Großeltern, wichtiges Bindeglied zwischen Kind und Eltern

vom 08.04.2011, 16:33 Uhr

Gerade wenn die Kinder älter werden und in die Pubertät kommen, sind die Eltern oft die Letzten mit denen sie reden oder ihre Sorgen teilen wollen. Meist nehmen dann Klassenkameraden oder Freunde diese Rolle für die Teenager ein. Das ist auch sehr gut und wichtig, aber die Großeltern spielen hier auch eine enorm wichtige Rolle. Die Teenies vertrauen ihnen und fühlen sich dort geborgen und sicher, da sie den Großeltern vertrauen. Die besprochenen Themen bleiben unter 4 Augen und dennoch können die Kinder von der Erfahrung von Oma und Opa lernen ohne den erhobenen Zeigefinger der Eltern zu sehen.

Wichtig ist jedoch, dass sowohl Eltern, Kind als auch Großeltern wissen, dass es Dinge gibt, die nicht geheim bleiben dürfen z.B. Schulsorgen, Gewalt, Mobbing etc. Hier aber können Oma und Opa ein wichtiger Vermittler zwischen Eltern und Kindern und der ruhende Pol beim Gepräch sein. Wie handhabt ihr die Beziehungen eurer Kinder zu den Großeltern? Lasst ihr euch bei der Kindererziehung von euren Eltern hineinreden?

» bregenz » Beiträge: 164 » Talkpoints: 4,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe noch keine Kinder, dennoch aber bereits eine fest Meinung zu dem Thema: Großeltern sind unendlich wichtig, der regelmäßige und häufige Kontakt in meinen Augen unerlässlich - aber es sollte schon so sein, dass Oma und Opa keine Erziehungsaufgaben wahrnehmen. Hintergrund meiner Ansicht ist, dass ich selbst in einer Großfamilie aufgewachsen bin, in der die Großeltern einfach dazugehörten.

Sie lebten im gleichen Haus, als Kind bin ich nach der Schule immer sofort zu ihnen, während meine Eltern beide gearbeitet haben. Das hatte viel schönes, hat die Beziehung zwischen uns Kindern und meinen Großeltern massiv geprägt und für eine unglaublich enge Bindung gesorgt. Es wurde aber immer schwierig, sobald Oma und Opa Erziehungsaufgaben wahrgenommen haben, denn dort lag jede Menge Konfliktpotential: Meinungen von Großeltern, die sich nicht mit den Ansichten der Eltern deckten, widersprüchliche Aufforderungen und so weiter und so fort.

Da meine Großeltern nach 5 Kindern einigermaßen geübt in der Erziehung waren und sich entsprechend durchsetzen konnten, haben wir Kinder alle eher auf Oma und Opa gehört. Und das ging so weit, dass letzendlich viele der Dinge, die sich eigentlich zwischen Eltern und Kind abspielen sollten, zwischen Großeltern und Kindern abgespielt haben. Großeltern als Respektperson, ja, sogar als Elternteil, Eltern als vernachlässigbare Mitbewohner. Gefährlich. Also immer alles im Rahmen halten.

» LadyB » Beiträge: 44 » Talkpoints: 39,80 »


Also für mich hatten meine Großeltern nie diese Funktion. Überhaupt hatte ich im Teenageralter nur noch eine Großmutter und der stand ich auch nicht so nah, dass sie für mich eine enge Vertraute oder gar ein Bindeglied zwischen mir und meinen Eltern gewesen wäre. Allerdings hatte ich auch immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und hätte das auch gar nicht gebraucht.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich mit zwölf im Ferienlager unsterblich verliebt hatte und meiner Oma von meinem Schwarm erzählt hatte. Am nächsten Tag hörte ich sie mit einer Freundin telefonieren, wobei sie ihr halb lächelnd von meiner Schwärmerei erzählte. Ich war damals total beleidigt und konnte es nicht fassen, dass meine Oma mich so wenig ernstnahm und meine privaten Gefühle einfach so fremden weitererzählte. Meine Eltern hätten so etwas nie gemacht. Natürlich kann ich heute darüber hinwegsehen, aber es ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel dafür, wie wenig einfühlsam meine Großmutter war, als ich ein Teenager war.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich fürchte leider, dass die Großeltern, von denen du hier redest die ''Traum-Großeltern'' sind, die sich jeder wünscht, aber die wenigsten haben. Angefangen dabei, dass viele Kinder gar keine Großeltern mehr haben oder diese weit weg wohnen, reden meiner Erfahrung nach die wenigsten Kinder mit diesen über ihre Probleme, nicht nur, weil diese die Probleme vielleicht gar nicht verstehen würden, sondern auch, weil die Verbindung zu den Eltern meist doch größer ist als gedacht und kaum ist man zu Hause, bekommt man doch den Zeigefinger der Eltern zu sehen.

Über Dinge wie der erste Freund werden wohl die allerwenigsten Jugendlichen mit den Großeltern reden, zumal diese da auch oftmals noch veraltete Vorstellungen von Hochzeit und Kindern haben und nicht verstehen, wieso man heute bereits im Alter von 14 Sex hat. Mit Problemen wie Mobbing und Stress unter Freunden wird auch nicht jeder konfrontiert und ob die Großeltern einen da verstehen würden, wer weiß. Ich selbst habe mit meinen Großeltern eine eher weniger starke Verbindung, für sie bin ich immer noch die süße kleine Enkelin, die jetzt bald studieren wird. Ich bewundere die Jugendlichen, die das Glück haben verständnisvolle und mehr oder weniger moderne Großeltern zu haben, aber ich habe sie nicht und für mich diesen sie daher auch nicht als wichtiges Bindeglied.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich persönlich habe ja noch gar keine eigenen Kinder, und da meine zukünftigen Kinder, wenn ich denn mal welche bekommen sollte, somit auch noch ziemlich lange von der Pubertät entfernt sind, müsste ich mir über Themen wie diese auch noch keine allzu großen Gedanken machen – genau das tue ich aber trotzdem. Ich bin nämlich nicht der Ansicht, dass auf diese Frage nur Leute antworten können, welche bereits Kinder haben; jeder, der seine eigenen Eltern kennt, der kann ja sicher auch einschätzen, wie sich diese den eigenen Kindern gegenüber verhalten würden, und ob die eigenen beziehungsweise zukünftigen Kinder wirklich auch den Großeltern ihr Vertrauen schenken würden, lässt sich an der Art oder dem Charakter der eigenen Eltern sicherlich auch schon erraten. Das meine ich so, dass sicher kein Kind beziehungsweise Jugendlicher, und erst recht nicht während seiner pubertären Phase, mit den Großeltern über Probleme und Sorgen reden wird, wenn diese den eigenen Eltern des Kindes schon zu sehr ähneln (dann kann es ja gleich auch mit denen reden, und nicht erst mit den Großeltern) oder wenn diese sehr streng sind, und vorzugsweise schlechte Laune an den Tag bringen. Hier hätte wohl sicher auch kein Teenager Lust und Nerven, sich mit einem solchen Menschen zu unterhalten, und erst recht nicht über solche heiklen Themen.

bregenz hat geschrieben:Wichtig ist jedoch, dass sowohl Eltern, Kind als auch Großeltern wissen, dass es Dinge gibt, die nicht geheim bleiben dürfen z.B. Schulsorgen, Gewalt, Mobbing etc. Hier aber können Oma und Opa ein wichtiger Vermittler zwischen Eltern und Kindern und der ruhende Pol beim Gespräch sein.


Ja, so ein Fall kann tatsächlich einmal vorliegen, aber in den meisten Fällen wird es wohl leider eher so sein, dass den Großeltern der Kinder eben auch noch deutlich anzumerken ist, dass diese aus einer völligen anderen Generation stammen und sie somit wesentlich weniger von den heutzutage unter den Jugendlichen üblichen Machenschaften mitbekommen, beziehungsweise diese weniger verstehen, und daher wird es wohl auch nicht viele Großeltern geben, welche ihren Kindern ein offenes Ohr inklusive Verständnis anbieten. Ich jedenfalls kenne aus meinem Freundeskreis nur ein einziges Beispiel einer noch recht jungen Frau, welche auch regelmäßig zu ihren Großeltern fährt und diesen von ihrem Leben erzählt, und wie es eben privat gerade so bei ihr läuft. Dazu zählt nun mal auch, dass sie den Großeltern von einigen alltäglichen Sorgen berichtet, und diese haben auch stets ein offenes Ohr für ihre geliebte Enkelin – hier liegt allerdings der Fall vor, dass sich meine Freundin auch mit ihren Eltern noch wesentlich besser versteht, als es bei vielen anderen Familien so üblich ist, und daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie sich ebenso gut mit ihren Großeltern versteht. Meine Freundin redet aber auch mit ihrer Mutter über absolut alles, und von daher „braucht“ sie ihre Großeltern gar nicht, denn dass es besonders toll ist, wenn die ganze Familie vom eigenen Privatleben Bescheid weiß, kann ich mir auch nicht gerade vorstellen.

Ich persönlich kann nicht gerade behaupten, eine sehr enge Bindung zu meinen Großeltern zu haben, wobei der Begriff „Großeltern“ in meinem Fall auch schon wieder übertrieben ist: Eigentlich habe ich nur noch meine Großmutter, der Rest ist leider schon verstorben. Mit meiner Oma habe ich mich auch nie besonders gut verstanden, man merkt ihr eben sehr deutlich an, dass zwischen uns zirka fünfzig Jahre Altersunterschied liegen, und eigentlich habe ich mich, um ehrlich zu sein, auch schon immer recht stark von ihr distanziert, hatte bis zu meinem fünften Lebensjahr sogar aus irgendeinem Grund Angst davor, meine Oma zu besuchen. Seit dem Tod meines Großvaters, also ihres Ehemannes, ist sie ohnehin ziemlich merkwürdig drauf, und daher gehe ich sie in meiner Freizeit auch nicht noch extra besuchen, bin offen gestanden ziemlich froh darüber, dass ich sie nur an Geburtstagen oder mal zu Heiligabend zu Gesicht bekomme, ansonsten gar nicht. Ich verstehe mich eben einfach nicht mit meiner Großmutter, ich komme nicht mit ihr klar und daher würde es mir auch nie in den Sinn kommen, mit ihr über meine Probleme oder sonst irgendetwas zu sprechen.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meine beiden Kinder haben ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Großeltern. Das haben wir auch von Anfang an unterstützt und gefördert, indem wir sie schon sehr frühzeitig (ab ca. 1,5 Jahren) auch allein bei den Großeltern übernachten lassen bzw. Urlaub machen lassen haben. Zwischen den Kindern und ihnen besteht ein echtes Vertrauensverhältnis und darüber sind wir auch sehr froh.

Was das Hereinreden bei der Erziehung betrifft, kommt es doch vor allem darauf an, was man als solches betrachtet. Ich als Mutter habe mir natürlich, besonders beim ersten Kind, Ratschläge der Großeltern angehört. Was ich dann letztlich davon umgesetzt und übernommen habe, war meine Entscheidung. Aus uns Eltern ist ja doch im Leben was Vernünftiges geworden, also können die Großeltern mit ihrer Erziehung nicht ganz so schief gelegen haben. :wink:

Generell handhaben wir es schon so, dass die groben Regeln von uns Eltern aufgestellt werden und dann auch bei den Großeltern gelten. Allerdings hat jeder Haushalt und jeder Mensch so seine Besonderheiten und so gelten bei den jeweiligen Großeltern daneben eben noch ein paar andere Regeln als zu Hause. Die Kinder lernen das ganz schnell und können durchaus akzeptieren, dass das so ist.

» claupau » Beiträge: 208 » Talkpoints: 5,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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