Grit Poppe- Weggesperrt

vom 16.08.2011, 00:48 Uhr

Vor Monaten stieß ich in einem Userprofil auf einen Blogeintrag zu dem Buch Weggesperrt von Grit Poppe. Wobei der User die "Story" wohl selbst miterlebt hat. Mich hat die Story neugierig gemacht und ich habe mir das Buch nun bestellt und auch bereits gelesen. Und ich fand es zeitweise schon sehr "schlimm". Das Buch wirkt wie ein Erfahrungsbericht, was es aber nicht wirklich ist. Grit Poppe hat den Roman an Hand der Erfahrungsberichte geschrieben. Im Endeffekt geht es um Jugenwerkhöfe in der ehemaligen DDR und ganz speziell um Torgau, was ich schon fast als Jugend KZ der ehemailgen DDR empfinde.

Das Buch handelt von Anja. Anja ist 14 Jahre alt im Jahre 1988. Sie lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter in der damaligen DDR. Die Mutter ist oft damit beschäftigt irgendwelche Eingaben an die Regierung zu schreiben und die beiden werden auch ganz offensichtlich von der Stasi bespitzelt. Als die Mutter einen Ausreiseantrag stellt, werden die beiden von der Staatssicherheit abgeholt. Anja ist auch nicht gerade das, was man von einer richtigen DDR Bürgerin erwartet. Offen gegen das Regime auflehnen tut sie sich aber nicht wirklich. Viele Abläufe im Staatsgeschehen sind ihr aber unklar.

Anja landet in einem offenen Jugendwerkhof. In das Geschehen kann sie sich nicht wirklich integrieren und wartet auch darauf, dass ihre Mutter sie endlich abholt. Auch an Flucht denkt sie. Führt diese auch aus. Mit wenig Erfolg. Die Sitaution eskaliert irgendwann und Anja wird zur Erziehung nach Torgau gebracht. Torgau ist die Hölle auf Erden. Ich kann bis heute nicht glauben, dass so was quasi nebenan geschehen konnte. Das das Leben in der DDR nicht immer toll war und anders als mein Leben im Westen, war mir immer klar. Aber mich erinnerte die Erziehungsanstalt Torgau doch sehr an die Konzentrationslager während des Holocausts.

Mehr mag ich auf die Handlung an sich auch nicht eingehen. Hat jemand von euch das Buch gelesen? Beziehungsweise habt ihr je von Torgau gelesen? Mir war bis vor wenigen Monaten unbekannt, dass es solche Einrichtungen gab.

Ich gebe zu, ich habe mir das Buch vorher schlimmer vorgestellt, vor allem da ich im Vorfeld doch schon ein paar Sachen über Torgau gelesen hatte. Wobei Informationen darüber nicht gleich über Google zu finden sind. Kommt mir ein wenig so vor, als wenn man das Thema totschweigen möchte. Wobei die Insassen wohl alle haben eine Schweigevereinbarung unterschreiben müssen, bevor man sie entlassen hat. Allerdings denke ich, Grit Poppe hat einen guten Weg gefunden, das Thema zu erklären. Wobei das Buch ein Jugendbuch ist und viel mehr Erklärung als Jugendroman nicht zwingend nötig ist. Was aber sehr schön beschrieben ist, wie Anja sich fühlt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich kenne zwar das Buch nicht, aber an die damaligen Zustände in der DDR kann ich mich noch sehr wohl erinnern. Ein ganz schlimmes Kapitel der DDR-Geschichte, diese Vorgänge jedoch rational und abschließend zu bewerten, ist fast unmöglich. Mag sich ein jeder einen kurzen Einblick in die Tagesabläufe der Jugendwerkhöfe der DDR verschaffen und selbst sein Urteil darüber bilden. Eine wirklich interessante und aufschlussreiche mehrteilige (5 Teile) Dokumentation.

Benutzeravatar

» schraxy » Beiträge: 1085 » Talkpoints: 52,15 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^