Gab es im alten Griechenland wirklich soviel Sodomie?

vom 26.02.2011, 19:52 Uhr

Ich habe mir neulich ein Lexikon über antike Mythen und Gestalten zugelegt, da ich eine Hausarbeit über einige Gestalten verfassen wollte. Mir war zwar schon bewusst, dass das alte Griechenland in seinen Mythen und Legenden sehr "avantgardistisch", könnte man es nennen, war, was das Sexualleben betraf, sodass Homosexualität, Polygamie und auch Sodomie an der Tagesordnung waren.

Allerdings hat mich die Häufigkeit der Sodomie dann doch erschreckt. Am bekanntesten ist wohl die Geschichte vom Minotaurus, einem Wesen halb Mensch halb Stier, das dadurch entstand, dass sich Pasiphae in einen wunderschönen Stier verliebte, sich eine hohle, hölzerne Kuh bauen ließ, in sie hineinstieg und sich so vom Stier begatten ließ. Vom Stier wurde sie schwanger und der Minotaurus wurde geboren. Eine absurde Vorstellung, aber solcher Geschichten finden sich häufig.

Meine Meinung ist, dass diese Geschichten ja irgendwo herkommen müssen. Klar sind sie nicht wahrheitsgetreue Nacherzählungen historischer Begebenheiten, aber man muss doch irgendwie auf die Idee gekommen sein! Man denkt sich doch nicht einfach so hunderte Erzählungen über Sex mit Tieren aus, das muss doch irgendwo seinen ursprung haben.

Darum meine Frage, vielleicht kennt sich ja sogar irgendjemand besonders gut mit dem Thema aus: Spiegeln die Mythen und Legenden der Antike irgendwelche Fantasien der Menschen aus oder sind einfach nicht erntzunehmende Geschichten oder gab es im alten Griechenland wirklich soviel Sodomie, wie es laut Mythen anscheinend der Fall war?

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Heutzutage kann man nicht mehr sagen, ob die Geschichten und Legenden aus der alten Zeit der Wahrheit entsprechen. Sie wurden viel zu oft weitergetragen und weitererzählt. Dadurch wurden sie fast jedes Mal ein bisschen mehr verfälscht und verändert.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ganz blöd bin ich nun auch nicht. Natürlich ist mir bewusst, dass keine Halbmensch-Halbtier-Wesen durch Sex zwischen Frau und Stier entstehen und Götter in Schwanenform wohl kaum Frauen sexuell verführen. WIssenschaftlich gesehen sind solche Geschichten natürlich nicht möglich.

Allerdings sind die Mythen und Legenden des alten Griechenlands voll mit solchen Geschichten - Sodomie ist innerhalb der griechischen Mythologie an der Tagesordnunge (genauso wie Homosexualität übrigens, was ja für die damalige Zeit wirklich bemerkenswert und fortschrittlich, fast schon avantgardistisch oder zumindest neuzeitlich, ist).

Meine Frage bezog sich nun nicht darauf, ob die Geschichten wahr sind - das sind sie höchstwahrscheinlich nicht, wie gesagt ist es nicht möglich, sich zum Beispiel als Mensch mit einem Stier fortzupflanzen. Doch wo solche Mythen existieren, müssen sie auch irgendwo ihren Ursprung haben. Ich finde, es ist eher unwahrscheinlich, dass unzählige Dichter sich unabhängig voneinander hinsetzen und Geschichten über Sex mit Tieren erfinden.

Also, deswegen: Gab es im alten Griechenland tatsächlich soviel Sodomie, wie es sich in der Mythologie widerspiegelt? Ich hoffe, es ist nun ein bisschen klarer geworden, was ich ausdrücken wollte.

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nun weiß ich natürlich nicht, was du konkret unter "viel" verstehst. Aber es ist stark davon auszugehen, dass es diese Form der Befriedigung zwar gab aber eben nicht unbedingt an der Tagesordnung der Menschen stand. Ebenso wenig wie es Homosexualität oder Pädophile im wirklich großen Ausmaß gegeben haben wird.

Damals wie heute dürfte das grenzenlose Ausleben der eigenen Phantasien sowieso nur wenigen Menschen straflos vorbehalten gewesen sein. Die mächtigen des alten Griechenlands werden sich haben nehmen können, was und wen sie wollten. Das wird den Bürgern untersagt gewesen sein. Erst recht natürlich den Sklaven, auch wenn ich mal unterstelle, dass die Sklaven unter sich auch eigene Verhaltensregeln gehabt haben dürften.

In der Mythologie spiegelt sich dann letztlich auch nicht das wider, was das alltägliche Leben der Menschen bestimmt hat. Vielmehr sind es Geschichten der Ausnahme und des Übermenschlichen - praktisch Geschichten der Götter. Das die Handlungen hier sich vom Normalen haben abheben müssen, ist doch selbstverständlich.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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