Taschengeld – leistungsbezogen oder bedingungslos

vom 18.06.2010, 10:28 Uhr

In meinem Bekanntenkreis gab es vor kurzem mal wieder eine Diskussion über das Taschengeld. Dabei ging es nicht um das grundsätzliche Thema, ob überhaupt Taschengeld zu zahlen sei und nicht vordergründig um die Höhe des Taschengeldes sondern eher um die Regelmäßigkeit oder besser aus welchen Gründen Taschengeld gezahlt werden sollte. Mich würde mal interessieren, aus welchen Gründen Ihr Euren Kindern Taschengeld zahlt oder auch zahlen würdet. Aber zunächst mal die Meinungen aus unserer Diskussion.

Ich gebe es zu, ich bin ein Verfechter des bedingungslosen Taschengeldes, das regelmäßig in einer bestimmten Summe gezahlt werden sollte, stehe damit aber nicht allein da. Dafür gibt es aber für andere Hilfen keine zusätzlichen Zahlungen, denn Mithilfe im Haushalt erwarte ich einfach, das muss einfach sein damit der Haushalt funktioniert. So soll mein Kind den Umgang mit Geld erlernen und das klappt auch sehr gut, andererseits will ich aber auch vermeiden, dass mein Kind denkt es müsse für jede kleine Leistung entlohnt werden. Außerdem: da ich nun bei Wünschen immer auf das Taschengeld verweisen kann, spare ich letzten Endes trotz der wöchentlichen Auszahlung und mein Kind überlegt genauer, ob es bestimmte Dinge unbedingt braucht oder vielleicht doch nicht.

Andere Personen in meinem Bekanntenkreis sehen in dem leistungsbezogenen Taschengeld einen besseren Erziehungseffekt. So bekommen die Kinder in der Regel für das Zeugnis Geld, jede Note entspricht einem bestimmten Betrag und die Summe wird dann am Tag der Zeugnisausgabe ausgezahlt. Die Begründung dafür (nicht völlig von der Hand zu weisen): es ist nun mal, dass man im späteren Leben auch für Leistung bezahlt wird. Sicher ist auch diese Meinung nicht grundlegend verkehrt, denn von nichts kommt nichts. Selbst wenn man staatliche Leistungen in Anspruch nehmen will, muss man erst mal aktiv werden und auch am Ball bleiben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde mich eigentlich zu einer Mischung von bedingungslosem und leistungsbezogenem Taschengeld bekennen. Denn schließlich kann und soll man das Taschengeld nicht komplett streichen können, wenn einmal die Leistung nicht ganz erbracht wurde. Einen kleineren Betrag festzulegen, den man dann immer bekommt finde ich sehr wichtig. Wenn man dann dem Kind noch weitere Anreize gibt, sodass es sich den Betrag noch etwas erhöhen kann, wenn es zum Beispiel gute Leistungen in der Schule bringt oder auch im Haushalt gut mit hilft oder andere Dinge gut macht, dann finde ich den Einfall eigentlich ganz gut.

Jedoch sollte man den festen Betrag eben nicht so gering auslegen, sodass das Kind nicht direkt gezwungen wird, dass es wirklich die Leistung schon sehr gut bringt. Denn wenn man dies so machen würde, dann würde es ja auch nicht wirklich einen Sinn machen, dass man das Taschengeld so aufteilt. Deswegen muss eben gut darüber nachdenken, wie viel man als festen Betrag ansetzt und wie viel man flexibel, also von der Leistung abhängig macht.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich selber würde das Taschengeld nicht an Bedingungen knüpfen, wobei ich nicht ausschliessen will, als erzieherische Maßnahme bei einer "schlimmen" Verfehlung, die Auszahlung des Taschengeldes zu verweigern.

Das Taschengeld dient in meinen Augen dazu, dem Kind den Umgang mit Geld zu lehren. Hilfen im Haushalt und ähnliches werden bei mir nicht zusätzlich belohnt, ebenso würde ich für gute Zeugnisse/Zensuren keine Extrazahlungen leisten. Bei besonders guten Leistungen in der Schule könnte ich mir dann vorstellen, als Ausnahme eine gemeinsame Unternehmung durchzuführen. Das muss sich aber dann zeigen, meine Kinder sind gerade im Kindergartenalter bzw. auf halben Wege dorthin.

Dass Kinder für Leistung bezahlt werden, finde ich nicht richtig, auch wenn es im späteren Leben so sein wird. Diese tatsache werden die Kinder dann entsprechend noch feststellen, das muss nicht in jungen Jahren vorgelebt werden.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



So finde ich es am sinnvollsten: ab 8 Jahren bekommt das Kind Taschengeld. Dieses Taschengeld ist ein festgelegter Betrag der sich jedes Jahr so um 2 € pro Woche erhöht. Das Taschengeld kann bei Verstößen jedoch gekürzt werden, aber auch bei tollen Leistungen erhöht werden. Hinzu kommt ja meistens noch das Geld von den Omas. Man sollte versuchen den Kind zu erklären diese Geld zu sparen und auf ein Sparbuch zu bringen.

Ist das Kind dann so 14 Jahre alt bekommt es ein eigenes Konto und darauf monatlich Bekleidungsgeld überwiesen. Von diesem kann es sich halt alle Klamotten kaufen die für das Geld raus springen.

Wichtig ist den Kindern den Umgang mit Geld sorgsam näher zu bringen, damit sich recht gut auf ihr eigenes Leben vorbereitet sind.

» Franzl » Beiträge: 14 » Talkpoints: 0,04 »



Ich werde es generell bei meinem Sohn, wenn er alt genug ist, auch so halten, dass es für ihn ein bedingungsloses Grundtaschengeld gibt, das jede Woche gleich ausbezahlt wird. Klar, dass mit zunehmenden Alter auch die Höhe dann steigt.

Zusätzlich zu diesem Grundbetrag an Taschengeld, werde ich bei meinem Sohn einmal einführen, dass es für besondere Leistungen dann zusätzlich etwas gibt. Ob das jedes Mal dann ein erhöhtes Taschengeld ist oder ob es dann irgendetwas ist, was er sich wünscht, das lasse ich hier einmal offen. Das wird dann auf die entsprechende Situation ankommen.

Bei mir war es früher auch so, dass ich für besonders gute Noten in der Schule noch zusätzliches Geld bekommen habe, was mich auch immer wieder angespornt hat, auch beim nächsten Mal eine möglichst gute Note zu schreiben bzw. ein möglichst gutes Zeugnis nach Hause zu bringen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde eigentlich auch, dass es albern ist, Kindern nur Taschengeld zu geben, wenn sie eine bestimmte Anforderung erfüllt haben. Das mag im ersten Moment vielleicht praktisch sein, weil das Kind sich dann so verhält, wie man es haben möchte und man sich nicht ärgern muss. Aber auf der anderen Seite muss man auch sehen, wie sich das nachher auf die Zukunft des Kindes auswirken könnte. Manche Kindern meinen dann nämlich, all die Dinge nur tun zu müssen, weil sie Taschengeld dafür bekommen. Sie wissen nicht, wieso sie das tun und wofür sie das tun, sondern sehen nur das Geld.

Wenn solche Kinder dann irgendwann einmal auf sich selbst gestellt sind, haben sie meistens ein Problem, weil sie total unmotiviert sind und nicht wissen wofür und wieso sie lernen oder sich im Job bemühen sollen, weil es eben keine direkt darauf folgenden guten Konsequenzen hat. So habe die Eltern zwar weniger Probleme und müssen sich mit der Erziehung nicht anstrengen, weil die Kinder vieles einfach nur machen, weil sie Geld dafür bekommen, aber in der Zukunft haben sie dann womöglich deutliche Probleme, weil sie keine Motivation haben.

Bekommt das Kind immer Geld, hat das zwar vielleicht auch den Nachteil, dass es den Eltern vielleicht schwer fällt, Kindern auch noch Taschengeld zu geben, wenn sie sich beispielsweise richtig daneben benehmen oder schlechte Noten in der Schule bekommen. Dann hat das manchmal den Schein, man würde die Kinder dafür sogar noch belohnen. Aber die Kindern lernen, dass sie Dinge nicht für das Taschengeld tun, sondern damit mal aus ihnen wird und es durchaus auch seine Vorteile hat, auf die Eltern zu hören. Mit dem Geld lernen sie dann nebenbei schon ein wenig für ihr späteres Leben, indem sie auch mit ihrem Geld eine bestimmte Zeit lang auskommen müssen und es sich einteilen müssen. Das lernt man nicht, wenn man nur für bestimmte Leistungen Geld bekommt.

Bei manchen Kindern bietet es sich meiner Meinung nach aber auch an, sie für besonders gute Leistungen nochmal mit ein bisschen Geld zu belohnen. Das muss aber nicht unbedingt Geld sein, es kann auch was anderes sein, je nachdem wie alt das Kind ist. Natürlich muss man auch hier aufpassen, dass man nicht wieder für jede Kleinigkeit belohnt und das Kind am Ende nicht auch noch anfängt Forderungen zu stellen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke eigentlich, dass eine Mischkalkulation das richtige wäre. Die berufstätigen Eltern erhalten ja schließlich auch ein festes Gehalt, mit dem sie rechnen können, und verantwortungsbewußtes Umgehen mit Geld kann ein Kind nur lernen, wenn es damit rechnen kann, dass die vereinbarten oder zugestandenen Zahlungen auch pünktlich erfolgen.

Andererseits war es bei uns zu Hause auch üblich, dass für die Zeugnisnoten bezahlt wurde. Es gab zwar keine ganz festen Tarife, aber zumindest bekamen wir immer etwas Geld, auf das wir uns natürlich dann auch freuten.

» RopiusK » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das leistungsbezogene Taschengeld was du beschreibst ist das gar nicht wirklich, wenn man das ganze mal genauer betrachtet. Ein bestimmte Geldbetrag nach Noten berechnet ist mit einer Prämie seitens des Arbeitgebers zu vergleich für besonders gute Leistungsbereitschaft. Und damit wird ein Kind eben auch langfristig für gute Noten arbeiten.

Anders wäre es, wenn man für jeden Test bezahlen würde, wenn die Note entsprechend ist. Denn damit lernt man quasi einem Kind, das es nur arbeiten muss, wenn es auch Geld benötigt und damit auch erst das leistungsbezogene Taschengeld als solches eingeführt. Samt seiner negativen Seiten.

Ein Taschengeld sollte regelmäßig und ohne Bedingugen gezahlt werden. Denn Kinder müssen eben den Umgang mit Geld lernen, damit sie später mal nicht scheitern.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Also ich würde nicht sagen, dass man Taschengeld leistungsbezogen zahlen soll. Es gibt auch Kinder die für schlechtere Noten nichts können. Nicht jeder schlechte Schüler ist eine faule Socke. Auch zahle ich nicht, wenn meine Kinder mir bei kleineren Dingen im Haushalt helfen.

Das sollte selbstverständlich sein. Sonst wollen sie demnächst für das Müll raustragen gleich 5 Euro und fürs Zimmer abstauben dann vielleicht ein Nintendo DS oder so. Taschengeld soll immer dem Alter angepasst bezahlt werden. Sinn und Ziel des Taschengeldes ist ja, dass die Kinder lernen mit Geld umzugehen und auch mal zu sparen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


MoneFö und andere haben es ja schon ganz richtig erklärt: Der Sinn von Taschengeld liegt, auch für mich, darin, dass Kinder lernen mit Geld umzugehen. Über den allgemeinen Sinn von Taschengeld wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert. Dem Kind einfach immer alles zu kaufen, was es will, ohne dass es auch mal selber denken und rechnen muss, finde ich nämlich auch sinnfrei.

Natürlich kann man auch mal leistungsbezogen etwas zuschießen, etwa für eine besonders gute Klassenarbeit oder ähnliches. Im Berufsleben bekommt man ja auch ab und zu einen Bonus ausgezahlt, je nach Berufsfeld. Warum soll es das für Kinder nicht geben? Auf der anderen Seite müssen sie aber begreifen, dass man einen festen Betrag im Monat oder in der Woche zur Verfügung hat und sich genau überlegen muss, wofür man das Geld verwendet. Denn wenn es weg ist, ist es weg. Da ist es wenig sinnvoll dem Kind, das alles für Süßigkeiten "verprasst" hat, noch etwas für die neue Cd zu geben. Denn dann lernt es nicht zu kalkulieren, unter Umständen nie. Ich habe Komilitonen, bei denen ist das jetzt noch so. Die kriegen einen relativ großzügigen Unterhaltssatz von den Eltern, müssen aber mindestens alle zwei Monate um Zuschuss betteln, weil sie das Geld für Miete und Lebensmittel in Klamotten oder das Nachtleben investiert haben.

Deswegen finde ich es auch schwierig ausschließlich leistungsbezogen Taschengeld zu geben. Wie JotJot schon sagte, Mitarbeit im Haushalt ist selbstverständlich, dafür muss man nicht entlohnt werden, jedenfalls nicht finanziell. Mitarbeit in der Schule eigentlich auch. Natürlich kann man für eine besonders gute Leistung auch mal eine Belohnung geben, das spornt ja auch an. Aber das ist eben eine sehr unregelmäßige Sache und diese Unregelmäßigkeit macht es schwer, vor allem für jüngere Kinder, zu lernen ihr Einkommen und ihre Ausgaben zu verplanen, weil man eben nie genau weiß, wann der "Nachschub" eintrifft.

Darum wäre ich, wie schon gesagt, für eine leistungsunabhänige, regelmäßige Auszahlung mit kleinen Boni in angemessenen Situationen. Über die Höhe lässt sich auch vortrefflich streiten, aber am wichtigsten ist für mich die Regelmäßigkeit, mit der man Geld bekommt.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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