Suizidversuch wie den Enkeln erklären?

vom 16.08.2011, 00:29 Uhr

Der Sohn einer Bekannten ist 15 Jahre alt und zur Zeit noch im Ferienlager. Der Sohn ist sehr sensibel, oft traurig und grüblerisch. An seinem Großvater hängt er besonders und sieht den Großvater als starke Persönlichkeit.

Der Großvater ist schon länger chronisch krank und hat starke Schmerzen. Er kann sich vor Schmerzen kaum bewegen und er ist durch das heutige Gesundheitssystem gefallen. Nun hat er, aufgrund der starken Schmerzen, vor wenigen Tagen versucht sich das Leben zu nehmen. Der Versuch hat zum Glück nicht geklappt und er konnte rechtzeitig gefunden werden. Allerdings scheint klar zu sein, dass er die Zeit des Ferienlagers des Enkeln genutzt hat, damit der Enkel nicht zu sehr belastet wird.

Bisher weiß der Enkelsohn noch nichts davon. Die Frage ist nun, ob man es dem Enkelsohn sagen soll oder besser nicht. Dafür spricht, dass er es eventuell eh am Rande vielleicht irgendwo mitbekommen könnte. Dagegen spricht die doch enge Beziehung zum Großvater und das der Junge doch Halt bei ihm findet und den Großvater bisher als stark erlebt hat und das Gefühlsleben des Jungens doch ziemlich ins Wanken geraten könnte. Falls man ihm die Situation erzählen sollte, ist natürlich die Frage, wie bringt man so was einem Teenager bei? Was denkt ihr dazu?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Das kommt das ganz auf das den Jungen an bzw. die Familie an sich. Es gibt Jungs in diesem Alter die stecken das gut weg, anderen würde es völlig den Boden unter den Füßen wegziehen. Als ich im selben Alter war, gabst bei einem Klassenausflug der Parallelklasse mal eine Selbsttötung auf den Gleisen, wo die Klasse dabei stand. Waren alle etwa 15 Jahre alt. Fast alle waren natürlich total geschockt, ein Gruftie-Mädel fand das super interessant und hätte am liebsten noch bei den Aufräumarbeiten zugesehen, während manch andere danach bis zu einer Woche krank geschrieben waren! Andere brachten schon am nächsten Tag einige Sprüche.

Gerade Teenager sind doch da komplett verschieden. Und das persönliche Umfeld, bzw. die Eltern sollten ihr Kind diesbezüglich am besten einschätzen können. Auch die Frage, wer das dem Jungen wie beibringt, kann hier niemand beantworten. Ob man nun etwas sagt oder nicht, ob der Großvater vielleicht selbst mit dem Jungen darüber spricht oder ob man sich psychologische Hilfe dazu holt und dem Jungen dies im Beisein eines Fachmannes erklärt, hängt auch von den Erwachsenen ab.

Wenn man nichts sagt, sollte man es jedoch vermeiden, auch nur am Rande darüber zu sprechen. Auch dies sollten Erwachsene eigentlich hin bekommen. Voraussetzung dafür ist dann natürlich, dass sich alle einig sind und hinter der Entscheidung stehen. Wobei ich dabei auch überlegen würde, wann man es dem Jungen später erklären möchte oder ob dies ein lebenslanges Geheimnis bleiben soll.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Man wird es nicht vermeiden können, das der Junge was mitbekommt. Selbst wenn die Familie darüber stillschweigen bewahrt, gibt es immer Quellen, wo eben was durchsickert. Und das könnte den Jungen mehr aus der Bahn werfen, als wenn man ihn durch die Familienangehörigen darüber informiert. Einfach weil er dann sehr enttäuscht wäre, das man ihm nicht die Wahrheit über den Großvater gesagt hat.

Nur, wenn der Junge halt sehr sensibel ist, sollte man es auch so vorsichtig wie möglich beibringen. Auch die Gründe des Großvaters mitteilen, denn mit 15 Jahren sollte man schon verstehen, das Schmerzen auch unerträglich sein können. Ich denke, das man in einem ruhigen Gespräch das Thema schon vorsichtig anbringen kann, damit der Junge eben durch die Familie erfährt, was wirklich passiert ist und nicht per Zufall aus dem Umfeld.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Da der Junge eine sehr enge Bindung zu seinem Großvater hat, wird es sich nicht vermeiden lassen, ihm die Wahrheit zu erzählen. Denn sonst wird er wahrscheinlich selber merken, dass etwas mit seinem geliebten Großvater nicht stimmt. Und darüber wird er sich dann Gedanken machen. Er ist 15 Jahre alt und kein Kind mehr in diesem Sinne. Man sollte mit ihm darüber offen und ehrlich darüber reden, damit er genau Bescheid weiß. Dann wird er auch den Grund dafür verstehen, warum der Großvater sich umbringen wollte.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke auch, dass der Junge so schnell wie möglich von dem Suizidversuch des Großvaters erzählen sollte. Man weiß nie, wie dumm es kommt, aber es ist doch wirklich nicht auszuschließen, dass der Junge davon anderweitig hört. Wenn er es aus der engsten Familie erfährt, dann hat man doch aber zumindest die Möglichkeit zu steuern, wie der Junge davon erfährt; man kann dann so davon erzählen, dass es der Junge am besten verkraften kann.

Dazu wäre es wirklich sehr sinnvoll, dem Jungen auch zu erklären, dass der Großvater sicher ein starker Mensch ist, dass aber Schmerzen so unerträglich sein können, dass auch ein starker Mensch Probleme damit haben kann und dann eben in seiner Verzweiflung Dinge tut, die er eigentlich sonst nicht einmal denken würde. Denn wenn der Großvater so starke Schmerzen hat, dann wird früher oder später auch eine entsprechende Behandlung nötig sein, die dann auch Aufklärung erforderlich macht.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke auch, dass der Enkel wissen sollte, dass sich sein Großvater das Leben nehmen wollte. Sonst tragen noch irgendwelche Bekannte oder Freunde das Gerücht herum und der Junge erfährt es dann so. Das wäre sicherlich die denkbar schlechteste Situation.

Mit 15 wird der Junge sicherlich in der Lage sein, zu verstehen, warum sein Opa das vielleicht versucht hat und er wird es sicher auch verarbeiten können. Ein kleines Kind wäre damit sicher überfordert. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man sich mit dem Jungen zusammensetzt und eben auch für eventuelle Fragen da ist, die er dann haben könnte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich schätze mal, dass der Junge mit 15 Jahren doch alt genug ist um zu begreifen, dass das Leben kein Ponyhof ist, und dass es durchaus Menschen gibt, die sehr stark sind, aber dennoch nicht mit allem fertig werden. Menschen machen Fehler, und Suizid gehört in den meisten Fällen dazu. Wie schlecht muss es einem Menschen aber gehen, dass er den Wunsch hat, zu Sterben? Muss man das dann nicht akzeptieren? Ich weiß nicht, ob man wirklich sagen soll, dass der Opa Gott sei Dank gefunden wurde. Wenn es einem alten Menschen so schlecht geht, dass er trotz Familie nicht mehr leben möchte, dann ist das sehr hart. Aber ich denke, auch so eine Entscheidung kann man mit 15 verstehen.

Ob man es dem Jungen wirklich sagen sollte, ist eine andere Sache. Erfahren wird es wahrscheinlich so oder so, die Leute sind halt geschwätzig, und einige werden es sicher mitbekommen haben, da reicht schon eine neugierige Nachbarin. Vielleicht sollte man sich aber trotzdem mit dem Opa absprechen und ihn fragen, ob er einverstanden ist, wenn man es dem Enkel erzählt. Wenn er es das nicht möchte, sollte man auch diesen Wunsch meiner Meinung nach respektieren. Eventuell möchte er es dem Jungen ja auch selbst erklären und ihm seine Beweggründe darlegen.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke schon, dass man dem Jungen von dem Suizidversuch seines Großvaters erzählen sollte. Immerhin ist er auch schon 15 Jahre alt und in der Hinsicht kein kleines Kind mehr. Über kurz oder lang wird er es vermutlich sowieso mitbekommen und dann ist es besser, wenn man ihm es direkt erzählt, als wenn er das dann über zehn Ecken rausbekommt.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Da du ja schon schreibst, das der Sohn deiner Bekannten, sehr sensibel und auch sehr auf den Grossvater fixiert ist, sollte man das ganze Thema besonders vorsichtig angehen, denn ich glaube nicht, das er so ein Erlebnis so einfach wegstecken würde. Er würde seinen Grossvater wahrscheinlich gar nicht mehr aus den Augen lassen und in jeder Tat einen erneuten Suizidversuch deuten.

Es ihm ganz zu verheimlichen empfinde ich auch als absoluten falschen Weg, denn wenn er es von anderen Personen oder nur so am Randa mal mitbekommt, wird er sehr enttäuscht sein und das Vertrauen zu den Personen, die ihm das verheimlicht haben, auch verringern udn das wäre ja fatal, wenn der Grossvater wirklich mal einen erfolgreichen Suizid schafft, oder wenn er aufgrund seiner Krankheit stirbt.

Versucht es ihm lieber ruhig und schonend beizubringen und zwar so, das er sich nicht zu extreme Sorgen machen muss. Auf jedenfall sollte man ihm die Gründe, warum sein Großvater so gehandelt hat, näher bringen, denn der hat es ja aufgrund seiner starken Schmerzen versucht und vieleicht versteht der Junge das dann besser. Auf jedenfall sollte er es durch die Familie und nicht von irgendwelchen Dritten oder gar Fremden erfahren.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Eine ganz blöde Situation, die da herrscht. Ich selber würde so spontan sagen, dass man den Enkel möglichst nicht mit diesem Vorfall konfrontieren sollte. Ich kann mir auch nicht unbedingt vorstellen wie er es selber herausfinden sollte. Zumindest nicht wenn sich jemand aus der Verwandschaft verplappert aber das kann einfach passieren. Natürlich kenne ich jetzt die Familiensituation nicht und auch nicht das Umfeld. Allerdings sollte er mit 15 schon mitbekommen wenn der Großvater an starken Schmerzen leidet. Er müsste das doch auch sehen, da du geschrieben hast, dass er sich kaum noch bewegen kann vor lauter Schmerzen. Wenn er wirklich so nachdenklich ist, dann hat er sicher auch bereits darüber nachgedacht. Aber in dem Alter ist es meist so, dass man bestimmte Sachen einfach nicht wahrhaben will auch wenn sie noch so eindeutig dargelegt sind.

Man muss, wie in diesem Falle, einfach die Personen genauer kennen um ein ausführlicheres und richtiges Urteil zu fällen. Wie bereits erwähnt, würde ich den Enkel erst einmal im dunklen tappen lassen. Wenn er schon so instabil erscheint sollte man es dann doch lieber verbergen. Verbergen ist etwas derb ausgedrückt aber für ihn ist es sicherlich das beste, wenn er so an seinem Opa hängt. Er wird ja sicherlich mit dem Alter eine neue Art der Denkweisen entwickeln und sieht das ganze dann mit etwas anderen Augen als er dies heute tut. Auf die Dauer ist es aber keine gute Sache es zu verheimlichen. Man sollte nach einer angemessen Zeit und in einem günstigen Zeitpunkt dann doch sagen, dass etwas vorgefallen ist. Man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen und es mit sehr viel Feingefühl rüberbringen.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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