für die Aussage.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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