Neue Namen für die alten Berufe?

vom 14.01.2010, 19:00 Uhr

Also in meiner Ausbildung hat es ja schon so angefangen, dass plötzlich der Boom war, dass man uns mindestens mit "Kindergärtnerin" und lieber noch mit "Kindergartenpädagogin" ansprechen oder benennen sollte. Wir jedoch, haben, als wir klein waren, unsere "Pädagoginnen" immer liebevoll "Tante" genannt, während man heute nur noch den Vornamen sagen darf. Aber auch bei anderen Berufsgruppen ist mir die Änderung der Namen aufgefallen. Frisörin heißt nun Hairstylistin. Die beste Änderung jedoch ist für mich die des Namens Putzfrau in Raumpflegerin.

Was haltet ihr von den neuen Namen und was denkt ihr, was für Hintergründe dahinter stehen? Manchmal ist es natürlich auch von der Ausbildung abhängig. Wo man früher nur zwei oder drei Jahre zur Schule gehen musste, muss man heutzutage 5 Jahre zur Schule gehen und maturieren um denselben Job zu machen (Kindergartenpädagogin). Aber bei Putzfrau (Raumpflegerin), muss man ja nicht wirklich etwas gelernt haben, um Arbeit zu bekommen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 14.01.2010, 22:32, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Der inhaltliche Sinn bei den Berufsbezeichnungen bleibt allerdings der Gleiche. Beispielsweise ist Raumpflegerin nur ein anderes Wort für Putzfrau, besser oder genauer gesagt ein anderes Synonym. Und es klingt auch besser, wenn man eine Reinigungskraft oder Haushaltshilfe als Raumpflegerin bezeichnet.

Einige Berufsbilder haben sich auch mit dem technischen Fortschritt total verändert, d.h. die Arbeit ist in einigen Bereichen leichter geworden und auch der Aufgabenbereich hat sich dem entsprechend auch verändert. Der Beruf ist dabei allerdings immer noch der gleiche geblieben. So hören sich auch einfache Berufe oder besser gesagt Tätigkeiten nicht abwertend an. Wenn man anstatt zu putzen etwas pflegt ist es doch qualitativ etwas höher gestellt. Durch die modernere Technik ist es in der Praxis auch so und so hat sich dann auch der Beruf oder die spezielle Tätigkeit verändert.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es dann gut und sinnvoll einen neuen Namen zu verwenden, wenn die Inhalte auch neu, also anders oder erweitert oder auch verkürzt worden sind. Oder eben - wie im Falle der Putzfrau versus Raumpflegerin - auch etwas mehr Respekt und Achtung dahinter steckt. Auch ist ein Facility Manager häufig zwar inhaltlich "nur" ein Hausmeister, in größeren Gebäuden und Firmen jedoch markiert es eben den Unterschied des Managers und Personalverantwortlichen gegenüber den Ausführenden Haustechnikern. Und macht somit oft Sinn.

Sinnvol finde ich es auch insbesondere dann, wenn sich die Technologie dahinter ändert. Heute werden keine Druckvorlagen mehr hergestellt oder Schriften gesetzt, dennoch sollte ein Mediengestalter Ahnung von Typografie und Druckverfahren haben.

Manchmal allerdings - gerade in der Betriebswirtschaft oder IT-Branche sind alle diese schicken neuen Namen schicker Schmuck auf der Visitenkarte, die - CEO - Marketing Officer etc. - schlicht und einfach auch auf Deutsch ausgedrückt werden können. Und wenn eine Sekretärin überwiegend Sekretariatsaufgaben hat, na, dann ist es halt eine Sekretärin und keine "persönliche Assistentin".

Ich denke, es ist einfach in Zeiten blühender Ausdrücke wichtig, sich von der Pracht nicht blenden zu lassen - insbesondere in Stellenausschreibungen oder im beruflichen Kontakt mit Kollegen von Geschäftspartnern - sondern den Blick nicht zu verlieren, dass auch hinter einem CBI oder CIO ein Mensch mit mehr oder weniger bestimmten oder unbestimmten Fähigkeiten steckt.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Naja so abwertend sollte man die Raumpfleger auch nicht sehen. Denn immerhin muss man da mittlerweile schon einiges an Wissen mitbringen, was die Verträglichkeit zwischen Reiniger und Fussboden angeht. Denn die Auswahl bei beiden ist doch enorm geworden in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten.

Vorallem wenn man bedenkt wie viel die Leute innerhalb kurzer Zeit doch reinigen müssen. Wenn man dann deren Arbeitszeiten sieht und die Vergütung. Hut ab vor denen, die das machen, denn sonst würden massenweise Büros im Dreck verkommen.

Auch was den gemeinen Hausmeister angeht. Diesen gibt es heute so nicht mehr wirklich. Denn Wege sauber halten, Rasen mähen und mal eine Glühbirne oder Sicherung auswechseln ist nicht mehr alles, was sie tun müssen. Da wird viel technisches Verständnis erwartet, damit man eben nicht wegen jedem Kram eine externe Firma beauftragen muss.

Ich habe dazu neulich erst wieder eine Stellenausschreibung dazu gesehen und gestaunt was da alles für Anforderungen gestellt wurden. Und deswegen werden auch Berufe umbenannt. Weil sich das Berufsbild einfach verändern oder erweitert hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mir ist auch schon öfters aufgefallen das die alten Berufe mittlerweile ganz anders heißen. Ich kann mich auch noch ganz gut an die Tante Erika im Kindergarten erinnern.

Bei manchen Berufen finde ich es eigendlich sinnlos einen neuen Namen zu vergeben. Ich meine wenn man die Kindergartentante einfach Tante nennt finde ich doch schön. Bei der Raumpflegerin lasse ich es mir noch einreden das Putzfrau doch ein wenig abwertend klingt und Raumpflegerin klingt ein wenig besser.

Viele Berufe bekommen einfach einen neuen Namen damit es besser klingt. Als ich in meiner Firma angefangen habe war ich ein EDV Techniker, jetzt ein IT Systemadministrator. Mache aber die gleiche Arbeit, es klingt halt besser.

Benutzeravatar

» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Also ich lerne ja nun ab nächstes Jahr "Gesundheits- und Krankenpfleger". Wenn ich das jemandem sage, gucken die Leute erstmal komisch. Füge ich dann hinzu, dass man auch Krankenschwester dazu sagt, wissen plötzlich alle Bescheid. Mag sein, dass die Bezeichnung etwas professioneller klingt und auch ganz praktisch ist, aber im Volksmund wird sich das glaub ich nicht durchsetzen. Krankenschwestern gibts nun schon seit hunderten Jahren, warum sollen die plötzlich Gesundheits- und Krankenpfleger heißen.

Sinn macht es natürlich. Erstens werden nun auch die immer häufiger werdenden "Krankenbrüder" mit eingeschlossen und man kommt nicht in die Verlegenheit, dass man zu einer Frau Krankenschwester und zu einem Mann einfach nur Pfleger sagen muss. Zweitens ist diese neue Berufsbezeichnung sicher auch ein Schritt in Richtung Vereinigung und Zusammenschluss vieler bisher noch getrennter Pflegeberufe. In anderen Ländern wird zwischen Krankenschwester, Altenpfleger, Heilerziehungspfleger, Kinderpfleger, etc. überhaupt nicht differenziert. Es läuft alles über eine Bezeichnung hinaus, was natürlich für Qualität/Niveau bzw. enorme Einsatzfähigkeit spricht. Also da es nur eine Bezeichnung gibt, muss derjenige auch alles aus den einzelnen Bereichen können und kann somit vielfältiger eingesetzt werden. Das ist natürlich sehr positiv.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^