Peinlicher Fehler bei Abiturprüfung in Sachsen- Anhalt

vom 22.04.2010, 10:04 Uhr

Ein hochrangiges Gremium im Kultesministerium von Sachsen- Anhalt hat es nicht geschafft für ihre Prüflinge im Deutsch- Abitur fehlerfreie Aufgaben zu formulieren.

Die Schüler wurden zur Interpretation eines Textes von Friedrich Schiller über den Einsatz eines Chores in der Tragödie aufgefordert. Dummerweise war den Verfassern der Aufgaben leider entgangen dass ein Sachtext nur erörtert werden kann, eine Interpretation ist also unmöglich. Wer es nicht mehr so genau weiß, eine Erörterung bedeutet sich über ein Thema eine Meinung mit Pro und Kontra zu bilden und eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen. Beim Interpretieren sind die Dinge auszulegen und verschiedene Deutungen in Betracht zu ziehen. Eine Verwechselung ist ungefähr so als würde man Plus- und Minuszeichen in der Mathematik verwechseln. Desweiteren enthielt der Text auch noch zwei dicke Rechtschreibfehler.

Ob es nun ein aufmerksamer Schüler zuerst bemerkte oder ein Lehrer blieb offen, auf jeden Fall liefen aber die Telefone zum Kultesministerium heiß. Für solche Fälle gibt es ein Notfallprogramm. Es wurde kurzer Kriegsrat gehalten und innerhalb von 15 Minuten festgelegt dass die Prüflinge die diese Aufgabe gewählt hatten ihre Abgabefrist um eine halbe Stunde verlängern durften. Der Text wurde entsprechend verändert. Interessant war für mich zu erfahren dass die Lehrer zu den Prüfungszeiten verpflichtet sind alle dreißig Minuten in ihr Mailfach zu schauen um nachzuprüfen ob irgend welche aktuellen Anweisungen zur gerade laufenden Prüfung vorliegen. In diesem Fall hatte es sich bewährt so zu verfahren, es brauchte deshalb niemand auf seine Prüfung verzichten.

Wie aus dem Kultesministerium verlautete bedaure man diese Fehler die wohl durch falsches Abschreiben der Texte entstanden sind und man sicherte zu dass die Schüler keinen Nachteil haben werden wenn sie durch die falsche Formulierung auch falsche Schwerpunkte gesetzt haben. Hier habe ich allerdings meine Zweifel. Wenn man einen Sachtext nicht interpretieren kann, dann kann dieses Dogma auch nicht nachträglich umgemodelt werden. Auch muss sich noch herausstellen ob nicht doch für einige Prüflinge die Prüfungsbedingungen zum Beispiel durch eine verzögerte Änderungsübermittlung nicht gleich waren.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe mein Abitur noch vor mir und muss zugeben, dass ich jetzt schon Angst davor habe. Solche Fehler in der Aufgabenstellung können doch ganz schön Punkte kosten. Ich finde schon, dass die Schüler dann einen Nachteil haben, es geht trotzdem Zeit verloren und man muss auch erst mal wieder umdenken und sich mit der neuen Aufgabenstellung befassen. Das kann sich doch letztendlich nur zum Nachteil auswirken und ich finde es sehr armselig, dass man es nicht mal hinbekommt, ein mal im Jahr eine richtige, fehlerlose Abiturklausur zu stellen. Genug Zeit haben sie doch oder etwa nicht? Und mich würde auch interessieren, was das für Leute sind, die die Klausuren prüfen, wenn ihnen solche großen Fehler einfach entgehen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ja das ist wirklich peinlich und ich frage mich jedes mal wie es sein kann das solche Fehler zu stande kommen, immerhin, so wurde es uns zumindest von den Lehrern mitgeteilt, werden die Aufgaben von einer Art Gremium fertig gestellt, das aus mehreren Personen besteht. Hierbei sollen auch ehemalige Lehrer und aktuelle Lehrer des jeweiligen Faches vertreten sein und dennoch schleichen sich immer wieder solche Fehler ein die niemand bemerkt? Vor allem angeblich werden die Aufgaben doch auch speziellen Lehrern zum Lösen vorgelegt um diese zu prüfen, wie kann das also immer wieder vorkommen?

Besonders diesen Fehler finde ich extrem peinlich, da man doch schon in der Aufgabenstellung sehr schnell feststellen könnte, das hier etwas absolut nicht stimmt. Bei usn gab es im Abitur mal das Problem bei der einen Matheaufgabe, die war nämlich gar nicht lösbar, obwohl man in weiteren Aufgaben das Ergebnis weiterverwenden sollte. Das war echt böse, alle Betroffenen mussten das Matheabitur noch einmal wiederholen und ich glaube das ist wirklich nicht angenehm für die Schüler. Man ist so schon hammer aufgeregt und dann auch noch so etwas ist schon ganz schön übel.

@Crispin
Ja so ging es mir direkt vor dem Abitur auch. Durch die ganzen Fehler, die jedes Mal zu dieser Jahreszeit in den Abituren Deutschalnds gemeldet werden, bekommt man schon ganz schön Schiss, das es einen selbst trifft und man deswegen vielleicht sogar sein Zeugnis später erhält und sich nicht rechtzeitig bewerben kann. Das kann schon schlimm ausgehen, wenn der Fehler zum Beispiel erst im Nachhinein auffällt und gar nicht während des Lösens der Aufgabenstellung. Allerdings kann ich dir nur sagen, bei uns hat es letztlich auch alles geklappt und die Lehrer sind eigentlich immer super bemüht sich für die Schüler einzusetzen und es wird irgendwie schon alles klappen. Wenn solche Fehler viel zu spät auffallen, wird das so weit mir bekannt, auch zu Gunsten der Schüler eingerechnet, so dass einem kein Nachtteil draus gedreht wird, denn kontrollieren tun glücklicherweise die Lehrer und nicht die Hersteller der Abituraufgaben.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Als ich meine Abschlüssprüfung der Mittelstufe gemacht habe, waren auch etliche Fehler in den Aufgabeblättern vorhanden. So hätten wir laut Deckblatt 90 Stunden Zeit gehabt, um mal gleich den ersten Fehler zu nennen.

Ich kann ja verstehen, wenn Lehrer kleine Rechtschreibfehler machen und diese dann hoffentlich noch vor der Arbeit oder Klausur bemerken. Beim Abitur oder den zentralen Abschlussprüfungen halte ich es jedoch für ein Unding, wenn vermutlich gut bezahlte Leute solch schreckliche Fehler einbauen, die dem ein oder anderen eine Menge Ärger bereiten könnten. Wenn man unter Druck steht, macht man so einige leichtsinnige Fehler. Es ist doch anzunehmen, dass mehrere Personen vor dem "OK" die Aufgaben durchlesen und diese Fehler entdecken. Dass man die Fehler selbst übersieht kommt ja vor, ist auch völlig nachzuvollziehen.

Im Matheunterricht arbeiten wir kaum noch mit dem Buch, denn auch da gibt es zu viele Fehler und Lösungsvorschläge, die überhaupt nicht zu gebrauchen sind. Die Kosten sind dafür aber enorm und ich bezweifle stark, dass das Ausnahmefälle sind.

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» LastGen » Beiträge: 411 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich hatte letztes Jahr meine Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen. Geprüft wurde ich in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe, die beiden ersteren auf Leistungskurs-Niveau. Nach dem Debakel bei den Mathe-Prüfungen mit dem sogenannten "Oktaeder des Grauens" hatte ich auch sehr großen Respekt vor Mathematik, vor allem, weil es sowieso nicht mein bestes Fach war und ich jeden Punkt gebrauchen konnte.

Ehrlich gesagt, vertraue ich einem zentralen Schulgremium weniger als dem unterrichtenden Lehrer. Die letzten Jahre waren fast durchgängig gute Beispiele für das Sprichwort "Zu viele Köche verderben den Brei". Zwar fehlte meiner Meinung nach letztes Jahr ein ähnlich großer Skandal wie zu im Jahr zuvor, trotzdem bin ich vom Zentralabitur an sich nicht überzeugt.

Das nun in Sachsen-Anhalt das Gremium die falsche Arbeitsanweisung gegeben hat, klingt wirklich nach wenig, aber wenn man als Abiturient die Operatoren einer Fragestellung gelernt und verinnerlicht hat, kann das schnell zu allgemeiner Verwirrung sorgen. Glücklicherweise kann man sich ja zwischen mehreren Texten entscheiden in der Deutschprüfung, trotzdem war es ein herber Tritt für die, die auf Schiller gesetzt haben, und nun die Aufgaben in eine völlig falsche und eigentlich unmögliche Richtung gelöst haben. Da fragt man sich wirklich, ob das Gremium sich nun aktiv berät oder man einfach die erstbesten Aufgaben durchwinkt. Jedem Schul-Deutschlehrer wäre dies sicherlich aufgefallen.

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Peinlich, peinlich. Kann es sein, dass solche bzw. ähnliche Patzer in den letzten Jahren immer häufiger passieren. Oder bilde ich mir das nur ein?

Dass man den Schülern 30 Minutne länger für die Aufgabenbearbeitung gab ist ja nett und auch sicher gut gemeint. Aber auch wenn meine Abiturprüfungen nun schon einige Jahre zurück liegen, so weiß ich doch, dass da die Aufregeung groß ist und man sich gern an den Aufgabenstellungen festhält, die von Menschen stammen, die es ja wissen (müssten). Solche Fehler sind dann sehr ärgerlich und tragen nur zur Verunsicherung bei. Da nützt dann sicher auch die Verlängerung nicht sehr viel.

hooker hat geschrieben:man sicherte zu dass die Schüler keinen Nachteil haben werden wenn sie durch die falsche Formulierung auch falsche Schwerpunkte gesetzt haben. Hier habe ich allerdings meine Zweifel. Wenn man einen Sachtext nicht interpretieren kann, dann kann dieses Dogma auch nicht nachträglich umgemodelt werden.

So sehe ich das auch. Das Problem ist doch auch: woher will man wissen, onb ein Schüler eventuell wegen der schlicht und ergreifend falsch formulierten Aufgabe falsche Schwerpunkte gesetzt hat und vielleicht auch unkorrekte Formulierungen gewählt hat oder ob er im Fach Deutsch tatsächlich nicht ausreichende Kenntnisse besitzt um eben diese oder jene Note zu erreichen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In dem Jahr wo ich Abitur gemacht habe, hat man wohl im Mathe-Leistungskurs auch einen Fehler gemacht. Da mich das nicht betraf, weiß ich auch gar nicht, was die da gemacht haben. Ich finde es schon ein bischen gruselig, dass man die Aufgaben scheinbar nicht von mehreren Menschen kontrollieren lässt, bevor sie raus gehen. So ein Fehler ist schon gravierend.

30 Minuten stehen für mich dann aber auch eigentlich nicht im Verhältnis. Erfährt man sowas, irritiert das schon ganz schön und für den Fall, dass man den Fehler gar nicht bemerkt hat und das Konzept schon vor Augen hat - das ist schon schlimm.

Ist das neu, dass die Lehrer in ihr Postfach gucken mussten, oder war das nur wegen dem Fehler? Es ist zwar schon ein paar Jahre her seit ich Abitur gemacht habe, aber damals hat man nichts in der Richtung gemacht und ein bischen verwundert mich das schon.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



winny2311 hat geschrieben:Ist das neu, dass die Lehrer in ihr Postfach gucken mussten, oder war das nur wegen dem Fehler?

Das soll es schon seit Jahren geben. Man hat das eingerichtet um eventuelle Fehler schnell zu beheben und auch um Unklarheiten bei der Aufgabenstellung zügig erläutern zu können. Damit ist gemeint, wenn ein Lehrer eine unklare Formulierung findet oder viele Fragen zur Aufgabenstellung durch die Schüler auftauchen, dann kann das per Mail schnell beantwortet werden und eben auch per CC an alle anderen Schulen geschickt werden.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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