Gerüche beschreiben

vom 09.04.2010, 16:08 Uhr

Ich habe in einem anderen Beitrag schon einmal berichtet, dass ich unter Anosmie "leide". Das bedeutet, dass ich voraussichtlich von Geburt an keinen Geruchssinn habe, zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass ich jemals schon etwas gerochen hätte.

Trotzdem, oder vielleicht sogar gerade deswegen, diskutiere ich sehr gerne mit Leuten über Gerüche. Nun, die Diskussion hält sich von den Argumenten her zwar manchmal ein wenig in Grenzen, da ich ja keine konkreten Erfahrungen oder Beschreibungen schildern kann, aber ich finde es sehr interessant, wie Leute Gerüche beschreiben.

Ich habe das Buch "Parfum" von Patrick Süßkind mit großem Interesse gelesen. Es ist faszinierend, wie er Gerüche beschreiben kann und auch wenn viele Menschen verschiedene Gerüche mehr oder weniger in die gleiche Kategorie bezüglich angenehm oder unangenehm einteilen, sind die Schilderungen doch oft sehr unterschiedlich.

Wie erlebt ihr Gerüche? Welche habt ihr besonders gerne und welche könnt ihr überhaupt nicht ausstehen? Haben Gerüche für euch eine besondere Bedeutung oder nehmt ihr sie einfach hin und sind euch mehr oder weniger egal. Gibt es Situationen wo ihr bewusst etwas riecht? Woran könnte es eventuell liegen, dass euch ein Geruch gefällt? Ich habe schon oft gehört, dass das auch sehr mit der Kindheit zusammenhängen kann. Wenn man also einen Geruch mit einer angenehmen Erinnerung aus der Kindheit in Verbindung bringt, wird man den Geruch automatisch für immer mögen.

Glaubt ihr, dass Gerüche bei der Partnerwahl eine große Bedeutung bei euch haben? Habt ihr schon einmal einen Partner gehabt, wo ihr den Körpergeruch nicht leiden konntet? Ich kann mir zum Beispiel schon sehr gut vorstellen, dass die Gerüche bei der Partnerwahl eine große Rolle spielen. Ich glaube irgendwie an diese Theorie aber ich frage mich dann, ob man da dann oft nicht irregeführt werden kann, wenn Parfums verwendet werden? Die überdecken dann ja den Körpergeruch, oder?

Dennoch ist es denke ich angeboren, dass sich Menschen durch den reinen Körpergeruch angezogen fühlen können. Neugeborene, die noch nicht so gut sehen können, erkennen die Mutter ja auch gut am Körpergeruch und fühlen sich dann angeblich wegen dem Geruch besonders geborgen.

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Für mich spielen Gerüche eine ernorme Rolle und ich könnte mir ein Leben ohne sie nur schwer vorstellen. Gerüche folgen einem ja auf Schritt und Tritt, ich bezweifle das ich jemals in meinem Leben nichts gerochen habe, auch wenn ich nicht ununterbrochen bewusst rieche. Oftmals trägt es jedoch sehr zu meinem Wohlbefinden bei etwas zu riechen.

Besonders wichtig erscheinen mir Gerüche daher bei der Nahrungsaufnahme, ich schnuppere sozusagen am Essen, wodurch sich ja eine gewisse Vorstellung ergibt, die die Vorfreude anregt, gleich etwas tolles zu Essen zu kriegen. Oder aber bei der Körperpflege, sei es nun die Sicherheit das man keinen schlechten Atem hat oder die beruhigende und entspannende Wirkung eines Bades mit duftenden Ölen oder Kräutern.

Die Geruchserinnerung ist sehr gut vergleichbar mit einer Klangerinnerung, z.B hat man seinen ersten Kuss bei den Klängen von "Time of my Life" bekommen, kann das so prägend sein, das man sich jedes mal wenn man das Lied hört, die Erinnerung an diesen Kuss heraufbeschwört. Ebenso funktioniert es auch mit Gerüchen. Ich werde immer an meine Kindheit erinnert, wenn ich den Duft einer Kerzenfabrik wahrnehme, da meine Mutter in einer solchen gearbeitet hat und ich sie dort immer besucht habe. Ein Negativbeispiel ist die extreme Abneigung gegen Raumsprays mit Mangodüften, da dieser Duft in der Luft lag als meine Oma in meinen Armen starb. Mir wird grundsätzlich übel wenn ich es rieche und ein Verlustgefühl stellt sich ein.

Natürlich gibt es auch Gerüche die einfach unangenehm sind, wobei ich klar abgestoßener bin von Gerüchen mit verbundener Erinnerung als ohne. Schwefel, der ja auch oft mit faulen Eiern verglichen wird, ist mit Sicherheit nichts dem ich lange ausgesetzt sein möchte, jedoch wieder eher vergleichbar mit einem schlechten Lied. Es nervt und auf Dauer kriegt man vielleicht Kopfweh, mehr aber auch nicht. Es gibt auch Gerüche die einen in Panik versetzen können oder alarmierend wirken. Verbranntes Plastik beispielsweise, Gas, Öl oder auch Benzin sind da die gängisten.

Als regelrecht "gemeingefährlich" empfinde ich Düfte komischerweise nur bei auffallendem Körpergeruch anderer Menschen oder dessen Wohnung. Warum das so ist weiß ich auch nicht, aber daher stammt wohl der Spruch "den kann ich nicht riechen". Besonders extrem wird das natürlich bei mangelnder Körperhygiene, ein Mensch der eine 3 Meter lange Schweißfahne, durchsetzt mit Alkohol und ungewaschener Kleidung hinter sich herzieht, ist für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Oder auch die übermässige Benutzung von Parfüm kann einen regelrecht umhauen, in einem Geschäft wird einem einfach nach längerem Aufenthalt etwas schwummerig, betrifft es aber eine einzelne Person, hat man den Wunsch wegzulaufen oder entwickelt sogar Abneigung.

Einen Partner dessen Geruch ich nicht leiden konnte, hatte ich noch nicht, wie auch? Es kann nur schwer zu weiterem Kontakt kommen wenn man ständig wegrennen will. Jedoch hatte jeder meiner Partner einen ganz speziellen Eigenduft und ich würde ihn sofort wieder erkennen. Ich habe den Geruch meines Partners immer sehr genossen und instinktiv tief eingeatmet wenn ich in seiner Nähe war. Es verschafft einem das Gefühl von Vertrautheit, Geborgenheit und Zuneigung. Künstlich aufgetragene Duftstoffe ändern daran garnichts, sie überdecken den Eigengeruch nur kurzfristig und klingen bei nicht übermässigem Gebrauch schnell ab.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nun ich finde es erstaunlich, dass es Menschen gibt, die keinen Geruchssinn haben! Ich habe bisher wirklich noch nie von sowas gehört! Ich habe aber sehr viel darüber gelesen und gehört, das der Geruch eine sehr entscheidende Rolle bei der Partnerwahl spielt. Wenn sich zwei Menschen begegnen, soll das Gehirn innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde entschieden haben, wie sehr man diese Person mag, ob man will oder nicht. Hat die Person ein Parfüm oder Deo benutzt, wir der Geruch natürlich verfälscht und es kannn zu einer falschen Schlussfolgerung kommen.

Ich hatte vor einiger Zeit auch einen Therapeuten, der sogar so weit ging zu behaupten, dass der Geruch auch die Ursache für Scheidungen ist. Er meinte, dass man sich an das Parfüm seines Partners gewöhnt und auch an den Wechsel (also wenn der Partner plötzlich ein neues Parfüm hat). Und wenn dann einer der Partner auf einmal aufhört Parfüm zu benutzen und diese Angewohnheit eben auch beibehält, würde dem anderen Partner plötzlich der richtige Körpergeruch bewusst und somit würde sich auch oft die Entscheidung ändern, ob man diesen Menschen mit diesem neuen Geruch nun mag oder nicht. Dann würden sich viele Paar zerstreiten und Schuld sei nur das Parfüm. Ich weiss nicht, wie viel an der Sache dran ist, aber ich bin sicher, dass der Körpergeruch eine sehr entscheidende Rolle bei dem Ganzen spielt.

Ich selbst bevorzuge eigentlich Moschus. Künstliche Düfte stoßen mich sofort ab, Vanille Duft oder andere süßliche Düfte mag ich auch nicht besonders gerne. Mein Freund benutzt gerne Parfüms mit Moschus und ich natürlich auch sehr gerne und mir ist auch aufgefallen, dass sich der Duft für Männer von manchen Herstellern kaum von dem Frauenduft unterscheidet. Ich liebe diesen Geruch aber sehr, er erinnert mich eben immer an meinen Freund und beruhigt mich auch irgendwie. Was ich auch unheimlich gern habe, ist der Geruch von der Zuckerpaste, die man beim Sugaring benutzt. Ich glaube nicht, dass der Geruch an sich besonders toll riecht, sondern dass es einfach dieser Zusammenhang zwischen Körpergefühl und Duft ist. Wenn ich im Studio bin und das Sugaring fertig ist, trage ich diesen Zucker-Zitronenduft mit mir nach Hause und fühle mich einfach wohl, mit dieser babyweiche Haut. Der Geruch von frischer Wäsche bewirkt auch dasselbe Gefühl.

Was ich auch sehr liebe, sind die Gerüche von Städten. Am Besten riecht meiner Meinung nach immer noch meine Lieblingsstadt Paris. :D Selbst wenn ich nicht dort bin, kann ich mich an den Geruch erinnern und bekomme wieder Fernweh. Auch andere Städte haben spezifische Gerüche. Der Geruch von Abgasen ist natürlich sehr abstoßend, aber der ist nicht ausschlaggebend. Von Land zu Land und Stadt zu Stadt änder sich der Geruch der Luft und ich denke, dass manche Menschen auch daran entscheiden, wo sie am Liebsten leben möchten.

Auch beim Essen ist der Geruch sehr wichtig. Ich entscheide am Geruch, welchen Käse, welche Schokolade oder Soße ich haben mag und welche nicht. Wenn ich Mehrkorntoast rieche, dreht sich mir der Magen um, wenn ich Tomaten-Mozarella Soße rieche, fange ich an zu sabbern. Wenn ich Hunger habe, habe ich auch oft den Geruch von Sachen in der Nase, auf die ich grade Appetit habe. Ist es eigentlich nicht auch so, dass der Geschmackssinn beeinträchtigt ist, wenn man nicht riechen kann? Ich weiß zumindest, dass einem eine Zitrone sehr viel weniger sauer vorkommt, wenn man reinbeißt und sich dabei aber die Nase zuhält. Stimmt das wirklich?

Was mich aber grad auch interessieren würde: Benutzt du eigentlich Parfüm, wenn du überhaupt nichts riechen kannst? Und wenn ja, wie entscheidest du, welches du kaufst? Und wie steht es mit Duschgels oder Deos oder Weichspüler?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@crispin: was den Geschmackssinn betrifft kann ich nicht sagen, dass der bei mir sehr eingeschränkt ist. Eigentlich würde ich sogar meinen, dass er gar nicht eingeschränkt ist, allerdings kenne ich natürlich auch nicht den Vergleich, wie es mit Riechen wäre. Fix ist jedoch, dass ich definitiv Geschmäcker unterscheiden kann.

Ich kann auch feststellen ob nun etwas mit Kräutern oder eben nur mit Salz gewürzt ist. Was mir jedoch schon schwer fällt ist die Unterscheidung von Kräutern. Interessanter Weise liebe ich das Thema Kräuter. Ich habe sogar eigene Kräuterseminare besucht. Ich schmecke schon, dass ein Schnittlauch zum Beispiel eher scharf schmeckt, aber andere Kräuter schmecken dann doch eher fad. Basilikum zum Beispiel ist für mich eher geschmackslos.

Zu den Parfums und Co. Ich habe eine Zeit lang Parfums verwendet. Die konnte ich mir natürlich nicht selber aussauchen. Meine Schwester hat mich da einmal beraten und einmal auch eine Freundin. Mittlerweile trage ich jedoch kein Parfum weil mir das nicht passend vorkommt. Ich kann ja selber nicht entscheiden, ob es zu mir passt und das ist dann denke ich schon eine persönliche Charaktersache, die auch zu einem passen sollte. Meine Beziehungen haben das aber lustige Weise auch immer sehr interessant gefunden und haben mir auch oft meinen Körpergeruch beschrieben, was sie daran nett finden.

Die Theorie deines Therapeuten habe ich auch schon einmal gehört, dass es zu einem Beziehungsende kommen kann, wenn dann jemand einmal ein Parfum wechselt. Inwiefern das stimmt kann ich natürlich nur schwer bis gar nicht beurteilen. Aber so ganz unlogisch kommt mir das auch nicht vor. Eine Freundin von mir reagiert auch immer sehr stark auf die Parfums ihrer Beziehungen. Wenn sie frisch verliebt war und wir bei einem Bipa vorbeigegangen sind, mussten wir immer reingehen und sie hat an dem jeweiligen Parfum ihrer derzeitigen Beziehung geschnüffelt.

Weichspüler verwende ich mittlerweile auch keinen, da mein Sohn Neurodermitis hat und da soll man keinen Weichspüler verwenden, da die sehr reizend für die Haut sein können. Davor habe ich jedoch schon Weichspüler verwendet und bin so blöd das klingen mag oft nach der Farbe gegangen. Ich habe aber auch da einmal mit meiner Mama in einem Geschäft gesprochen und ich habe ihr gesagt, welche Weichspüler ich mir vorstellen könnte, dass sie gut riechen und sie hat dann lustiger Weise in etwa die gleiche Meinung gehabt wie ich. Generell habe ich gerne welches mit Meeresfrischeduft oder auch Aloe Vera genommen.

Bei Deos ist es eigentlich genauso. Die verwende ich auch, da ich ja selber auch schwitze und die anderen nicht mit meinem Dampf belästigen möchte. Auch da blieb ich bei ähnlichen Duftrichtungen wie bei den Weichspülern. Was ich nämlich auch nie verstanden habe beziehungsweise mir nur schwer vorstellen kann, ist, dass es da oft nicht zu einem Duftwirr-warr kommt. Da riecht man einmal den Körpergeruch des Menschen, dann aber auch den Weichspüler, dann das Deo und dann auch noch womöglich das Shampoo und alles sind verschiedene Duftrichtungen. Das kann ich mir etwas verwirrend vorstellen und deswegen habe ich überall in etwa die gleiche Duftrichtung, beziehungsweise suche ich bewusst nach möglichst duftneutralen Mitteln.

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also dass jemand unangenehm nach verschiedenen Düften riecht, habe ich noch nicht erlebt. Nach dem Duschen kann es manchmal vorkommen, dass man eine Mischung aus Shampoo, Deo und Parfum riecht, sofern man alles gerade frisch aufgetragen hat. Aber zumindest Deos und Shampoos riechen nicht besonders intensiv und flauen schnell ab. Wenn das Parfum einem nicht gefällt, dann findet man diese Duftmischung wahrscheinlich auch nicht wirklich wohlriechend. Aber allein das Mischen von Düften macht noch keinen schlechten Geruch. Allerdings sollte man natürlich keine verschiedenen Parfüms auftragen, denn diese riechen meist schon ziemlich intensiv. Eklig ist es dann, wenn man eine Mischung aus Schweiß und Deo zum Beispiel auf Kleidungsstücken riecht.

Interessant, dass du bei Deos nach der Farbe gehst! :) . Ich mache das auch manchmal, wenn ich zum Beispiel schon zu viele Deos probiert habe und nicht mehr zwischen den Düften unterscheiden kann. Oder auch, wenn es um sowas wie Spülmittel geht und mir der Geruch egal ist. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Farben recht gut zu den Düften passen. Dinge mit grüner Verpackung riechen beispielsweise oft aggressiv und künstlich, pastellfarbene Sachen riechen mild und süß, beziehungsweise irgendwie "cremig".

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» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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